Textquelle: Aus dem Bericht des Generalstabs

Der Zeitzeuge Oberleutnant Graf Schweinitz berichtet über den „Aufstand“ der Herero 1904:

„Von Ondowu ab bezeichnete ein im Omuramba ausgetretener Fußpfad, neben welchem Menschenschädel und Gerippe und Tausende gefallenen Viehes, besonders Großvieh, lagen, den Weg, den anscheinend die nach Norden entwichenen Hereros genommen haben. Besonders in den dichten Gebüschen am Wege, wo die verdurstenden Tiere wohl Schutz vor den versengenden Strahlen der Sonne gesucht hatten, lagen die Kadaver zu Hunderten dicht neben- und übereinander. An vielen Stellen war in 15 bis 20 m tiefen, aufgewühlten Löchern vergeblich nach Wasser gegraben. [...] Die mit eiserner Strenge monatelang durchgeführte Absperrung des Sandfeldes‘ heißt es in dem Bericht eines anderen Mitkämpfers, vollendete das Werk der Vernichtung. Die Kriegsberichte des General v. Trotha aus jener Zeit enthielten keine Aufsehen erregenden Meldungen. Das Drama spielte sich auf der dunklen Bühne des Sandfeldes ab. Aber als die Regenzeit kam, als sich die Bühne allmählich erhellte und unsere Patrouillen bis zur Grenze des Betschuanalandes vorstießen, da enthüllte sich ihrem Auge das grauenhafte Bild verdursteter Heereszüge.

Das Röcheln der Sterbenden und das Wutgeschrei des Wahnsinns [...] sie verhallten in der erhabenen Stille der Unendlichkeit‘ [...]. Das Strafgericht hatte sein Ende gefunden. Die Hereros hatten aufgehört, ein selbständiger Volksstamm zu sein.“

Quelle

Der Große Generalstabe Kriegsgeschichtliche Abteilung 1 (Hg.). Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika, Band 1, Berlin: E. S. Mittler Sohn, 1906, 218.