Geflüchtete erzählen (Station 2)

Dauer des Videos: 2:05 Min. Transkribierte Erfahrungsberichte: A: Ich hatte eine schöne Kindheit. Aber ich konnte spüren was um mich herum passierte. Eines Tages bin ich aufgewacht, alle Läden waren geplündert worden alle Fenster eingeworfen und meine Schule zerstört. B: Es war so laut. Das Haus bebte. Es war sehr nah. Menschen rannten in den Straßen umher und schrien. So viele Menschen wurden getötet. A: Meine Mutter sagte, ich müsse gehen. Ich wollte sie nicht verlassen. Aber sie sagte, wir würden uns bald wiedersehen. Sie wusste wohl, dass sie mich nie wiedersehen würde. B: Es war eine Entscheidung zwischen Leben und Sterben. Mein Bruder und ich flohen alleine. Wir schliefen in den Straßen, auf Feldern und in Parks. Wo immer es ging. A: Sie brachten uns in ein Flüchtlingslager. Es gab kaum Essen. B: Dann brachten uns die Männer auf ein kleines Boot. Es war nur für zwei oder drei Leute, aber wir waren zwölf. Es konnte jederzeit kippen. A: Über uns flogen Flugzeuge und beschossen unser Boot. Ich tauchte unter und versteckte mich unter einem Stück Holz. B: Es war dunkel. Ich konnte meinen Bruder nicht finden. Ich schrie: Bashar, Bashar! A: Ich hatte in meinem ganzen Leben nie solche Angst.“ A und B: Ich dachte ich muss jetzt sterben B: Wir waren zehn Tage auf dem Wasser A: Ich habe die ganze Zeit an meine Familie gedacht. B: An meine Mutter am meisten. A: Wir erwarteten unser Schicksal. Dankbarerweise ließen sie uns rein.“ B: Ich war sehr glücklich, als wir endlich ankamen“ A und B: Ich lebe. Ich gehöre zu denen, die Glück hatten.   Informationstexte: Harry Jacobi - Flüchtling aus dem zweiten Weltkrieg Alter: 92 Jahre, geboren in Deutschland Harry lebt seit dem zweiten Weltkrieg in Großbritannien. Er verbrachte seine Kindheit in Berlin, floh allerdings 1938. Seine Familie wurde, wie viele andre, von den National­sozia­listen verfolgt, weil sie jüdisch waren. Seine Flucht begann damit, dass seine Mutter ihn mit einem Kindertransport nach Holland schickte. Dort bestieg er zwei Jahre später ein Boot, das ihn nach England bringen sollte. Außer ihm waren 40 weitere Kinder an Bord. Während der Überfahrt wurde das Boot von Flugzeugen bombardiert. Es konnte aber bis nach England fahren und ankerte dort drei Tage bis die britische Regierung den Kindern erlaubte an Land zu gehen.   Ahmed - Flüchtling aus Syrien Alter: 12 Jahre, geboren in Syrien Ahmed lebt mit seinem Bruder Bashar und dessen Freundin in Schweden. Er musste 2013 aus der syrischen Hauptstadt Damaskus fliehen. Er und sein Bruder machten sich ohne ihre restliche Familie auf den Weg und flohen zuerst nach Ägypten. Heute wäre das nicht mehr möglich, denn Syrerinnen und Syrer dürfen heute nur mit einem Visum nach Ägypten einreisen. Ahmed und sein Bruder hatten aber kein Visum. Die beiden lebten damals drei Monate in Ägypten. Sie schlugen sich nach Alexandria durch, um von dort über das Mittelmeer nach Italien zu gelangen. In Italien wurden sie schließlich festgenommen, konnten aber ausbrechen und weiter fliehen. Sie kamen nach Österreich, wo sie wieder festgenommen wurden. Ahmed verbrachte seinen zehnten Geburtstag im Gefängnis. Später konnten sie weiter nach Deutschland reisen, bestiegen dort einen Zug und fuhren nach Schweden, wo sie heute leben und sehr glücklich sind, weit weg vom Krieg zu sein. Denn seit 2011 herrscht in Syrien, ihrem Herkunftsland, Bürgerkrieg. Viele Menschen sind schon gestorben oder müssen um ihr Leben Angst haben.

Quelle

www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/2017/zwei-leben-zwei-kriege-eine-fluechtlingsgeschichte/135992