Darstellung & Quellen: Johann Bauer - John Bauer

Darstellung Biographischer Hintergrund: Johann Bauer wurde in Heidelsheim bei Bruchsal geboren und stammte aus einer landwirtschaftlich geprägten Familie. Er selbst aber arbeitete wohl bei einem Kaufmann. Er verfügte über keine höhere Bildung, aber hatte dennoch einen weiteren Horizont als der durchschnittliche Bauernsohn – vielleicht weil er viel las.  Im Jahr 1854 wanderte er aus. Die Gründe dafür sind schwer einzuschätzen. Wirtschaftliche Not litt er allerdings nicht, denn er musste nicht mit den einfachen Passagieren im Zwischendeck reisen, sondern hatte eine Kajüte. Von Bedeutung war sicherlich, dass sein zwei Jahre jüngerer Bruder Georg bereits im Staat New York, genauer in Albany, lebte. Wichtiger aber noch könnten seine schlechten beruflichen Aussichten und der ständige Streit mit seinem Stiefvater gewesen sein.  In Amerika zeigte sich, dass Bauer gerne unabhängig sein wollte. Bei seinem Bruder blieb er nur einige Monate, zog dann weiter nach Westen. 1860 lebte Bauer in Sand Hill Township. Deutsche gab es in dieser Gegend nur sehr wenige, aber das scheint für Bauer auch nicht wichtig gewesen zu sein – er wollte Amerikaner werden.  1862 heiratete er. Wirtschaftlich kam er schnell voran. 1860 verfügte er über 180 Dollar, 1870 besaß er eine Farm im Wert von 3.000 Dollar und 1.000 Dollar Geldvermögen. In den 1870er Jahren konnte er sein Ackerland verdoppeln, sodass er 1880 knapp 50 Hektar hatte. Im Vergleich zu den Verhältnissen in Deutschland musste das traumhaft wirken.  In der großen Volkszählung von 1900 tauchte John Bauer als 72jähriger auf, der nur noch mit seiner Frau in seinem Haus lebte. 1904 starb er mit 75 Jahren.   Auswandererbriefe (Quellen)

New York, 11 Mai 1854 

Liebe Eltern [&] Geschwister!  So bin ich denn endlich glücklich in New York angekommen und eingedenk der vielen schlaflosen Nächte, die Ihr wohl hattet seit ich Euch verließ, benutze ich hiermit den ersten freien Tag Euch von meiner glücklichen Ankunft in Kenntnis zu setzen. Es war am 11 Merz Morgens 5 Uhr als ich in Mannheim mit vielen anderen Auswanderern das Dampfboot bestieg und der Mond beleuchtete prachtvoll den schönen Rhein als ich Euch und Allen deren Freundschaft & Werthschätzung ich mich zu erfreuen hatte, noch einmal Lebewohl sagte. Es war dies der Augenblick an welchem mein bisheriger Lebensabschnitt an mir vorüberrollte und wobei ich mich dankbar derer erinnerte die mir durch gute Lehren & Beispiele, unterrichtend zur Seite standen. Abends zwischen 11 & 12 Uhr (des 11 M.) kamen wir denn endlich in Cöln im Wirthshause, einer wahren Räuberhöhle an, wo wir bis Montag den 13t bleiben mußten, weil an diesem Tage ein extraer Zug von Cöln nach Bremen ging. Wir bestiegen am Morgen des 13t M. die Eisenbahn & kamen gegen Abend in Münden an wo unsere Pässe durgesehen wurden & Nachts 12 Uhr kamen wir nach Bremen hungerig & müde, aber in ein noch viel schlechteres Wirthshaus, wo wir den anderen Tag schon auszogen & so glücklich waren zu einem ordentlichen Mann zu kommen. (…) erst am Mittag des 18t ging das Schiff in die See. Als wir in Bremen abreisten war der Andrang von Auswanderer so groß daß der Preis des Ueberfahrtsgeldes auf f 106-108 für den schlechten Platz f 96 für den Besseren stieg, allein da ich schon akkordirt hatte so kam ich für f 96 fort & hatte somit nichts zu bereuen in dieser Hinsicht. Auf dem Schiffe waren 263 Persohnen 100 ungefähr auf dem guten Platze der aus 2 Theilen bestand & da ich früh auf dem Schiffe war so konnte ich mir den schönsten Platz aussuchen, nämlich in dem Raume der für 18 Personen eingerichtet war; auch hatte ich meine Schlafstelle allein, während in den anderen Theilen manchmal 3 & 4 beisammen liegen mußten. Es ist wirklich keine Kleinigkeit in einem finstern 
Raume bei ca 160 bis 200 Menschen 40 bis 50 Tage zu leben darum rathe ich Jedem auf einige Gulden nicht zu sehen und in die Cayüte zu gehen. Der Unterschied beträgt f 12-15.  (…) Am 2ten Mai Morgens sahen wir in der Ferne Land, Mittags schon Wälder & Abends 5 Uhr schon grüne Felder nebst Häuser, ja als wir gegen 8 New Y. gegenüber waren und die Lichter der großen Pallaste am Hafen uns entgegen leuchteten das war ein schöner Anblick. Herr Kreuzer & Frank habe ich bereits besucht. [&]. Sie wollen alles aufbieten um mich in ein Geschäft zu bringen. Am 5, 6, & 7 Mai besuchte ich G(eorg) der sich sehr freute. Er hat sich sehr gut gemacht & will noch 1 Jahr bleiben, weil er jetzt mehr Lohn bekommt. Er spricht sehr gut englisch & es [ist] sehr leicht möglich das ich später zu ihm gehe, weil sein H. ein Amerikaner ist & ich dann auch bald engl. sprechen könnte. Ich schlief in dessen Haus & aß dort. Die Reise dahin ist auf einem großen Fluß zu machen an welchem sich auf beiden Seiten Berge hinziehen auf welchem die schönsten Häuser & farmen sind.   

Princeton [IL] 10 Juni 1855 

Liebe Eltern & Geschwister!  Euer Brief vom Novb. v. Js. ist mir durch Vermittlung d [H]. W. Fink (…) in Philadelphia richtig zugekommen & habe ich mit besonderem Vergnügen dar aus vernommen, daß Ihr noch Alle gesund & wohl seid. Ich habe Euch schon in meinem letzten Briefe geschrieben daß ich mich in Amerika glücklich fühle, allein dessen ungeachtet bereitet Ihr Euch immer Sorgen & Kummer um mich, was ich sehr bedauere & deßhalb zu vermeiden bitte, weil Ihr, wenn es mir auch schlecht ginge meine Lage dadurch auch nicht um ein Haarbreit lindern [kön]ntet. In Euren künftigen Briefen unterlaßt solche Bemerkungen & schreibt mir lieber daß Ihr in Oberaker oder Bretten oder sonst wo beisammen gewesen seid & auf meine Gesundheit getrunken habt; es wird mir dies viel mehr Freude machen, als der Innhalt Eures letzten Briefes. (…) Aus m. letzten Briefe werdet Ihr ersehen haben, daß ich die Absicht hatte nach St. Louis oder Cincinatty zu gehen, allein reifliche Gründe haben mich veranlaßt eine andere Richtung einzuschlagen. In Philadelphia haben mich verschiede[ne] Bekannte ersucht eine so große Reise nicht bei Beginn des Winters zu machen, weil derselbe häufig viele Unanehmlichkeiten mit sich bringe, doch ich war entschlossen mein Geld das ich hatte nicht in Ph. zu verschleudern, um mein Glück abzuwarten, sondern dem Schicksal was es auch bringen möge entgegen zu gehen.  Ich habe diesen Entschluß nicht zu bereuen. Am 26 October verließ ich Ph. & am 27t traf ich in New York ein von wo aus ich pr dampfboot nach Albany fuhr & am 28t Georg besuchte, und mich mit ihm besprach & fort gings pr Dampf nach Bufallo, Detroit Chigago lauter schöne blühende Städte. (…) Als ich in Chigago ankam, was 1200 Meilen von New York entfernt ist dachte ich du bist hier jetzt weit genug, brachte meine Sachen in Sicherheit & während meine Reise Collegen sich in den Wirthshäusern mit Trinken & spielen die Zeit angenehm zu machen suchten, ging ich sogleich darauf los Beschäftigung zu suchen, worüber dieselben lachten & sagten man muß sich doch auch ein wenig Ruhe gönnen. Ich war so glücklich schon Nachmittags Beschäftigung zu finden, & obschon die Bedingungen nicht glänzend waren, nahm ich sie doch an, weil ich für den Augenblik nichts Besseres in Aussicht hatte & der herannahende Winter mich besorgt machte. Als ich 4 Tage meine Stelle begleitet hatte traf ich einen farmer & da mir dieser weit bessere Bedingungen stellte so verließ ich Chigago & ging abermals 110 Meilen weiter ins Land. Ich war den ganzen Winter bei diesem Farmer (…). Seit dem Monat März habe ich einen andern Platz angenommen. Ich war hierin wieder sehr glücklich, denn ich befinde mich in einer amerik. familie die mich sehr gut & freundlich behandel[t]. Wir haben sehr viel Spaß denn es kommen immer amerikanische Madchen ins Haus & sie fragen mich immer ob ich nicht lieber eine amerik. frau hätte als eine deutsche. Mein gegenwärtiger Arbeitgeber hat vor kurzem sein Land verkauft & sich in Missouri Land angekauft. Er zieht bis Spätjahr dahin & sagt immer ich solle mit ihm gehen, weil ich dort noch gutes Land zu billigem Preis bekommen könne. Mein nächster Brief wird deßhalb aus dem Staate Missouri sein. (…)  Es wird Euch besondere freude machen zu vernehmen daß Bruder G. vor 14 Tagen bei mir eintraf. Er ist gesund & wohl & war 2 Tagen in Kost & Logis in unserem Hause & war so glücklich sogleich Arbeit zu finden. Wir sind ungefähr12 Minuten von einander entfernt, kommen jeden Sonntag zusammen, 
manchmal auch unter der Woche.  

Quelle

Helbich, W./Kamphoefner, W.D./Sommer, U. (Hrsg.): Briefe aus Amerika. Deutsche Auswanderer schreiben aus der Neuen Welt 1830-1930. München 1988, S. 148ff. u. 178/S. 150-154.