Hintergrundinformation: Freie Gedenkstättenpädagog*innen zur „Schuldkult“-Schmiererei

In der Auseinandersetzung ob „Schuldkult“ stehen bleiben soll oder nicht gab es auch eine Position der freien Gedenkstättenpädagog*innen. Diese war weder in der medialen Bericht­erstattung präsent, noch hatte sie Einfluss bei der Debatte um Stehenlassen oder nicht. Deshalb entschied sich die Gruppe, nachdem die Parole entfernt war, zu einem Offenen Brief an den Leiter der Landeszentrale für politische Bildung.

Auszug aus einem von 13 freien Mitarbeiter*innen (die als Guides pädagogisch am Denkort Bunker Valentin arbeiten) unterzeichneten Brief an Thomas Köcher, den Leiter der Landes­zentrale für politische Bildung am 19.2.2018 (Archiv Denkort Bunker Valentin).
 

„Die Debatte darüber, ob es nicht sinnvoll wäre, die Parole „Stoppt den Schuldkult“ zwar kommentiert, aber doch stehen zu lassen und in die Bildungsarbeit mit einzubeziehen, verkennt einige wichtige Aspekte unserer alltäglichen Arbeit am Denkort. Rechte Angriffe auf Gedenkstätten, Erinnerungskonflikte und nicht zuletzt der Begriff ‚Schuldkult‘ sind zwangs­läufig seit jeher inhaltlicher Bestandteil unserer Führungen und Seminare. Ebenso setzen wir uns mit Sicherheitskonzepten auseinander, wie wir Rechtsradikalen, die nicht nur heimlich Vandalismus betreiben, sondern auch persönlich erscheinen, am Denkort begegnen können. Diese Auseinandersetzung in Form von internen Seminaren führen wir im Übrigen absolut unentgeltlich, aus der Überzeugung heraus, dass auch eine Selbstbildung hinsichtlich Rechts­radikalismus und seiner Kontextualität wichtig für unsere Arbeit am Denkort ist. Somit hätten wir uns eine Einbeziehung in den Entscheidungsprozess und der öffentlichen Darstel­lung des Umgangs mit der Schuldkult-Parole gewünscht. Keine_r von uns sah ernsthaft einen Vorteil darin, die „Schmiererei“ stehen zu lassen. Auch eine Informationstafel hätte wohl wenig zur Vermittlung beitragen können, Besucher_innen übersehen regelmäßig bereits das einfache Schild, dass Fahrradfahren auf dem Gelände untersagt ist. […] Zuletzt widmen wir unsere Arbeit den NS-Opfern der Baustelle und ihren Angehörigen, die uns nach wie vor persönlich besuchen. Sie am Denkort zu begrüßen und unseren heutigen Umgang mit der Geschichte des Ortes vorzustellen sollte nicht mit einschließen, einen rechten Begriff an einer der meist frequentierten Stellen des Rundwegs so prominent auszustellen.“