Vorstellungen zum Leben nach dem Tod

Jeder Mensch muss eines Tages sterben. Doch was passiert dann? Kommen wir in den Himmel? Was ist das „ewige Leben“? Wann kommt man in die Hölle oder wird wiedergeboren? Was wirklich nach dem eigenen Tod passiert, kann keiner mit Bestimmtheit sagen. Doch alle fünf „großen Weltreligionen“ haben ihre eigenen Vorstellungen:

Christentum

Das Christentum lehrt die Auferstehung nach dem Tod. Das basiert auf den Osterereignissen, bei denen Jesus Christus, Gottes Sohn, ans Kreuz genagelt wurde. Er nahm die Sünden aller Menschen auf sich. Nach seinem Tod wurde er begraben und ist zwei Tage später auferstanden. Die Bibel schweigt jedoch dazu, ob es nach dem Tod grundsätzlich zu einer Trennung von Körper und Seele kommt. Ebenso ist ungewiss, ob es ein Jüngstes Gericht am Jüngsten Tag gibt oder ob jeder nach seinem Tod ein individuelles Urteil erhält.
Noch heute herrscht Uneinigkeit darüber. Die meisten Theologen sind zu dem Schluss gekommen, dass sich der sterbliche Körper und die unsterbliche Seele voneinander lösen und dass die Seele, wenn der Mensch gläubig war, in den Himmel auffährt. Am Tag des Jüngsten Gerichtes wird den Toten das endgültige Urteil Gottes offenbart. Es entscheidet, wer in den Himmel und wer in die Hölle kommt. Wie genau das aussehen soll, darüber gibt es in den verschiedenen christlichen Konfessionen unterschiedliche Auffassungen. Der Glauben an die Hölle ist aber im Laufe der Zeit in den Hintergrund getreten; heute verkündigen sie viele Kirchen nicht mehr.

Judentum

Im Judentum ist der Fokus auf das Leben und die dabei erfahrene Verbundenheit zu Gott gerichtet. Der Zentralrat der Juden in Deutschland formuliert es so: „Die jüdische Religion geht davon aus, dass das Leben den höchsten Wert habe, das Diesseits wird in jeder Weise bejaht." „Es sei die Aufgabe, die dem Menschen gestellt ist, zu leben, Kinder zu zeugen und für die Erhaltung der menschlichen Gattung zu sorgen. Der Mensch ist von Gott zum Leben geschaffen, und darum muss alles getan werden, das Leben des Menschen zu erhalten.“
Zum Leben nach dem Tod finden sich in den jüdischen Schriften wie der Thora (fünf Bücher Mose) keine einheitlichen Anhaltspunkte. Früher glaubte man, dass der Ort der Toten die Scheol (Unterwelt) ist. Unter dem Einfluss persischer und griechischer Vorstellungen setzte sich der Glaube an die Auferstehung bei der Ankunft des Messias (Erlöser) durch. Noch heute glauben viele konservative und orthodoxe Jüdinnen und Juden an die Auferstehung. Das Reformjudentum hingegen lehrt die Unsterblichkeit der Seele.

Islam

Im Islam wird der Glaube an ein Leben nach dem Tod verkündet. Man hofft, dadurch in der in der Nähe Gottes zu sein. Der Tod wird als Übertritt in eine andere Ebene des Lebens angesehen. Durch den Todesengel Izrail werden Körper und Seele voneinander getrennt. Seelen von Menschen, die Gutes getan haben, gelangen in die sieben Himmel und werden somit vor Gott gebracht. Anschließend kommen sie wieder in ihre Körper, womit der Zwischenbereich (Barzach) beginnt. Seelen von schlechten Menschen werden von Izrail nur bis zum ersten Himmel gebracht. Dort wird ihnen dann der Zutritt verweigert. Auch diese Seelen vereinigen sich wieder mit ihren Körpern und verweilen dann im Zwischenbereich. Danach kommen diese Seele vor ein Zwischengericht, wo sie von zwei Engeln zu ihrem Glauben befragt werden: Werden diese Fragen richtig beantwortet, erhalten sie die Zusage für ein Leben im Paradies nach der Auferstehung. Bei falschen Antworten werden die Seelen von den Engeln gepeinigt und die Hölle in Aussicht gestellt.
Am Tag des Jüngsten Gerichts werden alle Toten auferweckt. Von jedem einzelnen werden die guten und die schlechten Taten aufgelistet und auf eine Waage gestellt. Danach müssen alle Toten über eine Brücke gehen, die über die Hölle führt: Die Ungläubigen und Sünder stürzen in die Hölle, die anderen gelangen über die Brücke ins Paradies. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland ergänzt zu dieser Vorstellung: „Wir glauben jedoch auch an die Barmherzigkeit Gottes, der die guten Taten zehnfach oder mehr belohnt und die schlechten Taten nur einfach bestraft. Jeder Diener Gottes kann der Strafe der Hölle entgehen, wenn er Gott aufrichtig und reuevoll um Vergebung seiner Fehltritte bittet.

Hinduismus und Buddhismus

Die Vorstellungen im Hinduismus und Buddhismus ähneln sich sehr. Das liegt vermutlich
daran, dass der Buddhismus aus dem Hinduismus entstanden ist. Beide Religionen glauben, dass Geburt und Tod das Leben nicht beschränken. Vielmehr besteht das Leben aus einer Reihe von Wiedergeburten (Reinkarnationen). Entscheidend für die Wiedergeburt ist das Karma, das man im früheren Leben erworben hat. Für das Karma ist die Summe aus positiven und negativen Taten entscheidend. Die aufeinander folgenden Wiedergeburten bilden einen nicht endenden Kreislauf (Samsara). Dieser Zyklus wird als leidvoll angesehen und kann nur durch das Erreichen des Moksha (Hinduismus) beziehungsweise des Nirwanas (Buddhismus) durchbrochen werden. Sie sind gleichbedeutend mit der Erlösung. Dies kann man erreichen, wenn man sich in seiner wiedergeborenen Existenz von allen Grundübeln – wie Nichtwissen oder Unerleuchtetheit – befreit hat. Das ist nicht gleichbedeutend 60 mit der Unsterblichkeit, sondern es bedeutet "erlöschen".

Arbeitsauftrag

Nenne Gemeinsamkeiten und Unterschiede der jeweiligen Jenseitsvorstellungen.

Quelle

Irina Fernandes: Sterben. Leben nach dem Tod. ARD Sendung Planet Wissen (06.07.2016, umformulierte und gekürzte Textversion), Verfügbar unter: planetwissen.de.

Online-Präsenz der evangelischen Kirche Deutschlands:
https://www.ekd.de/glauben/abc/hoelle.html