Darstellung & Quellen: Franz Joseph Löwen - Franz Josepf Loewen

Darstellung Biographischer Hintergrund Franz Joseph Löwen wanderte 1857. Damals war er 19 Jahre alt. Er stammte aus dem kleinen Ort Alf an der Mosel und war der Sohn eines armen Nagelschmieds. Dennoch hatte er keine handwerkliche Ausbildung. Die Gründe für seine Auswanderung waren wohl vielfältig. Ein Grund könnte die bevorstehende Einberufung zum Militärdienst gewesen sein. Wichtiger aber war es wohl, dass bereits zwei seiner Geschwister, nämlich sein Peter und Katharina Löwen, bereits nach Amerika ausgewandert waren und sich 1855 in der Nähe von Detroit im Bundesstaat Michigan niedergelassen hatten. Der Bruder Peter streckte Franz die Kosten für die Reise vor. Andere Beweggründe waren die schlechte wirtschaftliche Situation in der Heimatregion und das Fehlen einer Ausbildung, weshalb die Zukunftschancen eher schlecht waren. Löwen wanderte heimlich über die belgische Grenze und verließ Europa über Antwerpen. Sein Ziel war zunächst New York. Von dort ging es weiter nach Detroit, das etwa 1.000 km weiter westlich liegt. Die Bevölkerung dieser Stadt wuchs damals stark an, da sich viele Einwanderer – vor allem deutsche – dort ansiedelten. Noch im Jahr 1900 konnten 15 Prozent der deutschen Einwanderer kein Englisch. Löwen arbeitete zunächst in Detroit zusammen mit seinem Bruder als ungelernter Arbeiter. Nach etwa drei Jahren zog er weiter nach Norden in einen Ort namens Portage Lake. Dort blieb er auch nicht für immer, sondern ging 1862 zurück nach Detroit. Dort arbeitete er nun als Zimmermann und Bauunternehmer. Ab 1870 war er der Nachbar seines Bruders Peter. 1877 zog er aufs Land, da er eine eigene Farm erworben hatte. Scheinbar hatte er als Bauunternehmer vom Wachstum der Stadt Detroit profitiert. 1883 ging er dann zurück in die Stadt und erwarb dort ein großes Haus mit 15 Zimmern.  Auswandererbriefe (Quellen)   Wiandotte den 29[ten] Juli. [vermutlich 1857] Geliebte Eltern und Geschwister. Nach einer langen und Beschwerlichen Reiße hatte ich endlich das Glück, den
FIecken Wiandott zu erreichen. Zwar habe Ich manche trübe Stunde auf dießer
Reiße angetroffen, denn es war nicht gut eingerichtet, wie wir es eingerichtet
hatten. (Da die Kiste nicht rechtzeitig ankam, musste er die Seereise, die 45 Tage dauerte, ohne zusätzlichen Reiseproviant machen) so gelang es denn, daß wir den Samstag auf den 20 Juni glücklich in Newiork anlandeten. Schon aller Leiden vergessen stieg ich aus dem Schiff, und gieng mir, weil den Sonn tag keine Dampfboten oder Eisenbahnen fahren ein Kosthaus suchen, um daselbst zu bleiben bis den nächsten Montag. Den Montag fuhr Ich mit der Dampfbote nach Albani, dann mit der Eisenbahn nach Bufalo, dann wieder mit der Dampfbote nach Wiandott (Wyandotte), Und so war es Freitag als Ich daselbst ausstieg. Jetzt fragte ich gleich den ersten Besten ob er den J.P. Loewen nicht kennen würde. dießer kannte Ihn, und er führte mich bei sein Haus und gerade schaute er zum Fenster hienaus Nun Peter, sagte Jener, hier bring Ich Dir Landsleute So, das ist recht sagte er, und blieb ganz ungerührt dabei. Kennst Du denn Dein Bruder nicht, denn das hier ist ja Dein Bruder. Ja sagte er Ich kenne mein Bruder, aber das da ist Ihn nicht. Jetzt waren wir eine halbe Stunde beisammen und redeten miteinander, wie viele Geschwiester ich den hätte und wie sie hießen, und als Ich Ihm als vieles geantwortet hatte, wollte er doch noch 1000 Thlr. gegen 5 Groschen setzen, daß Ich es nicht wäre. In Zwischenzeit kam der kleine Franz herein[g]eloffe[n] und dießen kannte Ich auf der Stelle. da sagte Ich Siehe Peter, daß da ist mein Pate. Da sprang er aber auf und rief er ist Ihn doch und Er kam mir entgegen, und reichte mir mit weinenden Augen die Hand. Jetzt aber auch so viel Bier her als nur immer h[ier] getrunken wird und so tranken wir uns recht satt damit, und so war Ich da, und [sein] da, und bleibe da, bis es mir nicht mehr gefällt, dann geh Ich vieleicht weiter. Die Woche drauf gieng Ich mit meinem Bruder Peter Arbeiten, und Ich arbeitete gerade 1 Monat als Euer Brief bei uns ankam. (…) Maple Grove May 20[ten] 1877 Liebe Geschwister! (…) Wie Ihr schon aus der Überschrift ersehet, binn Ich nicht mehr in Detroit, sondern Ich habe dieße Stadt in der ich 15 Jahre gewohnt, mit Frau und Kinder. mit Hab und Gut verlassen. Schon Jahre zurück ging Ich mit der Idee um Mich auf den Landbau zu verlegen falls der liebe Gott Mich die Mittel erwerben ließe um ein Landgut zu kaufen Da nun voriges Jahr die Geschäfte sehr schlecht giengen, und keine Aussicht auf Besserung vorhanden war, so entschloss Ich Mich meinen Plan auszuführen, und so kaufte Ich letzten August 77 Acker Land für Unsere Heimath, und letzten 25 Oktober sind Wir über gesiedelt und gesund und wohlbehalten in Unserer neuen Heimath angekommen, wo Wir, so Gott will auch Unser Leben beschließen werden. Unser Landgut oder Farm wie mans hier nennt liegt 105 Meilen von Detroit. bezahlt habe Ich dafür 2000 Dollar, jedoch sind erst 30 Acker unter Kultur, das übrige ist noch amerikanischer Urwald. jedoch werden die Waldungen von Jahr zu Jahr mehr gelichtet und es sieht wunderbaar malerisch aus, zwischen hohen Wäldern schöne Weinzen, Hafer, Korn und Kartoffeln Felder in dem aller üppigsten Wachsthum zu schauen (…) Öfters denke Ich als, Meine Geschwister hätten doch besser gethan wenn Sie nach Amerika ausgewandert wären, allein vieleicht würde es Ihnen nicht einmal hier gefallen, denn es gibt auch hier Leute, welche wie die alten Juden immer noch bei vollen Fleischtöpfen wieder Gott und dießes freie fruchtbaare Land murren und klagen Europa wäre schon öfters beinahe verhungert, wenn die vollen Fruchtkammern Amerikas sich nicht für Sie öffnen würden. Was hätte Ich wohl in der Alf erreichen können der wilde unbändige arme Nagelschmieds Sohn. In Deutschland gibt es ja nichst anders als Menschenknechter und Sklaven (…)

Quelle

Helbich, W./Kamphoefner, W.D./Sommer, U. (Hrsg.): Briefe aus Amerika. Deutsche Auswanderer schreiben aus der Neuen Welt 1830-1930. München 1988, S. 179ff/S. 182f. u. 188f.