Glossar zur Begriffserklärung

Populismus

Der Begriff Populismus setzt sich wie folgt zusammen: Der lateinische Wortstamm populus meint Volk oder Bevölkerung, die latinisierte Endung -ismus deutet auf eine ständige und intensive Beschäftigung hin. Der Populismus gilt als Politikstil, der vom Gegensatz zwischen einem vermeintlich einheitlichen „Volkswillen“ und einer als korrupt dargestellten Elite lebt. Angeblich herrschten in der Demokratie Denkverbote und eine political correctness grenze die Meinungsfreiheit ein. Oftmals werden die Medien attackiert (sie werden beispielsweise als „Lügenpresse“ bezeichnet). Es gibt verschiedene populistische Ausrichtungen, der Rechts­populismus ist einer von ihnen, in der mit ethnischen Zuschreibungen Feindbilder konstruiert werden.
 

Extremismus

Extremismus (lateinisch das Äußerte) steht im Gegensatz zu den Werten des demokra­tischen Verfassungsstaats, etwa des Pluralismus. Extremist*innen denken häufig in Schwarz-Weiß-Bildern und argumentieren mit ihnen, verwenden etwa antisemi­tische Ver­schwörungstheorien, stellen das Idealbild einer einheitlichen Gesellschaft in den Mittelpunkt und glauben an eine Bestimmung, die sie geschichtlich rechtfertigen („Geschichts­deter­minismus“). Auch im Extremismus gibt es unterschiedliche Ausrichtung wie beispiels­weise religiöse Überzeugungen, eine linke oder rechte politische Einstellung. Rechtsext­remist*innen glauben an die Überlegenheit der „weißen Rasse“ und zeigen mit­unter eine Nostalgie für den Faschismus, speziell zum Nationalsozialismus. Links­extremist*innen sehen im Kapitalismus ein zentrales Feindbild.

 

Radikalismus

Der Begriff „Radikalismus“ geht auf das lateinische „radix“ Wurzel zurück und bedeutet im eigentlichen Wortsinn Ursprünglichkeit. Die Bezeichnung wird heute für Bestrebungen ver­wen­det, die Ziele verfolgen, welche per se nicht antidemokratisch sind, jedoch außerhalb des demokratischen Mehrheits­konsenses liegen. Damit markiert er eine Grauzone. Bei einer Differenzierung zwischen „Rechtsradikalismus als Handeln im gerade noch verfassungs­konformen Rahmen“ und „Rechtsextremismus als außerhalb des demokratischen Konsens stehendes Handeln“ drängt sich die Frage nach einer eindeutigen Grenzziehung förmlich auf. Die Verfassungsschutzbehörden unterscheiden zwischen „Extremismus“ und „Radika­lismus“, obwohl beide Begriffe oft synonym gebraucht werden. Oft steht der Begriff gleichbe­deutend mit Populismus. Viele sprechen auch von „radikal-populistischen Parteien“, gerade wenn sie etwa innerhalb der Parteien in Europa Unterschiede in Ideologie, Programmatik und Kampagne deutlich machen wollen.

 

Faschismus

Der Faschismus ist eine politische Bewegung, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Italien unter dem Führer („Duce“) Benito Mussolinis entstand. Die Faschist*innen hatten als Zeichen auf ihren Fahnen und als Parteiabzeichen das altrömische Rutenbündel, das auf Lateinisch fasces genannt wird. Davon leitet sich der Begriff „Faschismus“ ab. Faschismus und Natio­nal­sozialismus sind von ihrer Entstehung an hinsichtlich ihrer Ideologie und Zielsetzung differen­zierbar ‑ gerade im Hinblick auf die Legitimierung künftiger Staatsverbrechen. Der Nationalsozialismus, strikt rassistisch begründet, strebte imperialistisch auf eine totalitäre Herrschaft zu. Mussolinis Faschismus hingegen orientierte sich am alten römischen Imperia­lismus. Mussolini wollte zwar einen totalitären Zustand (Partei- und Zeitungsverbot, Aus­schaltung der Gewerkschaften, Etablie­rung eines Repressionsapparates, Aufbau einer Partei­armee), erreichte ihn jedoch nie und musste seine Macht mit Monarchie und Militär teilen. Hitlers Macht war nahezu absolut. Die Begriffe „Neofaschismus“ bzw. „Faschismus“ finden bei der Analyse des gegenwärtigen „nationalen“ Lagers immer seltener Verwendung. Die modernen Protestgruppierungen streben keine radikale Umwälzung der Werteordnung und keine revolutionären Verände­rungen an.

 

Fundamentalismus

Der Fundamentalismus bezieht sich primär und originär auf religiös motivierte Kräfte. Charakterisiert wird Fundamentalismus dadurch, dass er den Pluralismusgedanken aufgibt. Der Fundamentalismus weist eine missionarische Grundstruktur auf. Oftmals wird er gerade auch in der Diskussion um islamistischen Fundamentalismus als Aufstand gegen die Moderne, speziell die westliche Welt gebraucht.

 

Neue Rechte

Besondere Bedeutung in der europäischen Extremismus-Diskussion hat der Begriff „Neue Rechte“ erlangt. Er taucht völlig uneinheitlich auf. Lediglich eine Minderheit der Forscher*innen wendet die Neue Rechte auf die rechts­populistischen Parteien an. Die Mehrheitsmeinung hingegen bezieht ihn auf Theoriezirkel, die sich auf die Konservative Revolution der Weimarer Zeit berufen, einer Bezeichnung für verschiedene Strömungen, deren Ideologien antiliberal, antidemokratisch und antiegalitär waren. Inhaltlich schwer vom Rechts­extremismus abzugrenzen, umfasst die Neue Rechte demnach jene intellektualisierte Vari­ante von Ideologien, die strategisch darauf wirken, die „kulturelle Hegemonie“ als Vorstufe der politi­schen Herrschaftsübernahme zu erreichen.