Wenn Menschen ihre Heimat verlassen müssen, weil sie dort aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer Religion, ihrer Art zu leben oder ihrer politischen Meinung bedroht werden, dann gelten sie als politische Flüchtlinge. Sie haben dann das Recht, so lange an einem anderen Ort zu leben, bis sie wieder in ihre Heimat zurückkehren können.
Es gibt verschiedene Gründe aus denen Menschen ihre Heimat verlassen: Krieg, Verfolgung, Naturkatastrophen, der Wunsch nach einem besseren Leben oder eine Kombination aus diesen. Menschen, die freiwillig und ohne wirklichen Zwang ihre Heimat verlassen, gelten völkerrechtlich nicht als Flüchtlinge. Wer genau als Flüchtling gilt, wird heute mit Hilfe eines Asylverfahrens festgestellt. Der sogenannte „Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge“ (United Nations High Commissioner for Refugees, UNHCR) überwacht und berät Asylbehörden, um die Umsetzung der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 zu sichern. Doch vor dem Zweiten Weltkrieg gab es solche Einrichtungen nicht und auch die Vereinten Nationen wurden erst 1945 gegründet. Jüd*innen, die vor dem erstarkenden Nationalsozialismus flohen, waren daher auf die Unterstützung von Individuen und neu entstehenden Organisationen angewiesen, um Deutschland verlassen und in ein anderes Land einreisen zu können.
Die Beweggründe zur Migration kann man in Push- und Pull-Faktoren unterscheiden, dann zusätzlich zu den Faktoren, die Menschen zur Ausreise bewegen (Push-Faktoren), müssen sie abwägen, wohin die Reise gehen soll, welches Ziel sie aussuchen. Bei dieser Entscheidung helfen Pull-Faktoren.
Push-Faktoren |
| Pull-Faktoren |
Starkes Bevölkerungswachstum | Bevölkerungsentwicklung | Gleichbleibende oder rückläufige Bevölkerungsdichte |
geringe Löhne, niedriger Lebensstandard, hohe Arbeitslosigkeit | wirtschaftliche Faktoren | hohe Löhne, Arbeitskräftemangel, hoher Lebensstandard, hohes Wohlstands- und Konsumniveau |
schlechtes Bildungswesen, schlechte Gesundheitsversorgung, fehlende soziale Sicherung, Wohnraumknappheit | soziale Faktoren | gutes Bildungswesen, gute Gesundheitsversorgung, soziale Sicherung |
Diktatur, Folter, Bürgerkrieg, Völkermord | politische Faktoren | Demokratisches System, Garantie der Menschen- und Bürgerrechte |
Benachteiligung aufgrund der Religion oder ethnischen Herkunft, Unterdrückung von Minderheiten, Religionsverbot, Verbot der Ausübung bestimmter Sprachen | religiös-ethnische Faktoren | Keine religiös-ethnische Diskriminierung, Minderheitenschutz, Garantie einer freien Religionsausübung |
strukturelle Diskriminierung, struktureller Rassismus, administrative Überwachung | rechtliche Faktoren | Einwanderungsmöglichkeiten, Rechtssicherheit, Diskriminierungsverbot |
Umweltkatastrophen, Wüstenbildung, Wassermangel, fehlende Umweltpolitik | ökologische Faktoren | Intaktere Umwelt, Maßnahmen zugunsten des Ressourcen- und Umweltschutzes |
Seht euch die allgemeine Aufstellung der Push- und Pull-Faktoren an und überlegt, welche davon auf Jüd*innen zutrafen, die sich in den 1930er Jahren dazu entschieden, in die Türkei auszuwandern.
Die Darstellung der Push- und Pull-Faktoren ist inspiriert von folgendem Werk und durch die Redaktion speziell auf die Situation von jüdischen Flüchtlingen zugespitzt worden:
„Flüchtlinge“, Nadin Ritzel, in: Themenblätter Unterricht 109 (2017), herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung, https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/tb109_Fluechtlinge.pdf, zuletzt geprüft am 13. März 2025.