Jenseits von Polarisierung: Drei Jahre Webplattform zwischentoene.info

Das Projekt "Zwischentöne" hat es sich vor mehr als drei Jahren zur Aufgabe gemacht, didaktisch-methodische Ansätze der Unterrichtsgestaltung im Rahmen einer Pädagogik der Vielfalt (Diversity Education) auszuloten und exemplarisch für die Bildungspraxis an Schulen der Sekundarstufen als digitale Unterrichtsmaterialien auszuarbeiten. Im Oktober 2013 ging das Webportal zwischentoene.info online und hat 2016 stetig wachsende Besucherzahlen erreicht. Etliche Downloads von mittlerweile mehr als 50 kostenfrei zur Verfügung stehenden Modulen - ganzen Unterrichtsreihen - sowie Einzelmaterialien erleichtern Lehrenden seither die Unterrichtsvorbereitung in den Fächern Geschichte, Politische Bildung, Ethik und Religion.Das positive Feedback aus der Fachöffentlichkeit ist groß.

Wie ist zum Beispiel eine kritische und interreligiöse Auseinandersetzung mit Martin Luther heute möglich? Sind Migrations- und Fluchtbewegungen von damals - etwa im 19. Jahrhundert und in der NS-Zeit - mit den heutigen vergleichbar? Welche Rolle spielten MuslimInnen im Ersten Weltkrieg in und für Deutschland? In diesem dritten Projektjahr hat das wissenschaftliche Redaktionsteam gemeinsam mit den AutorInnen aus Fachwissenschaft, -didaktik und Lehre vor allem auch historische Themen mit aktuellen Bezügen entwickelt, die diese und andere Fragestellungen mit multiperspektivischen Unterrichtsansätzen, multimedialen Materialien und digitalen Lerntools aufgreifen.

Auch Ansätze der rassismuskritischen Pädagogik haben Einzug bei "Zwischentöne" gehalten. So zeigt das Modul zu Political Correctness den gesellschaftlich und historisch konstruierten Charakter von Sprache auf und möchte zu einem sensiblen Gebrauch der Sprache anregen. Zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Rassismus und Schule regt ein weiteres Modul aus Schwarzer Perspektive an, das neben zahlreichen Materialtipps Hinweise zum Lernen für (weiße) LehrerInnen enthält. Die Materialien greifen den Diskurs um Critical Whiteness auf, der aus den USA kommend auch hierzulande Einzug in Rassismusforschung und rassismuskritische Bildung hält.

Das Webportal wurde von 2013 bis 2016 von der Robert Bosch Stiftung finanziell unterstützt und wird institutionell sowie über verschiedene öffentliche Förderprogramme am Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung fortgeführt. Das Transferprojekt steht in der Tradition des über 40-jährigen Instituts, dessen Namensgeber, der Braunschweiger Historiker Georg Eckert, sich seit der Nachkriegszeit in den 1950er Jahren für den Abbau von Feindbildern im Schulbuch einsetzte. In Kooperation mit internationalen Partnerorganisationen werden in den nächsten Jahren auch mehrsprachige Materialien um Kritisches Denken, interkulturelle und interreligiöse Verständigung, Anti-Rassismus und Diversität entwickelt werden.