Antiziganismus
Rassistischen Klischees zu Sinti*zze und Rom*nja begegnen

Thema
Diese Unterrichtseinheit beschäftigt sich mit dem Thema Antiziganismus. Dieser – nicht unumstrittene – Fachbegriff hat in den letzten Jahren verstärkt Verbreitung gefunden, um den Rassismus gegenüber Sinti*zze, Rom*nja[1] und anderen als „Zigeuner“[2] stigmatisierten Gruppen zu beschreiben.
Im vorliegenden Unterrichtskonzept werden die beiden zentralen Elemente der antiziganistischen Ideologie, die Homogenisierung und Essentialisierung der Gruppen einerseits und die Zuschreibung lang tradierter Vorurteile andererseits thematisiert und reflektiert. Damit verfolgt das vorliegende Modul das Ziel, die Jugendlichen über die Funktionsweisen und Mechanismen von Antiziganismus aufzuklären und insbesondere, sie dafür zu sensibilisieren und zu motivieren, ihre eigenen Vorurteile zu hinterfragen.
[1] Sinti*zze und Rom*nja sind eine gendergerechten Bezeichnungen von Sinti und Roma.
[2] Dieser Begriff ist hier durchgestrichen, um zu Kennzeichnen, dass er diskriminierend ist und nicht (mehr) verwendet werden sollte. Er ist „[…] eine in seinen Ursprüngen bis ins Mittelalter zurückreichende Fremdbezeichnung […] und wird von der Minderheit als diskriminierend abgelehnt. Wird er im Kontext historischer Quellen verwendet, so sind die hinter diesem Begriff stehenden Klischees und Vorurteile stets mit zu bedenken. Er beinhaltet sowohl negative als auch romantisierende Bilder und Stereotypen, die real existierenden Menschen zugeschrieben werden.“ Zitiert von einer älteren Version des Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, http://www.sintiundroma.de/sinti-roma.html, zuletzt geprüft am 12. Juli 2023. Weitere Informationen, auch zu der Verfolgung von Sinti*zze und Rom*nja durch die Nationalsozialist*innen, finden Sie u.a. unter dem Titel „Sinti und Roma“ in der APuZ: Aus Politik und Zeitgeschichte, 22-23 (2011), https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/33269/sinti-und-roma/, zuletzt geprüft am 12. Juli 2023.
Lehrplanbezug
Antiziganismus, Auseinandersetzung mit Verschiedenheit und Konflikten, Impulse für den persönlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Fortschritt; Diskriminierung, Rassismus, Gewalt und Ausgrenzung; Akzeptanz der Verschiedenheit; Minderheiten; Sinti und Roma; Lebenssituationen von unterschiedlichen Sozialgruppen und Kulturen; Medien
Erwartete Kompetenzen
Förderung der Handlungs-, Orientierungs- und Urteilskompetenzen; Sachkompetenz zu Rassismen, Diskriminierung und Antiziganismus; Funktionsweisen von Diskriminierung anhand des Beispiels Antiziganismus erklären und analysieren können; sich in die Situation und Perspektive anderer versetzen (Mehrperspektivität); Entwicklung und Reflexion einer eigenen Position zu politischen sowie sozialen Sachverhalten; beschreiben von Handlungsstrategien gegen Diskriminierung; offene und gewaltfreie Austragung von Konflikten und respektvolle Auseinandersetzung mit anderen (Werteorientierung); Kompetenz, in heterogenen Gruppen erfolgreich und selbstständig zu handeln; bewusste Wahrnehmung und Beschreibung des eigenen und des Verhalten anderer in einer Gruppe mittels sozialer Perspektivübernahme; Herleiten eines eigenen Urteils aus der Auseinandersetzung mit politischen Problemen und Begründung desselben; Entwicklung und Reflexion einer eigenen Position zu politischen sowie sozialen Sachverhalten; zu eigenständigen begründeten Urteilen kommen; Beschreiben von Handlungsstrategien; Übernahme anderer Perspektiven durch Wiedergabe der Sichtweisen und deren Erörterung; Entwicklung und Begründung der eigenen Positionierung; Wiedergabe und kritische Bewertung medialer Inhalte sowie aufgabengemäße Bearbeitung (Medienkompetenz)
Didaktische Perspektive
In dieser Unterrichtseinheit beschäftigen sich die Schüler*innen (S*S) mit dem Thema „Antiziganismus“ (Hintergrundinformationen für die Lehrkraft sind in Material 14 enthalten). Der zentrale Zugang in diesem Unterrichtskonzept erfolgt mittels einer kritischen Auseinandersetzung medialer Darstellungen; hier sei insbesondere auf den „Fall Maria“ (Material 13) verwiesen. Die Arbeit mit Zeitungsartikeln, Facebook-Posts, Videos und der bildlichen Darstellung soll zum kritischen Hinterfragen medialer Darstellungen und zu eigenen Stellungnahmen anregen. Internetrecherchen ermöglichen die eigenständige Vertiefung und fördern die Medienkompetenz der S*S. Hierzu werden entsprechende Sachinformationen bereitgestellt. Einen weiteren Bestandteil bildet das Rollenspiel, das ein praktisches, schülerorientiertes Einfühlen und „Erlebbarmachen“ diskriminierender Gruppenprozesse ermöglicht und diese im Anschluss reflektiert und kritisch hinterfragt (Material 10). Mittels einer Presseerklärung des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma wird auf eine wichtige Perspektive Bezug genommen (Material 4). Das Ziel ist hier, die Jugendlichen über die Funktionsweisen und Mechanismen von Antiziganismus aufzuklären und insbesondere, sie dafür zu sensibilisieren und zu motivieren, ihre eigenen Vorurteile zu hinterfragen.
Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.