Fallbeispiel 1: Nachbarschaftlicher Ratschlag

Maximilian wohnt mit seinen Eltern direkt gegenüber von Herrn Stein, 71 Jahre alt, einem sehr netten Nachbarn. Von seiner Mutter weiß Maximilian, dass Herr Stein vor mehr als 13 Jahren als sogenannter jüdischer Kontingentflüchtling* aus Litauen nach Deutschland gezogen ist. Er lebt allein. Maximilian und seine Eltern halten gern hin und wieder ein kleines Pläuschen mit Herrn Stein im Flur, wenn sie sich zufällig treffen. Als Maximilian mit seiner Mutter vor kurzen Herrn Stein mal wieder im Flur traf, klagt dieser darüber, dass er kaum Leute kennt und sich häufig einsam fühlt. Auch auf Maximilian macht Herr Stein einen etwas antriebslosen Eindruck. Maximilians Mutter schlägt ihm vor, doch einmal Kontakt zur jüdischen Gemeinde aufzunehmen. Sie hatte aus der Zeitung erfahren, die jüdische Gemeinde würde ein reges kulturelles Angebot anbieten. Herr Stein scheint die Idee nicht gut zu finden, er lenkt das Gespräch auf ein anderes Thema.

*Von 1991 bis 2004 nahmen alle Bundesländer jüdische Zuwanderer aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion auf. Über die Aufnahme entschieden damals die jeweiligen Ministerpräsidenten auf Basis des sogenannten Kontingentflüchtlingsgesetzes.

Arbeitsauftrag

1. Beurteile, was der Grund dafür ist, warum Maximilians Mutter Herrn Stein den Vorschlag macht, Kontakt zur jüdischen Gemeinde aufzunehmen.

2. Entwickle eine Theorie, warum Herr Stein nicht auf den Vorschlag Maximilians Mutter eingeht.

3. Diskutiert in der Kleingruppe und haltet Eure Antworten auf einem Plakat fest.