Islamische Kleidungsregeln

Die islamischen Kleidungsregeln werden unterschiedlich interpretiert. Dieser Artikel des Islamwissenschaftlers Götz Nordbruch informiert über die Hintergründe dieser unterschiedlichen Deutungen. Ob Kopftuch, Jalabiya oder Häkelkäppchen – es gibt verschiedene Kleidungsstücke, die mit dem Islam in Verbindung gebracht werden. Dabei ist die Kleidung, die in islamischen Ländern traditionell getragen wird, sehr vielfältig. Die Jalabiya, der lange Umhang, der in einigen arabischen Ländern unter muslimischen Männern weit verbreitet ist, ist zum Beispiel in der Türkei ganz unüblich. Und religiöse Muslime in Westafrika kleiden sich anders als solche in Indonesien. Lokale Traditionen prägen also auch religiöse Kleidungsformen oft stärker als die Religion selbst. Ganz abgesehen davon, dass die Mehrzahl der Menschen sich auch in den so genannten islamischen Gesellschaften mehr nach Trends und Moden als nach Tradition und Religion richtet. ------ Allgemein als gültig anerkannte Bekleidungsvorschriften gibt es im Islam also  nicht. Aber es gibt die Interpretation von Regeln und Normen, die – je nach Sachfrage – von einigen oder der Mehrzahl der islamischen Gelehrten als verbindlich angesehen werden. Dabei beziehen sie sich auf Verse des Koran und auf Aussprüche des Propheten Muhammad. Aus diesen Quellen leiten Gelehrte Vorgaben ab, wie sich Muslime ihrer Meinung nach auch heute noch zu kleiden haben. Die Regelungen für Frauen sind dabei deutlich umfangreicher als die für Männer. ------ Für Männer wie Frauen gelte es demnach, sich gepflegt, einfach und nicht körperbetont zu kleiden. Männer sollten dabei nach Ansicht der Gelehrten auch auf Schmuck verzichten. Im Koran ist zudem davon die Rede, dass Frauen ihre "Scham bedecken" und "etwas von ihrem Gewand" herunterziehen sollen, um sich als Musliminnen zu erkennen zu geben und um Belästigungen durch Männer vorzubeugen (Koran 24: 31 und 33: 59). Von einem Kopftuch ist dabei zumindest wörtlich nicht die Rede. ------ Es besteht indes keine Einigkeit darüber, wie diese Formulierungen, beispielsweise zur Verhüllung der Frau, genau gedeutet werden sollen. Müssen nur die Haare bedeckt sein oder auch die Hände und das Gesicht? Auch ist umstritten, welche Bedeutung die Regeln aus dem 7. Jahrhundert heute noch haben und haben sollen: Was damals sinnvoll war, kann heute schließlich überholt sein und müsste daher, so sehen es viele Muslime, neu interpretiert werden. Andere wollen möglichst wortgetreu an den gegebenen Regeln festhalten und sind überzeugt davon, dass diese seit der Zeit des Propheten Muhammads unverändert gelten. Das Kopftuchgebot ist für viele Muslime eine solche Regel.

Arbeitsauftrag

Jedes Mitglied eurer Gruppe bekommt beim Lesen des Texts eine andere Aufgabe. (A ,B, C und D) •  A liest den Abschnitt des Textes vor und stellt den Gruppenmitgliedern anschließend Fragen zum Inhalt. •  B fasst den Inhalt des Abschnitts mündlich kurz zusammen. •  C und D stellen Fragen zu Textstellen und Wörtern, die schwierig sind oder die er/sie nicht verstanden hat. Wenn Ihr etwas auch gemeinsam nicht klären könnt, fragt die Lehrkraft. •  Bevor es mit dem nächsten Textabschnitt weitergeht, werden die Rollen gewechselt. Wenn Ihr den Text gelesen habt, füllt das vorbereitete Plakat aus.

Quelle

Götz Nordbruch, Newsletter Jugendkultur, Religion und Demokratie. Politische Bildung mit jungen Muslimen, Feb. 2011.