Darstellung & Quellen: Peter Klein

Darstellung Biographischer Hintergrund Der Schuhmachersohn Peter Klein stammte aus Güchenbach im Saarland. Wahrscheinlich war er Analphabet, weshalb andere seine späteren Auswandererbriefe für ihn schreiben mussten. Sein Beruf war Bergmann. Damit war er als Fachkraft sehr begehrt, denn der Bergbau im Saarland nahm in der Zeit seiner Auswanderung einen starken Aufschwung. Schlechte Berufsaussichten dürften für Peter Klein daher nicht der entscheidende Grund zur Auswanderung gewesen sein. Trotzdem spielten wirtschaftliche Gründe eine Rolle: Kleines Vater war verschuldet, Güchenbach war eine arme Gemeinde und die Preise für Grundnahrungsmittel stiegen zu Beginn der zweiten Hälfte der 1850er Jahre stark an. Hinzu kamen eine gewisse Risikofreudigkeit und Abenteuerlust. 1854 wanderte Peter Klein im Alter von 27 Jahren aus. Sein Ziel war Pottsville im Bundesstaat Pennsylvania. Hier hatten sich bereits Leute aus der Herkunftsregion im Saarland niedergelassen, außerdem lebten viele Deutsche in der Gegend. Schließlich wurde um Pottsville herum Kohle abgebaut, sodass Klein beruflich gut anknüpfen könnte. Trotzdem blieb er nicht dort, sondern zog im Herbst 1856 weiter Richtung Westen nach Kalifornien. Was ihn zu dieser risikofreudigen Entscheidung bewog war die Suche nach Gold. Ende der 1840er Jahre war das Edelmetall dort entdeckt worden, was einen wahren Goldrausch zur Folge hatte. Viele Menschen strömten nach Kalifornien, Peter Klein war einer von ihnen. Er ließ sich in Sutter Creek nieder. Als Fachmann für Bergbau hatte Peter Klein gute Chancen, selbst Gold zu finden. Tatsächlich gab er im Jahr 1860 an, ein Vermögen von 3.000 Dollar zu besitzen, was dem Zahnfachen eines Jahreslohns entsprach, den er in seiner alten Heimat im Saarland hätte erwirtschaften können. Wie es mit Peter Klein aber genau ausging, bleibt unklar… Auswandererbriefe (Quellen)

 Sutter Creek Amad. County June 3rd 1860

Vielgeliebte Eltern! (…) Was mich anbelangt, bin ich so weil gesund u. befinde mich in guten Umständen, habe einen guten Lohn u gute Aussicht in kurzer Zeit jetzt etwas Geld zu machen Mit unserm Contrackt sind wir so weit gut ausgekommen, wir haben den Tunnel 1700 Fuß hinein getrieben, u. haben sehr guten Arbeitslohn da bei gemacht. Unsere Ausgaben waren aber auch bis jetzt ungeheuer groß, es steht jeden einzelnen Mann schon über 1500 Dollar ohne daß einer noch einen Cent Nutzen davon hatte Erst vor ungefähr 14 Tage zurück kamen wir auf den sogenannten Zahldreck, u. wir hoffen jetzt eine gute Gelegenheit zu haben, unser hinein gestecktes Geld wieder in kurzer Zeit heraus zu bekommen, u. noch etwas mehr dazu zu machen, (…) Ich habe meinen Freunden Peter und Louis so weit auch aufgeholfen daß sie, auch ein jeder Antheil im Claim hat. Der Peter ist von hier am 20.te Mai nach den Vereinigten Staaten gereißt ich habe ihm seinen Antheil abgekauft für 1.300 Dollar er wird es Euch schon schreiben von New York aus es hat ihm nicht mehr ganz gut gefallen. Liebe Eltern, wenn ich jetzt gesund bleibe, u unser Claim bezahlt, wie die Aussichten sind, so hoffe ich bis nächstes Frühjahr bei Euch zu sein u. ich werde Euch denn [a]lles nündlich mittheilen können, wie die Verhältniße hier in California sind. Hier im Land muß man etwas reskieren u. wagen, um etwas zu machen, heute kann man ein reicher Mann sein, u. morgen wieder so arm als Lazarus. Ich für meinen Theil liebe Eltern habe jetzt seit dem letzten 2 Jahren viel gewagt [- - -] beinahe alles hinzu gesetzt, was ich durch harte Arbeit verdient habe, aber meine Aussichten sind jetzt gut u, ich glaube nicht, daß ich mein Geld für nichts gewagt habe, ich bin beinahe sicher, daß ich ausgezeichnet gut gethan habe, mein Geld u. Arbeit für dieses Unternehmen zu opfern. Schon seit 14 Tagen haben wir angefangen Zahldreck herauszunehmen, wir arbeiten jetzt Tag u. Nacht haben viele Leute gemiethet, u. so wie wir besser eingerichtet sind, daß mehr Leute im Tunnel arbeiten können, wollen wir mit 40 Mann arbeiten 20 bei Tag u. 20 bei Nacht, so daß wir in kurzer Zeit zu unsern ausgelegtem Geld wieder kommen. In kurzer Zeit wird Henrich Miller von Roekershausen [8 km von Güchenbach] heingehen u. ich werden dann einem jeden von meinem Geschwister etwas schicken, ich habe schon Ringe machen lassen, aber noch nie Gelegenheit gehabt sie zu schicken. Peter ist nach den Staaten gegangen hat aber nicht mehr als 500 Dollar mitgenommen, das ubrige habe ich in Händen man kann nicht wissen was vorfällt, er mag verunglücken auf See oder sonst etwas passieren. Er wird mir schreiben, so wie er ein[en] Platz hat, so daß ich ihm das ubrige Geld schicke. 

Sutter. Creek Amador Cou[nty] / September 16n 1860

Geliebte Eltern! Euern Brief vom 22[n] July habe ich richtig erhalten u daraus ersehen daß ihr noch gesund u zufrieden sei[n] was ich auch bin. Ich arbeite immer no[ch] in meinem Claim, im Sommer kann man nicht viel machen in California weil man nicht Wasser genug hat um den Zahldreck zu waschen. Es regnet hier im Sommer nicht, erst bis Dezember fängt der Regen an, u. dann hoffe ich daß ich gut thue im Claim, so daß ich Euch besechen kann nächstes Frühjahr Einstweilen überschicke ich Euch einen Wechsel von zweihundert fünfzig Gulden (250 fl) 15 Kreuzer weniger als 143 prussische Thaler, diese Geld liebe Eltern schicke ich Euch zum Neujahr geschenk, u ich wünsche daß ihr Euch gut damit thuet, u. noch viele andere gluckliche Jahre erlebt. Gebet dem Peter Bieg seiner Mutter 30 prussische Tahler davon, u ich werde es als dann mit dem Peter recht machen. (…) Sparet das Geld nicht verzehret es u. lebt in in Euern alten Tagen gut, bis ich im Frühjahr nach Hause komme Miller wird nicht Hause kommen er hat wieder ein anderes Geschäft angefangen. (…)

 Sutter Creek. 18 Aug. 1861.

Lieber Vater! Deinen lieben Brief vom 2ten Juny habe ich am 2ten August richtig erhalten, und aus der Nachschrift ersehen, daß die Ringe glücklich angekommen sind. Es freut mich, daß Ihr alle noch wohl und gesund seid. Ich bin auch noch immer bei guter Gesundheit. Ihr dürft Euch nicht grämen, daß ich noch nicht gekommen bin; das hat alles seine guten Gründe, die ich Euch erklären will. Ihr wißt, daß ich vor etwa einem Jahre vom Peter Büch einen halben Antheil an unserer Grube für dreizehn hundert Thaler zurückgekauft habe, und als ich ihn wieder verkaufen wollte, um weggehen zu können, und zu Euch zu kommen, konnte ich ihn nicht los werden, ohne wenigstens die Hälfte meines Geldes zu verlieren, da unsere Grube damals nicht so vortheilhaft ausfiel, wie wir erwartet hatten. Ich mußte also wohl vorläufig noch hier bleiben, um zu meinem Gelde zu kommen. Jetzt habe ich einen halben Antheil für sechzehn hundert Thaler verkauft, und der Käufer muß mich bis zum 1ten Mai 1862 bezahlen. Kann er das am genannten Tage nicht, so verliert er vierhundert Thaler, und der Antheil fällt wieder an mich zurück. Das ist alles gerichtlich abgemacht, so, daß ich ganz sicher stehe, Du siehst also, daß ich, vor dem 1ten Mai nächsten Jahres Californien noch nicht verlassen kann, da mein Geld bis dahin aussteht. Ich habe übrigens gute Aussichten, mein Geld zu bekommen, da sich unsere Goldgrube alle Tage bessert. Voriges Jahr konnte kein Theilhaber ausverkaufen, jetzt aber fänden wir Käufer genug, wenn wir wollten. Der Mann, dem ich den halben Antheil verkauft habe, zahlt mir alle Monathe achtzig bis hundert Thaler ab; außerdem habe ich monatlich von Seiten der Compagnie fünfzig Thaler Lohn. Die Arbeit in unserer Grube gefällt mir sehr gut. Ich und der Louis Dörr, wir sind unsere eigenen Herren, und haben in unserer Goldgrube so viel zu sagen, wie die Steuerer [Steiger] in einer Kohlengrube. Die Unkosten unserer Compagnie betragen monatlich etwa dreizehn bis vierzehn hundert Thaler. Es arbeiten ungefähr fünfundzwanzig Mann in unserer Grube. Was über die Unkosten herauskommt, ist die Dividende, und die wird unter uns vierzehn Teilhabern geteilt. Sie beträgt jetzt monatlich etwa fünfundzwanzig hundert bis dreitausend Thaler an Goldes Werth. (…) Aber wenn ich auch nicht gleich komme, so komme ich darum doch ganz sicherlich. Wenn ich das nicht vor hätte, so hätte ich mich ja schon längst in Californien fest angesiedelt und geheirathet. Die Mutter soll nur gesund und gutes Muthes bleiben; lange bleibe ich ja nicht aus, ich zögere jetzt nur, weil ich gerade so gut ausmache, und es Schade wäre, wenn ich diese gute Gelegenheit im Stich ließe. Da es mir so gut geht, lieber Vater, so laß mich ja wissen, wenn es Dir an Geld fehlt. Ich will nicht, daß Du Noth leidest, während es mir gut geht [ ... ] Ich will Dir mit diesem Briefe einen Wechsel von hundert Thalern schicken. Davon kannst Du meinen Bruder Ludwig so viel geben, wie Du denkst, daß er nöthig hat, und den Rest sollst Du selbst behalten(…) Ich schließe keines von meinen Geschwistern aus, und wenn ich nach Deutschland komme, werde ich für Jedes so gut sorgen wie ich kann aber die Eltern gehen vor (…) Tausend Grüße an Dich und die liebe Mutter, wie auch an alle Geschwister von / deinem treuen Sohne / Peter Klein Nachschrift: Wenn Du den Wechsel unterschreibst, so schreibe deinen Namen ,,John Kline", und nicht wie gewöhnlich. Im Englischen wird das "Klein" ausgesprochen, und deine Unterschrift muß dem Namen gleich sein, der im
Wechsel genannt ist.

Quelle

Helbich, W./Kamphoefner, W.D./Sommer, U. (Hrsg.): Briefe aus Amerika. Deutsche Auswanderer schreiben aus der Neuen Welt 1830-1930. München 1988, S. 363-368/S. 378-382.