Was ist Salafismus?

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Oft ist es schwer, salafistische Angebote von Angeboten anderer islamischer Strömungen zu unterscheiden – zumal SalafistInnen stets behaupten, den "einzig wahren Islam" zu repräsentieren und sich vor allem nicht selbst "SalafistInnen" nennen. Wenn man Online nach Informationen zum Islam sucht, oder wenn zum Beispiel muslimische Jugendliche Fragen zu ihrer Religion haben, dann stößt man häufig auf salafistische Seiten im Netz, wie zum Beispiel die des bekannten Pierre Vogel. Mit modernem Design und Videos werben sie für ihre Glaubensvorstellungen. Oft sind die Seiten miteinander verlinkt, sodass der Eindruck einer großen Gemeinschaft entsteht. Die Websites sind auf Deutsch und sprechen so junge, deutsche MuslimInnen an, aber auch interessierte Nicht-MuslimInnen.  

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"Salaf" heißt auf Arabisch "Altvordere" und meint die ersten Generationen von MuslimInnen um und nach Mohammed. Der Salafismus ist eine Bewegung, die sagt, dass nur der Islam, der in dieser Zeit gelebt wurde, der wahre Islam war. SalafistInnen sind der Meinung, dass alles, was in den letzten Jahrhunderten passiert ist, diesen wahren Islam verfälscht hat und dass es notwendig und möglich ist, zu diesem "Ur-Islam" zurückzugehen. SalafistInnen sagen deshalb, dass die religiösen Quellen im Islam, Koran und Sunna, wie ein Regelbuch funktionieren, das einem im Alltag heute bis in kleinste Detail sagt, was man tun darf und was nicht.

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Glauben besteht in der salafistischen Bewegung vor allem aus strengen Regeln und Verboten. Viele, die auf der Suche nach Orientierung sind, finden gerade das besonders gut. Für alles gibt es klare Vorgaben: Wie man sich anziehen soll, wie und was man isst und trinkt, sich die Zähne putzt und überhaupt, wie man sich im Alltag verhalten soll. Zu diesen Vorstellungen gehört meistens auch ein klar geordnetes Weltbild: Menschen, die genau so glauben, sind Brüder und Schwestern, alle anderen, auch andere MuslimInnen, die ihren Glauben anders leben, sind Ungläubige. Damit ist genau sortiert, wer Freund und wer Feind ist.

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Viele muslimische Jugendliche haben schon mal Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht. Islamfeindliche Einstellungen sind mittlerweile in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen zu finden. Beispiele hierfür sind, wenn Muslimischsein und Deutschsein als automatischer Gegensatz gesehen werden oder "muslimisch" gleich verknüpft wird mit "fremd", "Terror" und "Unterdrückung". SalafistInnen greifen diese Erfahrungen auf. Sie sagen: „Die Mehrheitsgesellschaft will euch nicht, sie wird euch nie akzeptieren als MuslimInnen. Aber wir wollen euch und dafür bieten wir euch das Gefühl, zu einer festen Gemeinschaft dazuzugehören.“ Für diesen Zweck entwerfen SalafistInnen ein besonders bedrohliches Bild: Alle seien gegen die MuslimInnen, alle Medien hätten sich gegen den Islam verschworen und es drohe die Vernichtung der MuslimInnen in Deutschland, ähnlich dem Holocaust der Nazis. Sie benutzen dieses Bild, um ein Gefühl der Bedrohung zu schaffen und sich dabei als Ausweg und Rettung zu verkaufen. Umgekehrt ist die Zugehörigkeit zu salafistischen Gruppen für manche auch eine Art maximaler Protest oder Abgrenzung gegen den Mainstream, nach dem Motto: "Wenn alle Leute MuslimInnen für TerroristInnen halten, dann seh ich halt auch aus wie ein/e TerroristIn."

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Im Alltag geht es bei salafistischen Glaubensvorstellungen meistens weniger darum, ob hier ein nächster Terroranschlag droht. Laut Verfassungsschutzberichten ist selbst unter SalafistInnen nur eine sehr kleine Gruppe gewaltbereit. Manche radikalisieren sich in diesem Umfeld so stark, dass sie in den bewaffneten Kampf, zum Beispiel nach Syrien ziehen. Wie es dazu kommt, ist aber ein anderes Thema.

Salafistische Glaubensvorstellungen sind oft deshalb problematisch, weil sie dazu führen, dass Menschen, die anders denken, unter Druck gesetzt werden. Und das betrifft vor allem andere MuslimInnen, denen gesagt wird, dass sie keine "richtigen" MuslimInnen seien. Gleichzeitig wird gegenüber den eigenen Glaubensvorstellungen absoluter Gehorsam verlangt. Vorstellungen, wie Selbstbestimmung und die Akzeptanz unterschiedlicher Sichtweisen, passen mit salafistischen Weltbildern nicht zusammen.

 

Arbeitsauftrag

Lest den Text Abschnitt für Abschnitt in verteilten Rollen:

  1. Rolle: Vorlesen des Abschnitts
  2. Rolle: Zusammenfassen des Abschnitts (mündlich)
  3. Rolle: Finden einer Überschrift für den Abschnitt (Schreibt die Überschriften auf die Linien über den Abschnitten)
  4. Rolle: Finden und Klären von Begriffen, die ihr schwierig findet oder nicht versteht

Nach jedem Abschnitt tauscht ihr die Rollen im Uhrzeigersinn, so dass jede*r von euch jede Rolle einmal hatte.

Hinweis:
Wenn ihr weniger als vier Leute in der Gruppe seid, dann fallen die Rollen 1 und 2 zusammen.

Quelle

In Anlehnung an: Bernd Ridwan Bauknecht: Das Thema. Salafismus in der Demokratie. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Entscheidung im Unterricht. Salafismus und Demokratie. Bonn 2013, S. 6-11.