Ergänzungsaufgabe "Externe Perspektiven"

Quelle Nr. 1 Im November des Jahres 1893 musste der Amtsvorsteher des zu Schönberg im Kreis Plön (Schleswig-Holstein) seinem Vorgesetzten Bericht erstatten, warum so viele Menschen aus seinem Gebiet auswanderten. Mit Blick auf die Probstei, eine Landschaft nordöstlich von Kiel gelegen, berichtet der Amtsvorsteher das Folgende: „Meiner Ansicht nach ist in den allermeisten Fällen der von den Auswanderungslustigen selbst angegebene Grund aus die wirkliche Veranlassung zur Auswanderung – wenigstens bei den jungen Leuten – daß sie sich nämlich der Landwirtschaft widmen, aber nicht zeitlebens als Knecht oder Tagelöhner dienen wollen, in Amerika aber viel leichter selbständig werden zu können glauben als hier.“ „Früher arbeiteten die Hufnersöhne, sofern sie Ackerbauer bleiben wollten meistens bei ihrem jüngsten Bruder, welche die Stelle bekam als Knecht, während sie jetzt, wenn sie Landmann bleiben wollen, nach Amerika auswandern, weil sie meistens nicht die Mittel besitzen, um hier selbständig zu werden, bei ihrem Bruder als Knecht aber nicht mehr arbeiten wollen.“ „Es kommt hinzu, daß fast jede Probsteier Familie nahe Verwandte in Amerika hat, wodurch den Auswanderern das Auskommen in Amerika zu Anfangs jedenfalls bedeutend erleichtert wird. Jedenfalls kommen hier junge Leute leichter dazu nach Amerika auszuwandern und geben die Eltern auch eher ihre Einwilligung dazu, wenn schon ältere Geschwister oder sonstige nahe Verwandte drüben sind, denen es gut geht; und das trifft hier bei den meisten Familien zu.“ Quelle Nr. 2 Die Zeitung „Indiana Volksblatt“ berichtet am 31. März 1855: „Mit Freuden wurden die neuen Ankömmlinge von den früher eingesiedelten Deutschen aufgenommen. Sie alle sahen in den Ankömmlingen die Kräfte, welche der deutschen Bevölkerung dieses Landes noch fehlten, um ihren vorteilhaften Einfluss auf die Entwicklung der neuen Heimat nach allen Seiten hin geltend zu machen. Rasch gestalteten sich zu diesem Zwecke eine große Anzahl von Vereinen zur Förderung deutscher Künste und deutschen Lebens und überall schien sich alles zu unserem Besten zu gestalten. Doch nur zu bald sollte diesem Jubel eine bittere Enttäuschung folgen. (...) Die Revolution (von 1848/49) hatte aus Deutschland ihre Führer und mit diesen eine Reihe von Cliquen und Parteien herübergebracht welche unmöglich auf Dauer Gutes stiften konnten. Da es den Herren der Bewegung draußen nicht gelungen war, zur Herrschaft zu kommen, so dachten sie hier als Führer der öffentlichen Meinung in allen Fragen, selbst in solchen, wovon sie durch die kurze Dauer ihrer Anwesenheit noch keinen Begriff haben konnten, auftreten zu können; sie betrachteten
sich ausschließlich als die Vertreter des Weltlichts, das bis zu ihrer Ankunft so spärlich Amerika und seinen Deutschen beschienen. Diesen Weltverbesserern und den blinden Haufen, welche ihnen folgten, verdanken wir das Fehlschlagen der Hoffnungen, welche damals in allen Deutschen erwacht waren. (...) Ein großer Teil der deutschen Einwanderung verfolgte Prinzipien, welche dem Geiste des amerikanischen Volkes geradezu entgegen und seinem Charakter entschieden zuwider waren. Keine Idee war zu verrückt, sie fand auch einen Trupp unserer Landsleute als feurige Anhänger. Die ,Jungdeutschen' tanzten um den Freiheitsbaum (...), wofür sie schon auf der Schulbank und von der Kanzel herab in der alten Heimat zurechtgestutzt wurden. Manche wurden eifrige Jünger (...) weltbeglückender Kommunisten. Die Weiberrechte fanden (...),tüchtige Advokaten', die junge Freiheit war diesen Helden schon zu alt geworden, sie sollte kopfüber gestürzt und zum Wenigsten sollte Gesetz und Recht nach ihren Köpfen gemodelt werden. Zur Verbreitung all diesen Wahnsinns fanden sich bald in der deutschen Presse ,würdige' Organe, welche durch ihr Geschrei nicht wenig dazu beitrugen, die Aufmerksamkeit der Nativisten-Partei [Gegner der Einwanderer] auf ihre verwerflichen Grundsätze zu lenken und in deren Hände wurden dieselben Waffen gegen uns Alle.“ Quelle Nr. 3 Im Jahr 1857 beklagte der „Buffalo Commercial Advertiser“ im Staat New York mit Blick auf die östliche Teile der Stadt Buffalo, diese seien: „as little American as the duchy of Hesse Cassel; their population speaks a foreign language, reads foreign newspapers, isolates itself from the American element, […] and claims the right to subject the sons of the soil to the despotism of the brute force of numbers.”

Arbeitsauftrag

Untersucht/untersuchen Sie, inwiefern die in den Quellen zu Wort kommenden externen Perspektiven die bisher gesammelten Informationen erweitern und ergänzt/ergänzen Sie eure/ihre Listen entsprechend.

Quelle

  1. VIMU – Das virtuelle Museum. http://www.vimu.info/quote.jsp?id=for_14_5_36_cit_schoenberg_de&lang=de&u=teacher&flash=true&s=891C7AB7935905C351DF54FC61B5CF0A
  2. Zitiert nach: Stempfel, Theodore: Fifty Years of unrelenting German Aspirations in Indianapolis 1848-1898, lndianapolis 1991, S. 7.    
  3. Buffalo Commercial Advertiser. 12. Juli 1857. Zitiert nach: Yox, A.: Decline of the German-American Community in Buffalo 1855–1925. Diss. University of Chicago 1983, S. 63.