Falschmeldungen auf Facebook (Gruppe 1)

In sozialen Netzwerken wie Facebook kommt es immer wieder zu Falschmeldungen, die durch ‚liken‘ und ‚teilen‘ große Verbreitung und Aufmerksamkeit finden.

Die Polizei Gießen schreibt dazu:

„Immer wieder verbreiten Zeitgenossen Meldungen, die den Anschein haben echt zu sein, an denen auch etwas dran sein könnte, die so leicht Angst machen sollen, sich aber bei kritischer Überlegung und Nachforschungen nicht als wahr herausstellen. Diese Meldungen nennt man HOAX. Aus dem englischen für hocus, Jux oder Schabernack, so wie ein Aprilscherz. Das Problem: zahlreiche Leichtgläubige versenden die falschen Warnungen allzu leichtfertig in Kettenbriefmanier in den neuen Medien, im Internet, in den sozialen Netzwerken oder per Mail weiter. In dem Glauben, etwas Gutes zu tun und andere zu warnen, verängstigen sie damit tatsächlich aber nur unnütz andere und verstopfen zudem die Internetwege. Deshalb bittet die Polizei Angeschriebene mit solchen ‚Aprilscherzen‘ das ganze Jahr über kritisch umzugehen.“

Einer Reihe solcher Hoaxes, die bereits seit Jahren immer weiter geteilt, geliket und in veränderter Form neu gepostet werden, betrifft die angebliche Entführung von Kindern durch eine vermeintliche „Organ-Mafia“. Die Webseite mimikama.at, die sich auf die Aufklärung von Falschmeldungen und Hoaxes, insbesondere auf Facebook spezialisiert hat, schreibt zu dieser Meldung:

„Immer wieder liest man das Wort ‚Organmafia‘. In den letzten Jahren gab es immer wieder schockierende Meldungen zu entführten Kindern in Kauf- und Möbelhäusern verschiedener Art, welche natürlich ALLE falsch waren.“

Die Falschmeldung existiert in zwei verschiedenen Grundvarianten und wird jeweils auf neue Orte ‚angepasst‘ und aktualisiert. In der ersten Grundvariante der Falschmeldungen wird davor gewarnt, dass die „Bulgarische & Rumänische Organmafia“ Kinder entführe, um anschließend deren Organe zu verkaufen. Gewarnt wird insbesondere vor „ausländischen Kennzeichen“ und "Zigeuner".

In der zweiten Grundvariante wird zudem vor „Zigeunern „Rumänischen Frauen“ oder „Ost­europäern“ gewarnt, die in einer Filiale einer großen Kette von Bekleidungsmärkten (welche jeweils von Ort zu Ort wechselt), angeblich Kinder betäubten, ihnen in einer Umkleidekabine die Haare abrasierten und so versuchen würden, die Kinder unerkannt zu entführen. Ziel sei ebenfalls, deren Organe zu verkaufen.

Auch die Polizei muss sich immer wieder mit diesen Kettenbriefen beschäftigen. So äußert sich die Polizei Gießen zu einer hessischen Version der ersten Variante:

„In den letzten Wochen wurden auch in Mittelhessen wieder solche Meldungen verbreitet und erzeugten mancherorts die bei solchen HOAX gewünschte Wirkung. Bei den Polizei­dienststellen riefen unter anderem besorgte Mütter an und erkundigten sich nach dem Stand der Bedrohung. Über soziale Netzwerke hatten sie oder auch ihre Kinder eine Mail erhalten, die vor bulgarischen Kinderfängern warnte, so im Raum Gießen, aber auch in der Wetterau:

‚!!! Passt auf eure Kinder auf!!! In Bad Nauheim und Friedberg wollten 2 Männer in einem weißen Lieferwagen mit Kennzeichen BG (Bulgarien) Kinder entführen! Man vermutet, dass es sich dabei um die Organmafia handelt! Auch in Butzbach ist die Polizei schon den ganzen Tag am Suchen. Lasst eure Kinder nicht alleine raus!‘

Die Meldungen waren vielfach ‚geteilt‘ und mit entsprechenden Kommentaren weitergeleitet worden. Bei dem, was man täglich so mitgeteilt bekommt, scheint heute ja nahezu alles möglich. Diese Warnung kursiert in den letzten Wochen bundesweit mit unterschiedlichen Ortsbezügen und hatte auch früher schon ähnliche Vorläufer. Wenngleich eine allgemeine Vorsicht immer angebracht ist, so ist diese Meldung doch als sogenannter Hoax (Schaber­nackmeldung) zu sehen und entbehrt hier tatsächlicher Grundlage. Als mögliche Initialzündung für diese Meldung wird verschiedentlich eine erfundene Geschichte in einem ‚Tatort‘-Krimi aus dem Jahr 2011 gesehen, nach der wohl die ersten Meldungen mit diesem Inhalt auftauchten.“

Das Gefährliche an solchen Kettenbriefen ist, dass viele Menschen diese Falschmeldungen glauben. Aufgrund dieser Falschmeldungen lassen Eltern ihre Kinder nicht alleine draußen spielen, Lehrer*innen sind besonders besorgt und es gibt regelmäßig falsche Verdächtigungen bei der Polizei. So musste auch die Polizei Gütersloh am 20. Januar 2014 mit folgender Pressemitteilung auf ein Posting der zweiten Variante reagieren:

„Seit einigen Monaten kursieren im Internet, speziell bei Facebook, Gerüchte über ein Kind, das aus einem großen Einkaufsmarkt (es wurden auch Möbelhäuser und Kaufhäuser genannt) in Gütersloh entführt worden sein soll. Diesem Kind seien dort auf der Toilette angeblich von einem rumänischen Paar die Haare abrasiert worden, um einen Organhandel vorzubereiten. Die Polizei im Kreis Gütersloh macht an dieser Stelle deutlich, dass sich ein solcher Sachverhalt NIEMALS im Kreis zugetragen hat.

Es handelt sich um lediglich um aufschreckende Gerüchte, die im Internet kursieren und denen JEGLICHE Grundlage fehlt.“

Arbeitsauftrag

1. Beschreiben Sie/ Beschreibe die gemeinsame Angstvorstellung hinter den Falschmeldungen.

2. Die angeblichen Täter*innen werden mit verschiedenen Worten beschrieben. Nennen Sie/Nenne die einzelnen Beschreibungen und erörtern Sie/erörtere, ob und inwiefern diese Bezeichnungen verschiedene Gruppen beschreiben und ob es sich um das gleiche Feindbild handeln könnte.

3. Erläutern Sie/Erläutere, ob es einen Zusammenhang zwischen diesen Hoaxes und den Falschmeldungen zum „Fall Maria“ gibt.

4. Beurteilen Sie/Beurteile folgende Aussage: „Diese Falschmeldungen sind nur eine moderne Variante des alten Vorurteils, Zigeuner würden Kinder entführen.“

Quelle

Wannenmacher, Tom. „Gemeinsam gegen Falschinformation: Du kannst Teil der Lösung sein“, in: MIMIKAMA Zuerst denken – dann klicken, 26. Februar 2018, https://www.mimikama.org/zettel-an-der-heckscheibe/ , zuletzt geprüft am 12. Juli 2023.

Wannenmacher, Tom. „Die Organmafia: Ein Fake verbreitet Angst“, in: MIMIKAMA Zuerst denken – dann klicken, 2. April 2014, http://www.mimikama.at/allgemein/die-organmafia-in-essen-und-duisburg-ein-fake-verbreitet-angst/, zuletzt geprüft am 12. Juli 2023.

Wannenmacher, Tom. „Hoax: ‚Liebe Eltern passt auf eure Kinder auf! Eine Mutti war mit ihrem 4 jährigen Sohn bei H&M shoppen‘“, “, in: MIMIKAMA Zuerst denken – dann klicken, 18. Oktober 2011, http://www.mimikama.at/facebook-fake-postings-hoaxes/hoax-liebe-eltern-passt-auf-eure-kinder-auf-eine-mutti-war-mit-ihrem-4-jhrigen-sohn-bei-hm-shoppen/, zuletzt geprüft am 12. Juli 2023.

Wannenmacher, Tom. „Facebook: Die rumänischen Frauen, die angeblich einen 2-jährigen entführten“, in: MIMIKAMA Zuerst denken – dann klicken, 25. Juni 2012, https://www.mimikama.org/facebook-fake-shock-news-die-rumnischen-frauen-die-angeblich-einen-2-jhrigen-entfhrten/ , zuletzt geprüft am 12. Juli 2023.