Hintergrundinformation: „Schuldkult“-Schmiererei am Denkort Bunker Valentin in Bremen

Seit 2015 ist der Denkort Bunker Valentin die zentrale NS-Gedenkstätte im Bundesland Bremen. An diesem Ort sind mindestens 1.600 Menschen gestorben. Von 1943 bis 1945 sollten etwa 10.000 Zwangsarbeiter*innen im Auftrag der Kriegsmarine eine verbunkerte U-Boot Werft bauen. Verschiedene Lager entstanden im Umkreis der Baustelle. Darunter ein Konzentrationslager, Lager für sowjetische Kriegsgefangene und ein Arbeitserziehungslager der Gestapo. Die U-Boot Fabrik wurde nicht fertig und niemals zur Serienproduktion von U-Booten genutzt, dennoch entstand ein riesiger überirdischer Bunker, der von 1960 bis 2010 ein Materiallager der Bundesmarine war.

Anfang Dezember 2017 tauchte auf einem Stück Deichbegrenzungswand zwischen der Ruine des U-Boot Bunkers Valentin und der Weser, bzw. der sogenannten Bunkerbucht die mehrere Meter breite Parole „Stoppt den Schuldkult“ auf. Zeitgleich wurde auch im nahen Stadtteil Blumenthal ein Straßenschild mit Farbe übersprüht, das an die 1942 von den Nazis ermordete jüdische Bremerin Jenny Ries erinnert. Ebenfalls wurde an das Gebäude am Jenny-Ries-Platz die Parole „Der Ständer bleibt Ständer“ gesprüht. Bis heute wird der betreffende Platz vor dem Bahnhof Bremen-Blumenthal auch „Ständer-Kreuzung“ genannt. Namensgeber Heinrich Ständer hatte dort eine Gastwirtschaft und war NSDAP-Mitglied. Er denunzierte die jüdische Familie Ries.

Am 24. November 2017 heißt es in einer Presseerklärung der Jungen Alternative Bremen (Jugend­organisation der AFD) „[…] wird gar nicht erst versucht aus Bremen-Nord eine Zukunfts­perspektive abzuleiten, sondern rigoros der Schuldkult zum täglichen Zelebrieren ausge­baut.“ Außerdem heißt es dort: „Der Große Austausch, die Überfremdung unserer Städte [...] wird sich in Bremen Nord immer weiter ausbreiten.“.[1]

Bürgerschaftspräsident C. Weber und T. Köcher, Leiter der Bremer Landeszentrale für politische Bildung, eine Institution, die in Bremen zur Bildungsbehörde gehört und die die Trägerschaft der Gedenkstätte innehat, beschließen gemeinsam, dass die Parole nicht einfach entfernt werden solle. Sie könnte – mit einem Hinweisschild – in der Pädagogik oder künstlerisch eingesetzt werden. Die lokalen Print- und TV-Medien berichten mehrmals über den Stand der Diskussionen und die Parole wird dabei immer wieder gezeigt. Der örtliche Beirat solle befragt werden und auch die Jüdische Gemeinde.

Einen Monat später, am 7. Januar 2018 wird die Parole schließlich übersprüht. Nun steht dort: „Stoppt den Rechtskult“. Dazu heißt es in der Zeitung: „Erst war es eine rechte Parole, jetzt ist es eine linke.“[2] Nun beschließen Bürgerschafts­präsident und Leiter der Landeszentrale die sofortige Entfernung des Schriftzugs.
 


[1] Junge Alternative Bremen. „Pressemitteilung“, in: Facebook, 24. November 2017, https://www.facebook.com/
jungealternativehb/posts/2003264046366972/, zuletzt geprüft am 19. Oktober 2020.

[2] Christian Weth. „Bunker Valentin: Aus rechtem Spruch wird linker Spruch“, in: Die Norddeutsche, Weser Kurier, 8. Januar 2018, https://www.weser-kurier.de/region/die-norddeutsche_artikel,-bunker-valentin-aus-rechtem-spruch-wird-linker-spruch-_arid,1687362.html, zuletzt geprüft am 19. Oktober 2020.