Soziale Ausgrenzungen

Geschichte 1: Hatice und Tanja wünschen sich ein Kind

Tanja und Hatice sind bereits seit der Schule ein Paar. Ihre lesbische Beziehung ist weithin anerkannt, Tanja arbeitet an der Kasse eines Supermarkts, Hatice ist Lehrerin in einer Grundschule. Die beiden wünschen sich ein Kind. Sie entscheiden sich für eine Samenspende für Tanja, die das Kind austragen möchte. Die Schwangerschaft gelingt und die kleine Maya wird geboren. Hatice kann aber nicht sofort ihre Mutter sein. Ein Gesetz sagt, dass in einer homosexuellen Partnerschaft nicht beide Eltern vor der Geburt bereits auf der Geburtsurkunde als Eltern stehen. Damit gehen weniger Rechte für das Elternteil einher, das nicht auf der Geburtsurkunde eingetragen ist. Deswegen entscheiden sich Hatice und Tanja den anstrengenden Prozess zu beginnen, bei dem Hatice ihre eigene Tochter adoptieren muss. Das belastet die junge Familie stark. Hatice ist oft gestresst und genervt. Sie fühlt sich als Elternteil zweiter Klasse. Tanja ist traurig und kann Hatice bei ihrem Gefühl nur wenig helfen.

Beschreibe, was hier passiert ist.

Erkläre, welche Ungleichheit Tanja, Hatice und Maya erleben?

 

Geschichte 2: Marcel und seine Freunde

Marcel ist in der siebten Klasse einer Gesamtschule. Als er 13 wird, bemerkt er noch mehr als zuvor, dass er sich anders fühlt als andere. Die anderen Jungen in seiner Klasse beginnen sich für Mädchen zu interessieren oder sind verliebt. Marcel findet Jungs spannender, er sieht in der Stadt oder im Jugendzentrum oft Jungen, die er hübsch findet oder zu denen er sich hingezogen fühlt. Mit 14 weiß er, dass er schwul ist. Aus Angst, dass er ausgelacht werden könnte, sagt er es aber niemandem. Marcel ist am liebsten mit seinen Freunden Tammo und Ben zusammen. Nachmittags spielen sie zusammen Fußball und Playstation. Tammo und Ben sagen oft solche Sachen wie „Ey du Schwuchtel, gib mal den Ball ab“. Marcel bekommt jedes Mal Bauchweh, wenn sie so etwas sagen. Weil er aber nicht weiß, was er anderes machen soll, sagt er auch diese Sachen, obwohl er weiß, dass es eine Beschimpfung ist.

Beschreibe, was hier passiert ist.

Erkläre, welche Ungleichheit Marcel erlebt.

 

Geschichte 3: Jana in der neuen Schule

Seitdem Jana denken kann, fühlt sie sich wie ein Mädchen. Das ist erst einmal nichts Besonderes, außer, dass in ihrer Geburtsurkunde steht, dass sie eigentlich ein Junge sei. Jana ist trans*.[1] Das bedeutet, sie fühlt sich als ein anderes Geschlecht als ihr Geburtsgeschlecht. Mit viel Mühe haben ihre Eltern, die Jana toll unterstützen, geschafft, dass die Schule sie als Mädchen akzeptiert. Alle nennen sie Jana und benutzen das Personalpronomen ‚sie‘, was Jana sehr wichtig ist. In der Schule darf sie die Mädchentoilette benutzen und ist bei Gruppeneinteilungen immer bei den Mädchen. Sie fühlt sich sehr akzeptiert und unterstützt.

Als Jana auf die weiterführende Schule wechselt, ist diese viel größer als ihre alte Schule. Die mittlerweile Elfjährige kommt in der neuen Klasse an, in der viele neue Kinder sind. Aus ihrer alten Schule ist nur Zahra ebenfalls in ihrer Klasse. Der Anfang fällt Jana sehr schwer. Die Kinder sprechen sie an, ob sie nicht ein Junge sei. Auf dem Weg von der Schule zur Bushaltestelle sind größere Kinder und Jugendliche, die sie aufziehen und ihr Sachen zurufen. Jana ist verzweifelt und weiß nicht mehr, was sie machen soll. Aus Frust und Angst sich jemandem anzuvertrauen, fängt sie an, immer weniger zu essen. Ihre Eltern sprechen sie darauf an, aber sie schweigt. Sie ist verletzt.

Beschreibe, was hier passiert ist.

Erkläre, welche Ungleichheit Jana erlebt.

 

Geschichte 4: Billie im Praktikum

In der neunten Klasse der Gesamtschule ist ein Praktikum geplant. Die Jugendlichen lernen wie sie Bewerbungen schreiben und suchen sich selbstständig einen Betrieb, in dem das Praktikum stattfindet. Billie möchte gern ein Praktikum bei einem Möbelhaus machen. Billie bezeichnet sich selbst als nicht-binär, ist also weder weiblich noch männlich. Bei der Bewerbung lässt Billie einfach das Feld ‚Geschlecht‘ aus. Billie bekommt den Praktikumsplatz. Bei der Einstellung ist die Chefin verständnisvoll und findet es spannend, dass Billies Personalpronomen sie*er [2] ist. Als Billie jedoch anfängt zu arbeiten, reden alle so komisch. Die Mitarbeiter*innen wollen mit Billie immer über das Geschlecht sprechen und fragen sie*ihn über den Körper und das Privatleben aus. Billie ist das sehr unangenehm und sie*er antwortet irgendwann nicht mehr. Eines Tages in der Pause sagt daraufhin ein Kollege: „Solche Leute wie du sind einfach unhöflich!“. Billie steigen die Tränen in die Augen, sie*er will aber nicht, dass der Kollege es sieht und geht unter einem Vorwand ins Lager um etwas zu holen.

Beschreibe, was hier passiert ist.

Erkläre, welche Ungleichheit Billie erlebt.

 

Geschichte 5: Amir und der Fußball

Amir spielt seit der E-Jugend Fußball. Er trainiert viel und schafft es erst in die Kreisliga, dann in weitere Ligen. Seine Trainer finden sein Spiel so überzeugend, dass er eine Weile bei einem Bundesligaverein spielen kann. Amir liebt den Sport. Eines Tages bekommt ein Mitspieler mit, dass Amir schwul ist. Er erzählt den anderen davon und alle lachen Amir aus. Einer geht sogar zu den Trainern und möchte nicht mehr mit Amir in einer Umkleide und Dusche zusammen sein. Er hat Angst, dass Amir ihn attraktiv finden könnte. Der Trainer ruft Amir zu einem Gespräch, Amir ist richtig schlecht vor Aufregung. Vielleicht darf er nun nicht mehr in der Mannschaft sein?

Beschreibe, was hier passiert ist.

Erkläre, welche Ungleichheit Amir erlebt.


[1] Um  Rollenkonzepten wie Frauen*, Männer*, Mädchen* und Jungen* ebenso wie Sexualitäten zu reflektieren, wird  ein Sternchen einzufügen. Dies drückt aus, dass vorausgesetzt wird, dass es unterschiedliche Typen von bspw. Frauen* und Männern* gibt und diese auch andere Persönlichkeitseigenschaften und Bedürfnisse aufweisen können als es stereotyp zugeschrieben wird.

[2] Um  Rollenkonzepten wie Frauen*, Männer*, Mädchen* und Jungen* ebenso wie Sexualitäten zu reflektieren, wird  ein Sternchen einzufügen. Dies drückt aus, dass vorausgesetzt wird, dass es unterschiedliche Typen von bspw. Frauen* und Männern* gibt und diese auch andere Persönlichkeitseigenschaften und Bedürfnisse aufweisen können als es stereotyp zugeschrieben wird.

 

Quelle

Die Geschichten sind fiktiv, also ausgedacht. Wenn du dich über die Diskriminierung von LBGTIQA*-Personen informieren möchtest, kannst du hier nachsehen:

https://fra.europa.eu/sites/default/files/eu-lgbt-survey-factsheet_de.pdf

https://www.antidiskriminierungsstelle.de/DE/ueber-diskriminierung/diskriminierungsmerkmale/sexuelle-identitaet/sexuelle-identitaet-node.html