Vertreter*in von Keltanenland/Charitische Union (CU)

Erklärung zur Weltklimakonferenz

Seit Anfang der 1990er Jahre diskutieren alle Länder der Erde bei sogenannten Klima­konferenzen Fragen zum Klimaschutz. Es geht u.a. darum, wie stark einzelne Länder ihre Treibhausgase reduzieren oder mit wie viel Geld und Zusammenarbeit reiche Länder die ärmeren Länder beim notwendigen Klimaschutz und der Bewältigung der zunehmenden Klimakrise unterstützen. Bei den Konferenzen kommen Politiker*innen, Berater*innen und Klimaschutz-Organisationen zusammen und beratschlagen darüber, wie sie gemeinsam die Erderwärmung begrenzen können. Die Treffen werden von den Vereinten Nationen organisiert.

Unterstützt werden die Konferenzen durch Berichte über das aktuelle Wissen der Klima­wissen­schaft, die der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) regelmäßig herausgibt. In diesem Gremium der Vereinten Nationen arbeiten Wissen­schaft­ler*innen aus der ganzen Welt zusammen und ergründen, welche Ursachen und Folgen die Klimakrise hat, wie die Menschen das Klima schützen können, wie sie mit den Folgen und Problemen der Klimakrise umgehen und wie wir uns an die Veränderungen anpassen können. Die Berichte dienen als Grundlage für politische Entscheidungen darüber, was getan werden muss, um auch in Zukunft ein gutes Leben zu ermöglichen.

Am Ende der Konferenzen stehen Erklärungen, die idealerweise alle an der Konferenz teilnehmenden Länder unterzeichnen und in denen sie möglichst konkrete Ziele festlegen und Maßnahmen nennen, wie sie versuchen wollen, diese zu erreichen. Dies ist ein politischer Entscheidungsprozess, bei dem Machtverhältnisse, wie in der gesamten internationalen Politik, eine wichtige Rolle spielen. Daher ist es in der Regel so, dass wohlhabendere Staaten, die selbst auch mehr Geld in den Klimaschutz investieren (können), auch einen deutlichen größeren Einfluss auf die Entscheidungen haben, die getroffen werden. Es passiert auch immer wieder, dass einzelnen Staaten die Erklärungen nicht unterzeichnen oder Änderungen im Text dadurch erwirken, dass sie damit drohen, ihre Unterschrift zu verweigern.

 

Allgemeine Informationen

Für die nachfolgende Klimakonferenz stehen sich fiktive Länder als Verhandlungspartner gegenüber. Die beschriebenen Voraussetzungen, die diese mitbringen, und das Eingangs­szenario basieren aber auf realen Ereignissen, Daten und Fakten, die gelegentlich etwas verändert wurden, um die einzelnen Positionen noch stärker hervorzuheben.

Die Vereinigten Staaten von Sipacheyenne (VSS) haben kürzlich einen neuen Präsidenten gewählt, der nicht bereit ist, sich (finanziell) am Klimaschutz zu beteiligen. Öffentlich stellt der die Tatsache der globalen Erwärmung mit ihren katastrophalen Folgen in Frage. Es ist aus dem Pariser Klimaabkommen, in dem die unterzeichnenden Länder sich verpflichtet hatten, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und Maßnahmen zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels zu finanzieren. Da die VSS finanziell gut aufgestellt sind und damit auch einen hohen Beitrag zur Finanzierung dieser Maßnahmen hätten leisten sollen, ist auf den Klimakonfe­renzen eine politische Lücke entstanden. Durch eine erhöhte internationale poli­tische Ver­antwortung können der eigene Standpunkt und eigenen Absichten besser durch­gesetzt werden, aber das eigene Land erhält auch eine Vorreiterfunktion und übernimmt Verantwor­tung für Misserfolge.

Der Green Climate Fund ist der größte „Geldtopf“, in den reiche Staaten einzahlen, um Projek­te zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel finanziell zu unterstützen. In Paris hat der damalige Präsident der VSS der internationalen Gemeinschaft durch den Green Climate Fund 3 Milliarden VS-Dollar zugesichert. Nach der Ankün­digung seines Nachfolgers, diesen Fond nicht mehr zu unterstützen, fehlen nun noch 2 Milliar­den US-Dollar.

Ziel: Führt Verhandlungen, die als Grundlage für den Abschluss eines Vertrages dienen sollen, der von allen (außer den VSS) unterzeichnet wird. Versucht, die Interessen des eigenen Staates möglichst stark miteinzubringen, dabei aber auch die Konsequenzen für unseren Planeten im Blick zu behalten und ebenfalls den Vertrags­abschluss nicht zu gefährden. Gelingt es nicht, einen Vertrag auszuhandeln, haben alle verloren, denn der Klimawandel schreitet ungehindert fort.

 

Informationen zu Keltanenland

Lange Zeit galt Keltanenland als Vorreiter in der Klimapolitik. Mit seinen Beschlüssen zur Energiewende, der Förderung der erneuerbaren Energien und dem geplanten Ausstieg aus der Kernenergie hatte das Energiekonzept international Leuchtturmcharakter erlangt. Die Umsetzung stockt jedoch zunehmend, sodass Keltanenland voraussichtlich die gesteckten Klimaziele nicht erreicht. Durch wirtschaftliche Interessen wurden halbherzige Strategien in dem Bereich Verkehr und Energieeffizienz vereinbart mit der Folge, dass Keltanenland sogar CU-weit in diesen Bereichen abgehängt wurde. Auch die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien stockt. Jedoch war der neue Pariser Vertrag dringend notwendig und er wird ausdrücklich begrüßt. Die Zahlen zeigen eindeutig, dass Länder wie Ukrasien so viel CO2 emittieren, dass sie mehr Verantwortung übernehmen müssen. Keltanenland hat ein starkes wirtschaftliches Interesse daran, dass Staaten sich zu Klimazielen verpflichten.

Keltanenland erlebte 2018 aufgrund einer starken Hitzewelle das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Zeit zwischen April und Juli 2018 war mit Tempera­turen von 2,9°C über dem Durchschnitt die heißeste, die jemals in Keltanenland gemessen wurde. Insgesamt führte die Hitzewelle zum Tod von mehr als 1.000 Menschen. Nach starken Regenfällen im Januar 2018 fiel im Sommer nur 61% der üblichen Nieder­schlags­menge, sodass im Oktober 2018 70% des Bodens von Dürre betroffen waren. Rund 8.000 Landwirte beantragten eine staatliche Nothilfe in Höhe von rund 11,2 Mrd. VS$, um ihre Verluste auszugleichen, nachdem ein massiver Rückgang der Ernte insgesamt 3,5 Mrd. VS$ Schäden verursachte. Kürzlich verursachten wiederholte starke Regenfälle auch massive Überschwem­mungen in Teilen von Keltanenland, die die Lebensgrundlage der Bewohner*innen in den betroffenen Gebieten zerstörten.

Da Keltanenland einer der größten Exporteure von erneuerbaren Technologien ist, steigert sich der Absatzmarkt für seine Produkte. Bei den Klimakonferenzen setzt sich Keltanenland für ambitionierte Klimaziele, wie z.B. die 1,5 Grad-Grenze, ein. Weiterhin tritt die Charitische Union (CU) gemeinsam bei den Klimaverhandlungen auf und wird von dem Staat, der aktuell die Ratspräsidentschaft innehat, vertreten. Die CU (und damit auch Keltanenland) gerät bei den Klimakonferenzen unter Druck, weil sie auf der einen Seite sehr proaktiv ist, auf der anderen Seite allerdings in ihren Ländern zu wenig umsetzt. Die Welt lässt sich nicht in zwei Klassen einteilen. Vielmehr sollte jeder Staat anteilig an dem, was er finanziell leisten kann und welchen aktuellen Beitrag zum Klimawandel er hat, Verantwortung übernehmen. Schaut man auf die Zahlen, so müssen sowohl Midiabien als auch Ukrasien, einen weitaus größeren Anteil leisten als bisher.

 

2017

Keltanenland

Aetanien

VSS

Ukrasien

Midiabien

Einwohner (Mio.)

83

105

325

1421

33

BIP (Mrd. VS$)[1]

3.657

314

19.485

12.143

689

BIP per capita[2] (Tsd. VS$)

44

3

60

9

21

MtCO2[3]-Produktion

974

131

5671

9839

633

tCO2 per capita

9,7

1,2

16

6,9

19

MtCO2-Konsum

795

149

5287

8549

620

tCO2 per capita

11

1,4

18

6

19

Klima-Risiko-Index

3

2

12

33

103

Maximaler Beitrag zum Green Climate Fund: 400 Millionen VS$

 

Informationen zu den anderen Konferenzteilnehmer*innen

Aetanien: Aetanien ist ein tropischer Inselstaat und durch den Meeresspiegelanstieg, der vom Klimawandel ausgelöst wird, in besonderem Maße bedroht. Bereits jetzt versinken einige Inseln im Ozean und schwere Taifune sowie durch starken Regen ausgelöste Erdrutsche setzen dem Staat ebenfalls zu.

Um die eigene Stimme zu verstärken, haben sich die Inselstaaten bei den Klimakonferenzen zur Interessengruppe AOSIS zusammengeschlossen. Sie vereint die hohe Verwundbarkeit, denn sie sind besonders anfällig für die Folgen klimatischer Veränderungen, während ihr CO2-Ausstoß niedrig ist. In den Klimakonferenzen appellieren die Inselstaaten sehr eindringlich, nicht langwierig zu verhandeln, sondern zügig alles zu tun, um den Klimawandel abzu­schwächen. Ihnen ist wichtig, dass Kapital aus dem Green Climate Fund für Anpassungen an die Folgen des Klimawandels zur Verfügung steht. Ukrasien und die Vereinigten Staaten von Sipacheyenne (VSS) sind für Aetanien als aktuelle Hauptemittenten klar diejenigen, die die Verantwortung tragen sollten. Für die Länder, die auf das Recht beharren, im Zuge ihrer Entwicklung mehr CO2 auszustoßen, wie es auch die heutigen Industriestaaten Keltanenland, VSS etc. getan haben, hat Aetanien wenig Verständnis – Klimaschutz muss jetzt stattfinden.

 

Vereinigte Staaten von Sipacheyenne: Der aktuelle Präsident der VSS hat den Pariser Vertrages aufgekündigt, da er ihn als ungerecht und wirtschaftlich benachteiligend für sein Land empfindet. Daher haben die VSS in den Verhandlungen kaum ein politisches Gewicht und werden auch den verän­der­ten Vertrag nicht unterzeichnen. Dennoch sind sie bei den Verhandlungen anwesend, erhalten Redezeit und können sich zu Themen äußern. Ihr Ziel ist es, die anderen Staaten auf ihre Seite zu ziehen und das Abkommen scheitern zu lassen, damit neu in ihrem Sinne verhandelt werden kann.

Auch in der Geschichte der Klimakonferenzen gehörten die VSS zu den Bremsern von Klima­schutz­abkommen, denn ihre Wirtschaft basiert auf fossilen Energieträgern. Gemeinsam mit anderen Industriestaaten, die ein ambitioniertes Klimaabkommen ablehnen, treten sie in der sogenannten UMBRELLA-Gruppe bei Konferenzen auf. Sie bestehen darauf, dass sowohl Ukrasien als auch andere Schwellenländer stärker in die Verantwortung genommen werden und ihren finanziellen Beitrag leisten müssen.

 

Ukrasien: Ukrasien ist mittlerweile mit weitem Abstand der Hauptemmitent von CO2, und damit fordern die anderen Staaten die Übernahme von Verantwortung. Ukrasien verweist bei solchen Vorwürfen gerne auf den Pro-Kopf-Ausstoß von CO2, der im Vergleich weitaus geringer ist.

Für den Klimawandel ist Ukrasien besonders anfällig, da Wasser-, Nahrungsmittel und Energiesysteme des Landes bereits am Limit und aufgrund steigender Meeresspiegel, Dürren, Wasserknappheit und Hitzewellen einem zunehmenden Druck ausgesetzt sind. In den Städten gibt es häufig Smog-Alarm und vermehrte Dürren sowie starke Veränderungen des Nieder­schlags führen zu großen (wirtschaftlichen) Schäden.

In Bezug auf Elektro­mobilität und erneuerbare Energien ist Ukrasien wohl an der Spitze der Weltrangliste. Auch auf der Klimakonferenz in Paris überraschte der Staat durch ambitionierte Vorgaben für den Klimaschutz. Diese Vorreiterrolle möchte er weiter ausbauen und ist durchaus bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Es fordert von den Industriestaaten wie Keltanenland und die VSS sich an der Aufgabe zu beteiligen, das starke Wirtschaftswachstum ohne eine große Zunahme der CO2-Emissionen zu ermöglichen.

Ukrasien strebt eine globale Vereinbarung zur Reduktion der Treibhausgasemissionen an, die die Klimarisiken begrenzen, sich aber auch auf die Wirtschaft und grundlegende nationale Interessen bestmöglich auswirken soll. Ohne Maßnahmen werden Ukrasiens Emissionen bis 2100 dramatisch ansteigen.

 

Midiabien: Midiabien zählt vor allem aufgrund seiner Ölwirtschaft zu einem der reichsten Länder der Erde. Da die Verbrennung von Öl neben der von Kohle vor allem für den weltweiten CO2-Ausstoß verantwortlich ist, sieht Midiabien die Grundlage seines Reichtums bei Maßnahmen gegen den Klimawandel in Gefahr.

In Midabien wurde der Ausstieg der VSS positiv aufgenommen. Der Staat möchte so wenig wie möglich Verantwortung übernehmen und beruft sich dabei auf die historische Verant­wortung der Industriestaaten, ihr Know-How und die im Jahr 1992 vorgenommene Einstufung Midiabiens als Unterstützungsempfänger*in. Insgesamt versucht Midiabien die Konferenz so gut es geht zu blockieren und die Ziele so minimal wie möglich zu halten. Es ist allerdings stark vom Export abhängig und möchte seine Beziehungen zu den anderen Staaten nicht gefähr­den, daher will sich Midiabien nicht von der Staatengemeinschaft verabschieden. Weiterhin kann es sich bei Forderungen der Schwellenländer und Industriestaaten darauf berufen, dass diese Hauptabnehmer seines Erdöls sind und somit auch hierfür Verantwortung tragen.


[1] Der Wert des VS$ ist derzeit vergleichbar mit dem US-amerikanischen Dollar.

[2] Per capita bedeutet pro Person.

[3] Maß zum Vergleich der Emissionen verschiedener Treibhausgase.

 

Arbeitsauftrag

Bereitet euch auf die Klimakonferenz und die Verhandlung eines Vertrages zu folgenden Fragen vor:

  1. Welche politische Verantwortung übernimmt jeder einzelne Staat nach dem Austritt der Vereinigten Staaten von Sipacheyenne (VSS)?
  2. Welchen Anteil übernehmen die einzelnen Staaten von den fehlenden 2 Milliarden VS-Dollar im Green Climate Fund?

Überlegt euch eine geeignete Argumentationsstrategie für euer Land: auf welche Zahlen solltet ihr euch stützen? Welche Länder könnten eure Verbündeten sein? Welche Argumente könnten die anderen haben und wir könnt ihr diese entkräften?

Quelle

Die hier vorgestellten Länder sind fiktiv, die Angaben sind inspiriert von folgenden Quellen:

Eckstein, David, Vera Künzel, Laura Schäfer und Maik Winges. „Global Climate Risk Index 2020: Who Suffers Most from Extreme Weather Events? Weather-Related Loss Events in 2018 and 1999 to 2018“, Briefing Paper, Berlin, Bonn: Germanwatch, https://germanwatch.org/sites/germanwatch.org/files/20-2-01e%20Global%20
Climate%20Risk%20Index%202020_13.pdf
, zuletzt geprüft am 24. Juni 2022.

Germanwatch, „1,5°C: Als es uns gelungen ist, unsere Erde zu retten“, Berlin, Bonn, 2019, https://germanwatch.org/sites/germanwatch.org/files/Zukunftsgeschichten
%20zum%20Drucken.pdf
, zuletzt geprüft am 28. Juni 2022.

Greenpeace, „Alles Verhandlungssache? Bildungsmaterial zum internationalen Klimaschutz ab Klasse“ 7, Hamburg, 2017, https://www.greenpeace.de/bildungs
material/Klimaschutz-Alles-Verhandlungssache.pdf
, zuletzt geprüft am 28. Juni 2022.

Germanwatch. „Globaler Klima-Risiko-Index 2020“, Bonn, Dezember 2019, https://germanwatch.org/sites/germanwatch.org/files/20-2-01%20KRI%202020%20-%20Kurzzusammenfassung_7.pdf, zuletzt geprüft am 24. Juni 2021.

Misereor, „Für’s Klima an den Verhandlungstisch: Simulation einer Klimakonferenz und Unterrichtsmaterial zu den Themen Klimagerechtigkeit und Klimawandel für die Sekundarstufe 2“, Aachen, 2018, https://www.misereor.de/fileadmin/
publikationen/fuers-klima-an-den-verhandlungstisch-.pdf
, zuletzt geprüft am 28. Juni 2022.