Textquelle: Auszüge aus einer Reichstagsrede

August Bebel (SPD, Mitglied des Reichstages), Montag 30. Januar 1905:

„Meine Herren, das Recht zum Aufstand, das Recht zur Revolution hat jedes Volk und jede Völkerschaft, die sich in ihren Menschenrechten aufs alleräußerste bedrückt fühlt. Wenn schließlich nach all diesen Tagen, die ich hier vorgetragen habe, schließlich der Aufstand der Hereros ausbrach, und dann eine Reihe von schlimmsten Greueltaten von Seiten der Aufständigen begangen wurden, so ist das nur die natürliche Folge unserer Kolonialpolitik, des Verhaltens der Ansiedler, kurz, der ganzen Tätigkeit, die von uns aus in Südwestafrika ausgeübt worden ist. […]. Meine Herren, dieser Krieg ist – das wird niemand bestreiten – auch von unserer Seite mit großer Rücksichtslosigkeit geführt worden; es ist in einem großen Teil der deutschen Presse erklärt worden, die Eingeborenen müßten vernichtete werden, nicht nur diejenigen, die Waffen tragen oder getragen haben, sondern auch diejenigen, die keine Waffen getragen haben, nicht nur Männer sondern auch die Frauen und Kinder, die ganze Rasse müßte mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. […] Ja, meine Herren, eine solche Kriegsführung kann jeder Metzgerknecht treiben, dazu braucht man nicht General oder höherer Offizier zu sein. [...] Das ist eine barbarische Kriegsweise. Es ist charakteristisch, daß der Herr Direktor des Kolonialamts, als ihm dieser Erlaß in der Budgetkommission mitgeteilt wurde, sich veranlaßt gesehen hat, zu erklären, daß, sobald man hier von einer derartigen Auffassung der Dinge in bezug auf die Eingeborenen Kenntnis erlangt habe, man sich veranlaßt gesehen habe, dem General v. Trotha die Weisung zu geben, daß in dieser Weise kein Krieg geführt werden dürfe.“

Quelle

Reichstagsprotokolle, 129. Sitzung, Montag, den 30.01.1905, S. 4104. Online abrufbar unter: http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt_k11_bsb00002812_00089.html, zuletzt geprüft am 11. Mai 2021.