Skript: Drehbuch zur Präsentation

Folie 1

In der Bundesrepublik Deutschland befinden sich heute viele Gedenkstätten an Orten ehe­ma­liger Konzentrationslager, anderer Lager, Gefängnisse oder auch Ausbildungsorten der Täter*innen – wie es jeweils dazu kam, dass die Orte „Gedenkorte“ wurden, ist heute Gegenstand einer eigenen Geschichtserzählung. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zunächst drei Nachfolgestaaten des „Dritten Reichs“... Welche?

Die S*S machen Vorschläge.

Wenn die drei Nachfolgestaaten (DDR, BRD und Österreich) genannt werden: Kennt ihr Gedenkstätten dort? Was denkt ihr, seit wann gibt es überhaupt Gedenkstätten?

 

Folie 2

NS-Gedenkstätten haben sich in der alten Bundesrepublik, der DDR und Österreich jeweils unterschiedlich entwickelt. Grundsätzlich gilt: Jede Gedenkstätte hat ihre eigene Entste­hungs­geschichte im Kontext lokaler wie überregionaler Faktoren.

Wer könnte Eugen Kogon sein?

(Er war 6 Jahre im KZ Buchenwald. 1946 verfasste er das Buch „Der SS-Staat“, das lange Zeit das wichtigste Buch über die Konzentrationslager war)

Wie ist das Zitat zu verstehen?

Zitat: „Dachau – die Bedeutung dieses Namens ist aus der deutschen Geschichte nicht auszulöschen. Er steht für alle Konzentrationslager, die Nationalsozialisten in ihrem Herrschaftsbereich erreichtet haben.“

(Das KZ Dachau hatte Modellcharakter für alle anderen Konzentrationslager. Es ist bereits 1933 errichtet worden)

KZ-Gedenkstätte Mauthausen: Präsentation vergrößern und ggf. in den Text reinlesen.

Das große Foto im Hintergrund hattet ihr am Anfang bei euren Assoziierungsbildern: Was waren eure Gedanken dazu? Wann ist das Foto wohl entstanden?

Die S*S auffordern, auf die notierten Assoziationen zu schauen. Übergang zur nächsten Folie, um weiter über dieses historische Foto zu sprechen.

 

Folie 3

An vereinzelten Tatorten der Verbrechen fanden Gedenkveranstaltungen unmittelbar nach der Befreiung statt.

Zum Beispiel am 19. April 1945 fand die erste Gedenkfeier im Lager Buchenwald statt, etwa eine Woche nachdem es (selbst-)befreit wurde. Es existiert ein Foto von diesem Tag.

Bei einem Gedenkappell für die Ermordeten des Konzentrationslagers Buchenwald wird ein Gelöb­nis der Überlebenden verlesen, der Schwur von Buchenwald: Mehr als 400 In­sass*innen sind seit der Befreiung gestorben.

Zentrales Motiv jeder Gedenkstätte ist also Totengedenken.

Was denkt ihr haben die Teilnehmenden des Totengedenken „geschworen“?

(Siehe nächste Folie)

 

Folie 4

Auszug aus dem Schwur von Buchenwald.

„Kameraden!

Wir Buchenwalder Antifaschisten sind heute angetreten zu Ehren der in Buchenwald und seinen Aussenkommandos von der Nazibestie und ihrer Helfershelfer ermordeten […]

Wir führten in vielen Sprachen den gleichen harten, erbarmungslosen, opferreichen Kampf und dieser Kampf ist noch nicht zu Ende.

Noch wehen Hitlerfahnen!

Noch leben die Mörder unserer Kameraden!

Noch laufen unsere sadistischen Peiniger frei herum!

Wir schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschisti­schen Grauens:

Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.

Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziehl.

Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.

Zum Zeichen Eurer Bereitschaft für diesen Kampf erhebt die Hand zum Schwur und sprecht mir nach:

WIR SCHWÖREN!“

Hinweis: das gesamte Dokument steht als download zur Verfügung, d. h. bei einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bietet es sich an es auszuteilen. https://www.buchenwald.de/fileadmin/buchenwald/download/der_ort/Buchenwaldschwur.pdf

In der DDR gab es schon früh Gedenkstätten, da das zum antifaschistischen Selbst­verständnis des Staates dazu gehörte. Stets wurde die Rolle der Widerstandskämpfer*innen hervorgehoben, andere Opfergruppen blieben unsichtbar.

 

Folie 5

„Mit der KZ-Gedenkstätte Dachau wurde 1965 die erste ‚arbeitende Gedenkstätte‘ an einem Tatort nationalsozialistischer Verbrechen institutionalisiert.“ (Cornelia Siebeck, „50 Jahre ‚arbeitende‘ NS-Gedenkstätten“, 20)

Hier kann ein kurzer Audiobeitrag über die Nachnutzung des Geländes und den Weg dahin gehört werden:

https://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/wp-content/uploads/2020/04/Nachnutzung-45-65.mp3

(Darin werden die Pariser Verträge erwähnt – wenn nachgefragt wird:

hier gibt es eine Erklärung: https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/das-europalexikon/
177183/pariser-vertraege
)

 

So entstanden in den 1980er Jahren in der BRD viele Initiativen und mehr und mehr Tatorte wurden durch Kennzeichnungen, Gestaltungen oder Dokumentationsorte sichtbar gemacht.

„Im Zuge eines vielschichtigen gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses kristallisierte sich in den 1990er Jahren eine neue bundesrepublikanische Basiserzählung heraus, die wesent­lich von einem abgeschlossenen ‚Lernen aus der Geschichte‘ handelt.“ (Siebeck, „50 Jahre ‚arbeitende‘ NS-Gedenkstätten“, 34). Mit der Überwindung der DDR wird das neue National­bewusstseins verstärkt als Erfolgsgeschichte im Umgang mit dem „negativen Gedächtnis“ zelebriert. NS-Gedenkstätten werden nun institutionalisiert und professionalisiert. Deutsch­land bekommt eine Vorreiterrolle, wird zum „Aufarbeitungsweltmeister“.

 

Was für alle drei Nachfolgestaaten gilt: Die Rolle der „Volksgemeinschaft“ wurde kaum thematisiert. Damit ist gemeint, dass auf allen Ebenen ein pro-nationalsozialistischer Zusam­men­halt hergestellt wurde und vielerorts ganz normale Menschen von der Ausbeutung und Deportation ihrer Nachbar*innen profitierten. Insbesondere der Einsatz von Zwangs­arbeiter*innen erfolgte im Wissen und zum Vorteil der allermeisten.

Erinnerung und Gedenken wird heute zunehmend ritualisiert. Auseinandersetzungen mit den eigenen familiären Bezügen oder denen des Dorfes, des Stadtteils finden kaum statt.

Ausblick: Wo steht die Erinnerung heute? Den Blick in die Gegenwart nehmen wir in der Nachbereitung stärker in den Fokus!

 

Folie 6

Rückbezug zum Assoziierungsbild: Was habt ihr gedacht worum es sich bei all diesen Punkten handelt?

Heute gibt es viele unterschiedliche Gedenkstätten. Sie sind häufig miteinander vernetzt. Es gibt eine eigene „Szene“, es ist ein Berufsfeld geworden. Hier gibt es eine Übersicht:

https://www.gedenkstaetten-uebersicht.de/europa/cl/deutschland/

Hier (im Idealfall) auf die Gedenkstätte klicken, die besucht werden soll. Bzw. dies als Startpunkt für die gemeinsame Online-Recherche nutzen. Ggf. auf andere Gedenkstätten im Umkreis hinweisen.

Nun erklären warum die Gedenkstätte, die die Klasse besucht, ausgewählt wurde.


Für eine tiefer gehende Beschäftigung mit der Entstehungsgeschichte von Gedenkstätten und als Hintergrundlektüre für dieses „Drehbuch“ empfehlen wir:

Siebeck, Cornelia. „50 Jahre ‚arbeitende‘ NS-Gedenkstätten in der Bundesrepublik: Vom gegenkulturellen Projekt zur staatlichen Gedenkstättenkonzeption – und wie weiter?“, in: Elke Gryglewski, Verena Haug, Gottfried Kößler, Thomas Lutz und Christa Schikorra (Hg.), im Auftrag der AG Gedenkstättenpädagogik, Gedenkstättenpädagogik: Kontext, Theorie und Praxis der Bildungsarbeit zu NS-Verbrechen, Berlin: Metropol, 2015.