Global Citizenship Education

Lokale, regionale und globale Verantwortung kennenlernen

Von: Laura Birkelbach

Thema

Die Globalisierung hat unsere Welt verändert und wird es weiterhin tun. Global Citizenship Education soll Schüler*innen (S*S) auf eine Welt mit komplexen Zusammenhängen vorbe­reiten und sie zu mündigen Bürger*innen erziehen.

Global Citizenship Education berührt verschiedene Bereiche des Lebens, die die lokale, regionale und globale Ebene betreffen. Diese werden in der vorliegenden Unterrichtseinheit berücksichtigt, indem die S*S das Erlernte in die jeweilige Ebene einordnen. Zunächst erarbei­ten sie gemein­sam ihre Rolle als „Global Citizens“ sowie deren Vorzüge, aber auch die Heraus­forderungen, mit denen sie sich konfrontiert sehen. Die Globalisierung hat für eine starke Vernetzung der Welt gesorgt, durch die sich vielfältige Möglichkeiten der Gestaltung des eigenen Lebens ergeben. Im Hinblick auf die Anforderung der Mobilität, die an viele Men­schen gestellt wird, kann die Vernetzung aber auch zu einer Belastung werden. Die S*S reflektieren, welche Bedeutung Globalisierung für sie selbst und ihr eigenes Leben hat und welche Verantwortung sie gegenüber der Welt haben. Der letztgenannte Aspekt konzentriert sich besonders auf zwei Bereiche, die im weite­ren Verlauf der Unterrichtseinheit behandelt werden: Hier geht es um die Verantwortung des Menschen für die Umwelt und die Konse­quenzen des Klima­wandels. Damit zusammen­hängend spielt aber auch die Verantwortung einzelner Staaten innerhalb der Weltgemein­schaft eine große Rolle, vor allem im Hinblick auf die Kolonial­geschichte(n) und ihren Folgen.

Lehrplanbezug

Kulturelle Vielfalt, Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Politische Bildung, Globalisierung, Globales Lernen, Bildung für nachhaltige Entwicklung; Kolonialgeschichte.

Da diese Unterrichtseinheit die globale Dimension des Handelns fokussiert, eignet sie sich gut als Ergänzung von eher national ausgerichteter Demokratiebildung.

Erwartete Kompetenzen

Sachkompetenz; Analysekompetenz; Präsentations- und Kommunikationskompetenzen; Mehr­perspektivität; Urteilskompetenz; Diversity-Kompetenzen; Problemorientierung; Refle­xions- und Diskursfähigkeit.

Die S*S lernen die komplexen Zusammenhänge der Welt besser zu verstehen und reflek­tieren, wo sie sich selbst in dieser Welt verorten. So lernen sie die globalen Aspekte bezogen auf den Klimawandel kennen und erarbeiten verschiedene Lösungsmöglichkeiten, wie Menschen diesem entgegenwirken können. Durch ein Rollenspiel werden Präsentations- und Kommunikationskompetenzen gestärkt und die S*S in die Methode der Debatte eingeführt.

Didaktische Perspektive

Die S*S arbeiten mit verschiedenen interaktiven Methoden sowohl individuell als auch in der Gruppe. Die multiplen Perspektiven auf Problemstellungen und die Übernahme von unter­schied­lichen Rollen weiten ihren Blick auf Situationen und Probleme. So werden sie einerseits dazu angeregt, selbstreflexiv auf sich, die eigene Verortung in der Welt und die Verantwortung ihr gegenüber zu schauen. Die S*S lernen aber auch, dass es im Zusammenhang mit globalen Herausforde­rungen immer viele andere Perspektiven gibt, die genauso facettenreich wie die eigene sind und die es in Problemlösungsstrategien zu berücksichtigen gilt. Zwischen der individuellen und der politischen Ebene ist stets zu differenzieren. Durch ein Rollenspiel werden Präsentations- und Kommunikations­kompetenzen gestärkt. Darüber hinaus dienen digitale Hilfsmittel zur Veranschaulichung der Thematik.

Fragen, mit denen sich die Global Citizenship Education befasst, beziehen sich sowohl auf die lokale als auch auf die regionale und globale Ebene, daher bilden diese den Referenz­rahmen für den Inhalt der einzelnen Unterrichtsstunden. Die eigene Verortung in der Welt und die Übernahme von Verantwortung vollzieht sich eher auf der lokalen und regionalen Ebene. Die globalen Aspekte betreffen die Mobilitätsanforderung sowie die Auswirkungen des Klima­wandels, der uns alle als Weltbürger*innen betrifft. In Bezug auf den Klimawandel erar­beiten die S*S verschiedene Lösungsmöglichkeiten, wie Menschen diesem entgegenwirken können, und vollziehen damit wieder einen Rückbezug zur lokalen und regionalen Ebene. Das Rollenspiel in der letzten Stunde befasst sich aus einer nationalstaatlichen Perspektive mit der globalen Ebene.

Die Unterrichtseinheit ist in seinem Umfang flexibel erweiterbar. In der vorliegenden Variante sind entweder vier oder sechs Unterrichtsstunden geplant. An verschiedenen Stellen gibt es aber Hinweise darauf, welche Aspekte noch intensiver bearbeitet werden können, wenn mehr Zeit zur Verfügung steht. Zum Einstieg eröffnet das „Weltspiel“ den S*S einen Blick auf ungleiche Bevölkerungs- und Einkommensverteilung sowie Verantwortung für die starke Belastung der Umwelt. Anschließend lernen sie sich selbst als „Global Citizens“ zu verstehen und lernen, wie ihre Umgebung von Mobilität geprägt ist. Dies spielt sowohl in Deutschland – vor allem in Bezug auf Einwanderung – eine Rolle als auch in deutschen Auslandsschulen, die eine sehr mobile Schüler*innenschaft aufweisen. Mit Hilfe der Kugellager-Methode befassen sich die S*S mit der Frage, was „zu Hause“ und „Heimat“ für sie bedeutet und wo sie sich zu Hause fühlen. Dies verdeutlicht ihnen, wie sie ihre eigene Identität konstruieren.

In der dritten, vierten, fünften und sechsten Stunde geht es vor allem um den Klimawandel. Die S*S werden mit einem Glossar mit den wichtigsten Begrifflichkeiten ausgestattet. Zur Diskussion des Klimawandels mit regionalen Schwerpunkten stehen zwei Varianten zur Verfü­gung. Variante A ist für S*S gedacht, die zum Beispiel aufgrund von begrenzten Sprachkennt­nissen vorzugsweise mit leichteren Texten arbeiten. In Variante B recherchieren die S*S eigenständig Zeitungsartikel zu dem Thema. Es lassen sich auch parallel beide Varianten in einer Lerngruppe bearbeiten, da die Ergebnisse der Gruppenarbeit in einer vergleichbaren Art dargestellt werden. Es besteht die Möglichkeit, in einer anschließenden Doppelstunde mit der gesamten Klasse eine Klimakonferenz zu simulieren. In dieser nähern sich die S*S dem Thema durch Überlegungen zur politischen Verantwortung und finanziellen Beiträ­gen einzel­ner Länder auf der Ebene von Nationalstaaten, die in der Weltgemeinschaft agieren, an. Die vertretenen Länder haben fiktive Namen, da hier kein existierender Staat denunziert werden soll. Sie sind aber inspiriert von realen Gegeben­heiten, so wie sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in der jüngeren Vergangenheit vorherrsch­ten.

Die Schwerpunktsetzung der gesamten Unterrichtseinheit zu Global Citizenship Education wurde durch Interviews angeregt, die mit Lehrer*innen an einer Deutschen Auslandsschule über ihr Verständnis von Global Citizenship Education geführt wurden. Darin wurde einerseits der Bedarf an Unterrichtsmaterialien zu dem Thema eruiert, andererseits wiesen die Interview­partner*innen auf die Bereiche der Global Citizenship Education hin, die für sie in ihrem Arbeitsumfeld besonders wichtig sind.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.