Umweltschutz und Glaube

Seit einigen Jahren gibt es einen global geführten Umweltdiskurs, der ökologische Themen mit einer islamischen Ethik verbindet. Doch inwiefern kann man aus dem Islam Handlungsanweisungen für ökologische Nachhaltigkeit ableiten? Darüber sprach Eren Güvercin mit der Expertin Sigrid Nökel.

Auszüge aus einem Interview von Eren Güverchin mit Sigrid Nökel

Seit einigen Jahren gibt es einen global geführten Umweltdiskurs, der ökologische Themen mit einer islamischen Ethik verbindet. Doch inwiefern kann man aus dem Islam Handlungs­anweisungen für ökologische Nachhaltigkeit ableiten? Darüber sprach Eren Güvercin mit der Expertin Sigrid Nökel.

Worauf man sich stützen kann, sind Vorstellungen genereller Art über die (wünschenswerte) Beziehung zwischen Mensch – Mitwelt – Umwelt. Auch die sind nicht ausführlich dargelegt, sondern konstruierbar aus einzelnen ‚Figuren’, die der Text, das heißt der Koran, und seine systematische Auslegung bieten.

Zu den wichtigsten Eckpunkten, aus denen sich eine pointiert islamische Perspektive ent­wickeln lässt, gehören Begriffe wie: fitra’ – die Schöpfung als ursprüngliche natürliche Ord­nung; ‚tauhid’ – die Einheit der Schöpfung, wonach alle Dinge der Welt miteinander in Be­zie­hung stehen und, weil sie alle gleichermaßen Zeichen Gottes sind, alle gleich bedeutsam, wertvoll und bewahrenswert sind; ‚mizan’, die Balance, bezeichnet den Zustand einer wohl­geregelten Schöpfung, den es zu erhalten bzw. wiederherzustellen gilt. ‚Khilafa’ schließ­lich bezieht sich auf die Rolle des Menschen als Sachwalter der Schöpfung. Der Mensch, so heißt es, habe die Aufgabe, die Ordnung der Schöpfung zu erhalten. Er darf die Früchte der Erde genießen, aber er darf ihre Ressourcen nicht verschwenderisch ausbeuten. Zwar sei er gegenüber seinen Mitgeschöpfen privilegiert durch seine Intelligenz und seine Willens­freiheit, aber eben deshalb trage er Verantwortung für sie. Eine zweite Quelle ist die Sunna, eine Überlieferungen der Worte und Taten des Propheten und der frühen Muslime, die Beispiel­charakter haben für die späteren Generationen. Hier lassen sich etwa Beispiele dafür finden, dass man sparsam und umsichtig mit den natürlichen Ressourcen umgehen und dass man Tiere gut versorgen soll. Auch gibt es Hinweise für einen persönlichen genüg­samen Lebensstil des Propheten, der als vorbildhaft gilt.

Kurz: was heute im Zentrum des Natur-, Umwelt- und Klimaschutzes steht – sparsamer Um­gang mit Ressourcen, kontrollierter Konsum, Beachtung des ökologischen Gleichgewichts – wird aus dem Islam heraus begründet. […] Aus den islamischen Regionen sind Regelungen aus früheren Zeiten bekannt, die man als Instrumente eines Natur- und Artenschutzes bezeich­nen kann und die man heute versucht wiederzubeleben. Dazu zählen sogenannte Harim- und Hima-Zonen. Darunter fallen Schutzzonen um Quellen und Wasserläufe, die z. B. nicht besiedelt werden durften, um das Wasser nicht zu verunreinigen.“

Quelle

Interview von Eren Güvercin mit Sigrid Nökel, „Der Öko-Islam kann Impulse setzen“, in: grenzgänger­beatz, 8. Mai 2009.