„Die Geschichte der Familie Jankowski aus Herne gehört sicherlich zu den ‚klassischen‘ Schicksalen der Ende des 19. Jahrhunderts ins Ruhrgebiet eingewanderten Polen. Auf der Suche nach einem besseren Leben um 1890 aus dem damals Studzianna bei Schrimm in der westpreußischen Provinz Posen (heute Śrem bei Poznań/Polen) nach Herne gekommen, leben sie bis heute am gleichen Ort in der neuen Heimat.
Familienvater Johann Jankowski wurde 1939 aufgrund seiner Mitgliedschaft beim Bund der Polen in Deutschland (Związek Polaków w Niemczech spod znaku Rodła) verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt, wo er 1940 ‚an Körperschwäche‘ starb. […]
Da er Reichsbürger war (!), stand der Familie die Identifizierung des Verstorbenen und – gegen Vorkasse von 3 Reichsmark – die Überführung der Urne mit den sterblichen Überresten an den Wohnort zu. […] Nach Abschluss der Formalitäten ist die Urne vier Wochen später in Herne eingetroffen. Sie wurde zunächst einzeln auf dem Herner Nordfriedhof beigesetzt, später jedoch in das Familiengrab der Familie Jankowski umgebettet. […]
Bemerkenswert ist, dass aktuell niemand mehr aus der ruhrpolnischen Familie Jankowski Polnisch spricht. Luzie Ikemann [Tochter von Johann Jankowski] erinnert sich an den Polnisch-Unterricht, der in den 1930er Jahren an den Wochenenden im Umkreis der St. Bonifatius-Kirche in Herne stattgefunden hat. Die Schulbildung erfolgte ausschließlich auf Deutsch. In der St. Bonifatius-Kirche ist es im Zeitraum 1945 – 1955 zu zahlreichen Begegnungen mit dem Bischof Hengsbach gekommen, der sich in der Nachkriegszeit im Rahmen der Seelsorge der Deutschen Bischofkonferenz um die Polen und polnisch-stämmigen Bürger in Norddeutschland gekümmert hat.“
Jacek Barski. „Familie Jankowski – Ruhrpolen in Herne“, in: Porta Polonica, https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/familie-jankowski-ruhrpolen-herne, zuletzt geprüft am 11. April 2024.