Wie kamen die Tatar*innen auf die Krim

Geschichte der Krim[1]

Man nimmt an, dass die ersten Siedler auf dem Boden der Krim Kimmerer waren, Nomaden, die etwa 1.000 v. Chr. aus ostiranischen Gebieten kamen. Im 7. Jahrhundert v. Chr. eroberten Sythen, Nomaden aus der gleichen Region, die Halbinsel und errichteten dort das Zentrum ihres Königreiches. Im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. richteten Griechen Kolonien an den Küste der Krim ein.

Im 10. Jahrhundert beanspruchte Prinz Vladimir I., auch bekannt als Vladimir der Große der Kiewer Rus,[2] diese Küstenstädte. Im 11. Jahr­hundert eroberten die Kiptschak, ein turkspra­chig­er Clan, das Gebiet und später Tataren der Golde­nen Horde. Die Islamisierung der tatari­schen Bevölkerung blühte im 14. Jahrhundert auf. Öz Beg, ein Khan der Goldenen Horde, förderte durch seine Konversion die Verbreitung der Religion im Inneren der Krim. Aus der Gol­denen Horde ging das Khanat der Krim hervor, das im Jahr 1475 Teil des Osmanischen Reiches wurde.

 

Das Khanat der Krim

Die Krimtataren sind eine relative junge ethnische Gruppe. Eine Theorie besagt, dass ihr Ursprung zurück ins Mittelalter geht, als tatarische Stämme, die zur Armee von Genghis Khan, dem Gründer des Mongolischen Reiches, gehörten, auf der Krim erschienen. Nach dem Sieg der russischen Truppen am Fluss Kalka im Jahr 1223 verbrachten die Eroberer den Winter auf der warmen Krim. Gemäß dieser Theorie geht die Anwesenheit von Vorfahren der heutigen Krimtataren auf diese Zeit zurück. Jahrhunderte des Zusammenlebens der Turk­bevölkerung und der mongolischen Armee aus der Zeit von Genghis Kahn folgten und es wurden viele gemischte Ehen geschlossen. Es bildete sich eine vorrangig muslimische Gesellschaft heraus.

Im frühen 15. Jahrhundert entschieden sich verschiedene Clans der Goldenen Horde, ihr nomadisches Leben aufzu­geben und sich auf der Krim niederzulassen. Hieraus entstand das Khanat der Krim.

In dem Khanat bildete sich eine traditionelle östliche Gesell­schaft heraus, die in der Monar­chen-Clan-Art organisiert war. Die Vorherrschaft wurde inner­halb des Girei Clans vererbt und während der gesamten Exis­tenz des Khanats saßen aus­schließ­lich Girei auf dem Thron. Allerdings hatte das Khanat der Krim nur für eine kurze Zeit die absolute Alleinherrschaft – nur von 1433 bis 1475 – bevor das Osmanische Reich ein Pro­tek­torat einrichtete. Die formale Unabhängigkeitserklären des Khanats der Krim war im Jahr 1774 ein erzwungener Kompro­miss zwischen den Türken und den Russen und sie endete sehr bald im Jahr 1783, als Katharina II. Sophie von Anhalt-Zerbst, bekannt als Katharina die Große, die Halbinsel annek­tierte und sie somit russisches Territorium wurde.

Die regionalen Rivalitäten zwischen Russland und den Türken hielten an und im Krimkrieg (1853-1856) kämpfte eine Allianz aus Großbritannien, Frankreich, Sardinien und der Türkei auf der Halbinsel gegen Russland und nahm Sevastopol ein, sodass sich die russischen Truppen zurückzogen. Viele Krim­tataren wurden nach dem Krimkrieg unter Zwang in unter­schied­liche Teile Russlands gebracht. Die Krim wurde von einer autonomen Republik zu einer Oblast[3] der Russische Sozia­listischen Föderativen Sowjetrepublik heruntergestuft.

Im Jahr 1944 deportierte der Diktator Josef Stalin die gesamte krimtatarische Bevölkerung nach Zentralasien und in andere Teile der Sowjetuniton. Er beschuldigte sie, mit den Nazis kollaboriert zu haben. Im Rahmen des 300. Jahrestages des Vertrags von Perejaslaw, ein Vertrag über die Unterstellung der Ukraine unter russische Herrschaft, wurde die Krim 1954 der Ukraine übertragen. Mit dem Tod Stalins und dem Aufstieg Nikita Chruschtschows als Ministerpräsident der Sowjetunion wurde anderen Bevölkerungsgruppen, die zuvor ebenfalls deportiert worden waren, allmählich erlaubt, auf die Krim zurückzukehren. Obwohl die Krimtataren 1967 rehabilitiert wurden, traf diese Regel auf sie nicht zu.

Die Integration der Krim in das Russische Kaiserreich führte zu einem starken Rückgang des kulturellen Lebens auf der Insel: viele alte Manuskripte wurden verbrannt und zahlreiche historische und kulturelle Monumente wurden zerstört. Die Besetzung der Krim durch russische, ukrainische und andere Kolonisten führte zur Zerstörung von Moscheen, Madrassas,[4] Karawansereien,[5] Friedhöfen usw. Nur in wenigen Städte wurden Überreste von alten traditionellen Gebäuden erhalten.

Krimtataren erlangten nie wieder politische Unabhängigkeit. Im Befreiungskampf zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Krim rechtlich zum Teil der Ukraine. Erst nach Russlands völkerrechtswidriger Annexion wurde die Krim der Ukraine entrissen.

 
 

[1] Anmerkung der Redaktion: Im folgenden Text warden verschiedene ethnische und gesellschaftliche Gruppen genannt. Da es sich um verschiedene, oft eher unbekannte Gruppen handelt, wir hier darauf verzichtet, diese durch Verwendung des Sternchens zu gendert, auch wenn es sich nicht nur um Männer gehandelt hat.

[2] Die Kiewer Rus war ein Staat und später ein Zusammenschluss von Fürsten im östlichen und nördlichen Europa vom späten 9. bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts.

[3] Eine Oblast ist eine sowjetisches Verwaltungsgebiet.

[4] Eine Madrassa ist eine islamische Bildungseinrichtung.

[5] Eine Karawanserei ist eine Herberge für Menschen, die vor allem in Karawanen reisen.

 

Arbeitsauftrag

Lies den Text und führe folgende Arbeitsschritte durch:

  1. Unterstreiche verschiedene Gruppen, die auf der Krim gelebt haben.
  2. Markiere das Jahr, in dem die Krim der Ukraine übertrage wurde.

Quelle

„A Brief History of Crimea“, in: VOA News, 27. Februar 2014, https://www.voanews.com/a/the-history-of-crimea---in-brief-/1860431.html, zuletzt geprüft am 22. November 2024.

„Crimea“, in: Britannica, zuletzt verändert am 15. September 2024, https://www.britannica.com/place/Crimea, zuletzt geprüft am 20. September 2024.

„Crimean Khanate“, in: Wikipedia, zuletzt geändert am 14. Februar 2025, https://en.wikipedia.org/wiki/Crimean_Khanate, zuletzt geprüft am 25. April 2025.

Abbildungen:

„Khanpalast von Bachtschyssaraj“, Tiia Monto, in: Wikimedia Commons, 1. Sep­tember 2013, https://de.wikipedia.org/wiki/Khanat_der_Krim#/media/Datei:Bakhchisarai_Palace2.jpg, zuletzt geprüft am 10. April 2025.

Schwarzmeerregion: „Black Sea Region in 1600”, Oleksa Haiworonski, in: Wikimedia Commons, 13. Februar 2005, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Crimean_Khanate_1600.gif, zuletzt geprüft am 27. März 2024.

Katharina die Große: „Catherine II after Roslin, Rokotov (1780s, Kunst­historisches Museum)“, in: Wikimedia Commons, https://en.m.wikipedia.org/wiki/File:Catherine_II_by_J.B.Lampi_(1780s,_Kunsthistorisches_Museum).jpg, zuletzt geprüft am 27. März 2024.