Informationsplattform Religion: Das Kopftuch in der Diaspora

Dieser Sachtext der Informationsplattform Religion informiert über die Bedeutung des Kopftuchs in nichtmuslimischen Gesellschaften. Dabei geht es auch um die verschiedenen Auslegungen der Kleidungsregel durch muslimische Frauen. Bei Konflikten um das Kopftuch ist (...) zu beachten, welchen Symbolwert das Kopftuch von außen, also von der christlichen oder säkularen Gesellschaft zugesprochen bekommt, und welche Aussage es für die Gläubigen selbst hat. Unter Bezugnahme auf die Entwicklungen in der islamischen Welt erhält die auf das "Kopftuch" reduzierte Kleidung von Frauen auch hier zu Lande meist einen negativen Symbolcharakter. Dabei fallen oft kulturelle Traditionen der Ungleichheit von Männern und Frauen in islamischen Ländern, die vermutete Rückständigkeit des Islam sowie die Repräsentation von Re-Islamisierungsidealen der arabischen Welt zusammen. ------- Das "Kopftuch" erhält für Migrantinnen aus der Türkei den gleichen Symbolgehalt wie für Frauen aus anderen Regionen, für in Deutschland geborene Musliminnen oder für Konvertitinnen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben eine große Vielgestaltigkeit in der Bedeutung des Kopftuchs für muslimische Frauen in Deutschland gezeigt. In der weit überwiegenden Zahl gehört eine islamistische Repräsentation nicht dazu. Während für Migrantinnen das Kopftuch meist Teil der religiös-kulturellen Tradition der Herkunftsländer ist, stellt es für in Deutschland geborene Musliminnen oft ein Zeichen einer bewussten, oftmals individuellen Aneignung des Islam dar. Diese Aneignung kann traditionelle Glaubensinhalte mit sich bringen, aber auch moderne, "liberale" und emanzipative Interpretationen des Islam zum Inhalt haben. ------- Dies gilt in ähnlicher Weise auch für Frauen, die bewusst kein Kopftuch tragen. Während einige die islamische Tradition und die damit verbundenen Lebensvollzüge ablehnen, lehnen andere Frauen, die sich dem Islam zugewendet haben, das Kopftuch ab, weil es für Muslime in der Minderheitensituation eine Stigmatisierung mit sich bringt oder durch die öffentliche Kenntlichmachung des Glaubens als reine Äußerlichkeit wirken könnte. ------- In allgemeiner Perspektive ist das bewusste Trages des Kopftuchs von Musliminnen vor allem ein Zeichen einer neu gewonnenen Identität als Muslimin in der (deutschen) Minderheitensituation, die eine Hinwendung zum Islam kennzeichnen kann, zugleich aber auch traditionelle islamische Lebensformen etwa der nach Deutschland eingewanderten Elterngeneration ablehnen kann. Das Kopftuch symbolisiert dann wie die übrige als islamisch angesehene Kleidung auch ein Leben als Muslimin in einer als nicht-islamischen akzeptierten Gesellschaft. Es kommt dann auf den Einzelfall an, wie diese Lebenssituation verstanden und die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft geführt wird.

Arbeitsauftrag

Jedes Mitglied eurer Gruppe bekommt beim Lesen des Texts eine andere Aufgabe. (A ,B, C und D)
  • A liest den Abschnitt des Textes vor und stellt den Gruppenmitgliedern anschließend Fragen zum Inhalt.
  • B fasst den Inhalt des Abschnitts mündlich kurz zusammen.
  • C und D stellen Fragen zu Textstellen und Wörtern, die schwierig sind oder die er/sie nicht verstanden hat. Wenn Ihr etwas auch gemeinsam nicht klären könnt, fragt die Lehrkraft.
  • Bevor es mit dem nächsten Textabschnitt weitergeht, werden die Rollen gewechselt.
Wenn Ihr den Text gelesen habt, füllt das vorbereitete Plakat aus.

Quelle

  "Kopftuch, Schleier und Verhüllung", Informationsplattform Religion, www.religion-online.info/islam/themen/info-kopftuch.html