Facetten der Migration

Fünf Menschen. Fünf Geschichten.

Didaktisierung: Prof. Dr. Martin Lücke

Ablaufplan

  1. Stunde 1: Einführung

    1. 1 . Themenbenennung und Kontextualisierung

      Dauer 45 min
      • Die Schüler*innen (S*S) nennen in einem Brainstorming ihr Vorwissen zum Thema „Migration in Deutschland“. Die Lehrkraft hält die Stichpunkte in Form einer Mindmap fest.
      • Die Lehrkraft präsentiert (an der Tafel oder auf einem vorbereiteten Papierstreifen) anschließend einen Zeitstrahl, auf dem wesentliche Etappen der Migrationsgeschichte genannt werden:
        • Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg (1945-1969)
        • Arbeitsmigration (1955-1975)
        • Asylbewerber*innen, Aussiedler*innen, politische Geflüchtete seit 1970
      • Anmerkung:
        • Da die S*S voraussichtlich vor allem auf die sogenannte Arbeitsmigration Bezug nehmen werden, dient der Zeitstrahl der Perspektivenerweiterung.
        • Als inhaltliche Grundlage kann die Lehrkraft auf eine tabellarische Übersicht zurückgreifen (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2013)
      • Die Lehrkraft erläutert das weitere Unterrichtsgeschehen: Es soll im Folgenden darum gehen, die abstrakte Phase des Zeitstrahls mit Leben zu füllen und sich dazu konkrete Lebensgeschichten von Menschen mit Migrationshintergrund anzuhören.
      • Die S*S hören eine Sequenz aus dem Interview mit Derya JALAL von Minuten 0:00 bis 07:42 „… wir hatten keine andere Wahl“ (Material 8) und machen sich während des Zuhörens Notizen.
      • Arbeitsauftrag:
        • Was waren wichtige Merkmale des Lebens von Derya Jalal, bevor die Familie flüchten musste?
        • Warum unternahm die Familie die Flucht?
        • Was findest du an ihrer Schilderung bemerkenswert?
      • Die S*S stellen ihre Ergebnisse im Klassengespräch vor.
      • Die Lehrkraft fordert die S*S anschließend auf, die in Teilen gehörte Geschichte auf den Zeitstrahl im Klassenraum zu zeigen.
      • Anschließend findet ein Klassengespräch zur Hypothesenbildung statt.
      • Impulse:
        • Wie wird die Fluchtgeschichte von Derya Jalal wohl weitergegangen sein?
        • Was glaubt ihr, wie Derya Jalal heute lebt?
      • Die Lehrkraft führt aus, dass es im Folgenden die Erschließung von insgesamt fünf unterschiedlichen Lebensgeschichten gehen wird, in denen ganz verschiedene Facetten der Migration nach Deutschland geschildert werden.
  2. Stunde 2: und 3: Quellen-erschließung

    1. 2 . Kriteriengeleitete inhaltliche Erschließung der Quellen

      Dauer 90 min
      • Die S*S wählen jeweils eine der fünf Geschichten anhand der Kurzporträts auf Arbeitsblatt „Biografische Skizzen“ (Material 1) aus.
      • Die S*S hören sich ihre ausgewählte Geschichte jeweils an. Sie verwenden den vorstrukturierten Arbeitsbogen (Material 2), um wesentliche biografische Informationen der erzählenden erson festzuhalten.
  3. Stunde 4: Recherche

    1. 3 . Recherche zu offenen Sachfragen

      Dauer 45 min
      • Die S*S finden sich nach der Bearbeitung der Arbeitsblätter in themengleichen Gruppen zusammen und schildern ihre Höreindrücke.
      • Sie tauschen sich über Sachfragen aus und recherchieren hierzu u.U. selbstständig im Internet oder in der Schulbibliothek. Sie stellen die Antworten zu diesen Sachfragen als Hintergrundinformationen auf einem Poster zusammen.
      • Die Gruppen hängen ihre Poster im Klassenraum auf.
  4. Stunde 5: und 6: Systemati-sierung und Vergleich

    1. 4 . Systematisierung und Vergleich der Geschichten

      Dauer 90 min

      A) Migration in räumlichen Dimensionen:

      • Die S*S vollziehen in ihrer Gruppe die jeweilige Migrationsbewegung der Erzähler*innen nach, indem sie die Routen der Migration anhand einer Landkarte visualisieren (z.B. mit farbig markierten Stecknadeln auf der Schulkarte). Hierbei soll eine gegenwärtige politische Weltkarte verwendet werden (geografischer Schwerpunkt Europa bis Mittlerer Osten).

      B) Migration in historisch-zeitlicher Dimension:

      • Die Gruppen tragen die wesentlichen Lebensstationen ihres oder ihrer Erzähler*in auf dem bereits im Klassenraum hängenden Zeitstrahl ein.

      C) Migration und die Handlungsmöglichkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund (agency):

      • Die S*S ordnen der Lebensgeschichte ihres oder ihrer Erzähler*in zunächst ein ihrer Ansicht nach treffendes Verb zu, welches das Bewegungsmoment des Migrationsvorgangs benennt; hierzu stehen die Verben gehen – kommen – bleiben zur Verfügung. Diese Verben sollen mit den Modalverben dürfen – können – müssen – sollen – wollen kombiniert werden. Mithilfe dieser Verbkombinationen soll die bearbeitete Migrationsgeschichte vergleichend bewertet werden.
      • Anmerkung
        • Die S*S diskutieren ihre Ergebnisse zunächst in den Themengruppen und benennen dabei vor allem die Unterschiedlichkeit ihrer Ergebnisse.

      Diskussion der Arbeitsergebnisse:

      • Die zu erwartende Unterschiedlichkeit der Ergebnisse der einzelnen Gruppen soll im Rahmen einer gemeinsamen Diskussion genutzt werden. Hier kann es im Klassenverband darum gehen, besonders strittige Punkte, aber auch übereinstimmende Beobachtungen zu bündeln.
      • Die Diskussionsergebnisse sollen zentral gesichert werden und für die S*S sichtbar bleiben, indem die entsprechenden (vermutlich je unterschiedlichen) Verbkonstellationen auf dem Zeitstrahl vermerkt werden. Hierzu könnten etwa Karteikarten mit den entsprechenden Verbkonstellationen angefertigt und auf dem Zeitstrahl angebracht werden. Auf diese Weise erfolgt eine genaue Zuordnung der Lebensgeschichten zu den Phasen der Migrationsgeschichte, also eine historische Kontextualisierung der Migrations-Interviews.
  5. Stunde 7: Aneignungen

    1. 5 . Produktive Aneignungen

      Dauer 45 min
      • Jede*r Schüler*in wählt einen der folgenden Arbeitsaufträge:

           a) Systematisierendes Erzählen:

      • Arbeitsauftrag:
        Verfasse einen zweiseitigen Text, in dem du die Migrationsgeschichte der von dir bearbeiteten Person erläuterst.

           b) Identifizierendes Erzählen:

      • Arbeitsauftrag:
        Verfasse einen Brief an die von dir untersuchte Person, in dem du entweder
        • aus deiner heutigen Perspektive heraus niederschreibst, was du an der erlebten Geschichte bemerkenswert findest, oder
        • indem du die Perspektive einer weiteren in der Lebensgeschichte genannten Person einnimmst, aus deren Blickwinkel heraus du einen Brief an die oder den Erzähler*in richtest.
      • Anmerkung:
        Die hier entstandenen Produkte können in Form einer Klassenmappe gebündelt werden; ausgewählte einzelne Produkte werden in der Klasse vorgetragen und diskutiert.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.