Wo begegnet uns Rassismus?

Mit Zivilcourage gegen rassistische Vorurteile und Ausgrenzung

Von: Rüdiger José Hamm

Ablaufplan

  1. Stunde 1: Rassismus im Alltag

    1. Lernziele

      • Die Schüler*innen (S*S) nähern sich der Thematik Rassismus an.
      • Sie erarbeiten und analysieren erste Aspekte von Rassismus und halten diese für sich fest.
    2. Vorbereitung

      • Flipchart, Tafel oder Smartboard stehen zur Verfügung.
      • Beamer und internetfähiger PC zum Zeigen des Videos (Material 1) stehen zur Ver­fügung.
      • Die Lehrkraft informiert sich im Voraus über das TV-Projekt „Zeit für Helden“.
      • Für die Ergebnissicherung stehen Karteikarten zur Verfügung.
    3. 1 . Einstieg

      Dauer 5 min
      • Einstieg in das Thema mit dem Videoclip „Taxifahrer“ (Material 1). Die Lehrkraft er­klärt kurz den Hintergrund des TV-Projektes „Zeit für Helden“.
    4. 2 . Unterrichtsgespräch

      Dauer 10 min
      • Die S*S fassen den Inhalt des Videos zu­sammen.
      • Die Lehrkraft fragt die S*S, ob sie Erfahrungen mit Rassismus in ihrem Alltag, also in der Schule oder in der Freizeit ge­macht haben oder ob sie zum Beispiel aus Nachrichtenberichten Beispiele für Rassismus nennen können.
      • Die Lehrkraft notiert die Beiträge stichwort­artig und hält die genannten Beispiele mit Hilfe von Karteikarten an der Tafel fest. Die Karteikarten werden in der zweiten Unter­richtsstunde noch benötigt.
    5. 3 . Erarbeitung

      Dauer 20 min
      • Die S*S lesen den Text zu Roberto Hilbert und bearbeiten in Partner*innenarbeit die Aufgaben auf dem Arbeitsblatt 1 (Material 2).
    6. 4 . Präsentation und Sicherung

      Dauer 10 min
      • Die S*S präsentieren ihre Ergebnisse, indem sie diese nennen.
      • Die Lehrkraft sammelt die Antworten und notiert diese stichwortartig mit Hilfe von Karteikarten auf der Tafel. Auch diese Kartei­karten werden in der zweiten Unter­richtsstunde noch benötigt.
  2. Stunde 2: Dimensionen von Rassismus

    1. Lernziele

      • Die S*S erkennen und benennen verschiedene Dimensionen von Rassismus.
    2. Vorbereitung

      • Die Karteikarten aus der vorherigen Stunde sind vorhanden.
      • Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien der Materialien 3-7 an.
      • Für die Ergebnissicherung stehen Karten zur Verfügung.
    3. 5 . Einstieg

      Dauer 5 min
      • Die Lehrkraft fasst die Ergebnisse der letzten Stunde mit Hilfe der Karteikarten zusammen.
    4. 6 . Erarbeitung

      Dauer 20 min
      • Die S*S werden in vier Gruppen eingeteilt und erhalten jeweils ein Arbeitsblatt zu den „Dimensionen von Rassismus“.
      • Die Lehrkraft kündigt an, dass die S*S 20 Min. zum Lesen und gegenseitigen Erklären des jeweiligen Textes haben und sich dazu Notizen machen sollen. Fragen zu den Texten sollen die S*S ebenfalls no­tieren, wenn Unklarheiten bestehen.
      • Im Anschluss an diese Phase stellen zwei Gruppen die Ergebnisse im Plenum den anderen S*S und der Lehrkraft vor.
      • Die beiden weiteren Gruppen stellen ihre Ergebnisse zu Beginn der nächsten Stunde vor. Die Reihenfolge der Präsenta­tionen kann von den S*S festgelegt werden. Im Falle, dass die S*S keine Eini­gung erzielen können, kann die Lehrkraft die Reihenfolge festlegen.
    5. 7 . Präsentation/Sicherung

      Dauer 20 min
      • Den S*S wird das Arbeitsblatt 7 ausgeteilt, auf denen sie sich die Präsentationsergeb­nisse aufschreiben können. Die S*S sollen das Arbeitsblatt zur nächsten Stunde mit­bringen und weiter ausfüllen.
      • Die ersten beiden Gruppen der S*S prä­sentieren ihre Ergebnisse vor der Klasse. Die Lehrkraft hält die Ergebnisse auf Kar­ten fest und bringt sie an der Tafel für alle sichtbar an. Das dient gleichzeitig als Hilfe für die Aufzeichnungen der S*S.
  3. Stunde 3: Dimensionen von Rassismus - Vertiefung

    1. Lernziele

      • Die S*S identifizieren verschiedene Dimensionen von Rassismus.
      • Sie können Rassismus erkennen und beschreiben.
    2. Vorbereitung

      • Die beschriebenen Karten aus der letzten Stunde sowie neue Karten sind vorhanden.
      • Beamer und internetfähiger PC zum Zeigen des Videos (Material 8) stehen zur Ver­fügung.
      • Die Lehrkraft setzt sich im Vorfeld mit der zur Verfügung gestellten Definition von Rassismus auseinander.
    3. 8 . Präsentation und Sicherung

      Dauer 20 min
      • Die letzten beiden Gruppen der S*S prä­sentieren ihre Ergebnisse vor der Klasse. Die Lehrkraft hält die Ergebnisse erneut auf Karten fest und bringt sie an der Tafel für alle sichtbar an. Das dient wiederum als Hilfe für die Aufzeichnungen der S*S.
      • Die S*S können sich auf dem mitgebrach­ten Arbeitsblatt (Material 7) aus der letzten Stunde weiterhin Notizen machen und es vollständig ausfüllen.
      • In einem weiteren Schritt soll nun diese Definition mit den bisherigen Ergebnissen zusammengebracht und eine gemein­same Definition von Rassismus erarbeitet werden.
    4. 9 . Einstieg in die Vertiefung

      Dauer 10 min
      • Die Lehrkraft erläutert zu Beginn, dass die S*S bereits erarbeitet haben, dass Rassismus sich in verschiedenen Dimen­sionen ausdrückt und das folgende Video in kurzer Form zusammenfassend erklärt, was Rassismus ist und was man dagegen tun kann.
      • Die S*S schauen sich das Video der Bun­deszentrale für politische Bildung: „Rassismus begegnen“ an.
      • Die S*S sollen ihre Definition und die ver­schiedenen Dimensionen mit den Erklä­rungen im Video abgleichen.
      • Impulse:
        • Wie beurteilt ihr die Erklärung im Video?
        • Sind alle Dimensionen genannt?
        • Welche zusätzlichen Dimensionen werden ggf. erwähnt?
    5. 10 . Vertiefung

      Dauer 15 min
      • Die S*S geben kurz den Inhalt des Videos wieder. Den S*S wird die Möglichkeit ge­geben, das Video zu beurteilen und Fra­gen zu stellen. Für die Beurteilung können sie ihr ausgefülltes Arbeitsblatt heranzie­hen.
      • Den S*S soll ebenfalls die Möglichkeit ge­geben werden, Fragen zu den letzten Stunden stellen zu können.
      • Die Lehrkraft moderiert das Unterrichts-gespräch und gibt den S*S eine weitere Definition von Rassismus, die mit der bis­herigen Arbeitsdefinition abgeglichen werden soll:
      1. ​​​​„Jede Theorie, welche die Behauptung enthält, dass bestimmte ‚Rassen‘ oder Volksgruppen von Natur aus anderen überlegen oder unterlegen sind, und somit impliziert, dass einige das Recht hätten, andere als unterlegen ange­sehene zu beherrschen oder zu besei­tigen, oder welche Werturteile auf Rassen­unterschiede gründet, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage und widerspricht den moralischen und ethi­schen Grundsätzen der Menschheit. 
      2. Rassismus umfasst rassistische Ideolo­gien, voreingenommene Haltungen, dis­kriminierendes Verhalten, strukturelle Maßnahmen und institutionalisierte Praktiken, die eine Ungleichstellung der ‚Rassen‘ zur Folge haben, sowie die irrige Vorstellung, dass diskriminierende Beziehungen zwischen Gruppen mora­lisch und wissenschaftlich zu recht­fertigen seien; er findet seinen Nieder­schlag in diskriminierenden Gesetzen oder sonstigen Vorschriften und diskri­minierenden Praktiken sowie in gesell­schaftsfeindlichen Überzeugungen und Handlungen; er behindert die Entwick­lung seiner Opfer, verdirbt diejenigen, die ihn ausüben, spaltet die Nationen in sich, hemmt die internationale Zusam­menarbeit und verursacht politische Spannungen zwischen den Völkern; er widerspricht den elementaren Grundsätzen des Völkerrechts und stört somit ernsthaft Weltfrieden und die in­ternationale Sicherheit.
      3. Rassistische Vorurteile, die in der Ge­schichte mit ungleicher Machtverteilung verbunden sind, verstärkt durch wirt­schaftliche und soziale Unterschiede zwischen Personen und Gruppen, und die auch heute noch darauf gerichtet sind, solche Ungleichheiten zu rechtfer­tigen, entbehren jeglicher Berechti­gung."

             (Artikel 2 der UNESCO-Erklärung über „Rassen“ und rassistische Vorurteile)

  4. Stunde 4: Handlungsop-tionen gegen Rassismus

    1. Lernziele

      • Die S*S identifizieren rassistisches Handeln.
      • Sie versetzen sich in die Lage anderer Menschen und reflektieren das eigene Handeln.
      • Sie können Handlungsmöglichkeiten gegen Rassismus formulieren.
    2. Vorbereitung

      • Beamer und internetfähiger PC zum Zeigen des Videos (Material 9) stehen zur Ver­fügung.
      • Die Lehrkraft informiert sich im Voraus über Themen wie Zivilcourage und mögliche Handlungsempfehlungen.
      • Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien der Materialien 10 und 11 an.
    3. 11 . Einstieg

      Dauer 5 min
      • Einstieg in die abschließende Stunde mit dem Videoclip „Handy“ aus „Zeit für Helden“ (Mate­rial 9).
    4. 12 . Erarbeitung

      Dauer 20 min
      • Die S*S fassen den Inhalt des Videos zusammen. Die S*S diskutieren mit der Lehr­kraft die Inhalte und die getroffenen Aussagen im Video.
      • Impulse:
        • Was für Vorwürfe erhebt der Mann gegen­über dem Hilfesuchenden? In welcher Form erhebt er die Vorwürfe?
        • Was haben wir in den letzten Stunden über Rassismus gelernt und würdet ihr anhand unserer Ergebnisse sagen, dass der Mann rassistisch handelt?
        • Wie bewertet ihr seine Aussagen?
    5. 13 . Vertiefung, Auswertung und Sicherung

      Dauer 20 min
      • Die S*S werden von der Lehrkraft gefragt, wie sie in der Situation reagieren würden und was sie dagegen tun können. Haben die S*S viel­leicht schon ähnliche Situationen direkt mit­erlebt? Wie haben sie reagiert?
      • Hinweise:
        Hier können Sie bei Bedarf mit den S*S auch noch einmal allgemein über Zivilcourage, und was damit eigentlich gemeint ist, diskutieren. Die Lehrkraft sollte sich über das TV-Projekt „Zeit für Helden“ informiert haben und kurz er­läutern, in welchem Rahmen das Video einge­bettet ist. Das Lernziel ist hier, dass sich die S*S auch auf einer Metaebene mit dem, was sie hier über das TV-Projekt „Zeit für Helden" kennenge­lernt haben, auseinandersetzen. Das ist hilf­reich, um das Video in einen Zusammenhang mit dem bisher Erarbeiteten zu bringen und um den S*S deutlich zu machen, dass es auch hier auf ihre Perspektive ankommt. Sonst besteht bei dem Video die Gefahr, dass es lediglich als er­hobener moralischer Zeigefinger wahrgenom­men wird. Falls S*S von eigenen Rassismuser­fahrungen erzählen, ist von der Lehrkraft darauf zu achten, dass die S*S sich nicht rechtfertigen müssen. Rassismuserfahrungen können je nach Person sehr tiefreichende Wirkung haben – wie andere Diskriminierungserfahrungen auch. Gleichzeitig ist es wichtig, keine Hierarchie zwischen unterschiedlichen Diskriminierungser­fahrungen aufzustellen. Derartige Erfahrungen besitzen immer unterschiedliche Dimensionen und auch Gefahren, jedoch ist es nicht ratsam, S*S eigene Erfahrungen bzw. die damit verbun­denen Gefühle abzusprechen.
        Heikel können Diskussionen über eine angebliche „Deutschenfeindlichkeit“ sein, die zwar in Einzelfällen existiert, jedoch gibt es keine organisierte „Deutschenfeindlichkeit“, die etwa mit der rassistischen Mordserie des National­sozialistischen Untergrundes (NSU) ver­gleichbar ist. Es gibt ferner kein „racial profiling“, das sich auf Deutsche mit „nordländischem Aus­sehen
        “ (als konstruiertem Gegensatz zu „süd­ländischem Aussehen“) bezieht.
      • Die S*S sollen auf dem Arbeitsblatt mindestens sechs konkrete Handlungsempfehlungen für die Situation im Video oder vergleichbare Situationen aufschreiben. Die Lehrkraft sollte mit den S*S unbedingt über die Gefahren bei einem Eingreifen in einer solchen Situation thema­tisieren und auf den Eigenschutz der S*S hin­weisen. Dieser sollte auch Teil der Handlungs­empfehlungen sein.
      • Die Lehrkraft sollte folgende Punkte einer Hand­lungsempfehlung für die S*S nennen:
      1. Gefahr einschätzen und gefahrlos handeln – Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen.
      2. Mithilfe fordern – Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf.
      3. Genau hinsehen – Ich beobachte genau und präge mir Täter*innen-Merkmale ein, ich mache mir dazu Notizen, um später nichts zu vergessen (Gedächtnisprotokoll).
      4. Hilfe holen – Den Notruf der Polizei wählen: 110.
      5. Opfer versorgen – Ich kümmere mich um das oder die Opfer.
      6. Als Zeug*in mithelfen – Ich stelle mich als Zeug*in zur Verfügung. Ich mache mir No­tizen zum Geschehenen, um bei einer spä­teren Aussage nichts zu vergessen (Ge­dächtnisprotokoll).
      7. Die Lehrkraft sollte auch auf weitere Infor­mationen zum Thema Zivilcourage verwei­sen. Die S*S können sich bei Interesse an die auf dem Arbeitsblatt „Was kann ich gegen Rassismus machen?“ angegebenen Online-Plattformen wenden und nach Hin­weisen suchen.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.