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Erwartungen an Jugendliche in Familie und Gesellschaft

Didaktisierung: Prof. Dr. Martin Lücke

Thema

In diesem Unterrichtsmodul geht es insbesondere um die Frage, welches Konfliktpotenzial Migration für Jugendliche mit sich bringt, die sich im Spannungsfeld zwischen den kulturellen Traditionen ihrer Familie und den Erwartungen des „Migrationslandes“ befinden.

Lehrplanbezug

Berlin

  •  Leben in Deutschland: Aspekte der Alltagsgeschichte; aktuelle weltpolitische Problemfelder: Migrationen und globalisierte Gesellschaften

Nordrhein-Westfalen

  • Was Menschen früher voneinander wussten und heute voneinander wissen: Reisen früher und heute; Geschichte des 20. Jahrhunderts und Zeitgeschichte; Handlungs- und Kulturräume; Geschichte außereuropäischer Kulturen

Niedersachsen

  • Wechselwirkungen und Anpassungsprozesse in der Geschichte; Heimat und Fremde – Migrationsprozesse in Europa; Begegnungen unterschiedlicher Kulturen in Europa

Didaktische Perspektive

Im Zuge eines emanzipatorischen Ansatzes von Jugend soll diese Altersspanne nicht als ein Zeitraum betrachtet werden, in dem junge Menschen möglichst passgenau an die Erfordernisse einer Erwachsenenwelt eingegliedert werden; Jugend wird hingegen als eine per se konflikthafte Zeit gesehen, in der junge Menschen durch eine kritische Begegnung mit den Wertvorstellungen der Erwachsenenwelt ihre eigenen Perspektiven für das weitere Leben entwickeln. Durch spannungsreiche Kulturkontakte im Zuge von Migrationsprozessen treten solche Konflikte besonders deutlich zu Tage.

Indem der historische Hintergrund der jeweiligen Migrationsbewegung aufgezeigt wird, kann den SuS zunächst im Zuge der Aneignung historischer Sachkompetenz ein Bild der Geschichte der Bundesrepublik vermittelt werden, das über das Standardwissen von Schulgeschichtsbüchern hinausgeht. Dadurch, dass insbesondere die individuelle Motivation der Migrierenden sowie deren Handlungsmöglichkeiten thematisiert werden, kommt das geschichtsdidaktische Prinzip der Personifizierung zum Tragen. Dieser akteurszentrierte Ansatz folgt dem kulturwissenschaftlichen Konzept der agency und lässt die historischen Akteurinnen und Akteure als eigen-sinnige historische Subjekte erscheinen.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders lohnend, Audio-Quellen aus dem migration-audio-archiv in das Zentrum dieses Moduls zu stellen. Diese Quellen können als Selbstzeugnisse klassifiziert werden, die in einem offenen Interviewverfahren aufgezeichnet, anschließend geschnitten und gekürzt sowie technisch bearbeitet wurden. Sie zeichnen sich durch eine biografische Erzählstruktur, die besonders facettenhafte Thematisierung von Migration sowie durch eine technisch besonders hochwertige Qualität aus. Das Anhören der Lebenserzählungen, ein aufmerksames Zuhören und eine Auseinandersetzung mit der jeweiligen Erzählweise soll im Zentrum des Unterrichts stehen. Im Zuge eines Geschichtsunterrichts, der die Förderung von narrativer Kompetenz sowie handlungs- und produktionsorientierte Verfahren berücksichtigt, soll durch die Arbeit mit den Audio-Erzählungen zugleich eine produktive Aneignung der Migrationsgeschichten angebahnt werden: Die SuS sollen die Analyse der Quellen zum Ausgangspunkt für eine Produktion von eigenen historischen Narrationen zum Thema Migration nutzen.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.