"Dann geziehmt es euch, dass ihr fortan zierlich redet..."

Sprache und Erziehung im Kontext der jüdischen Aufklärung

Von: Dr. Martin Liepach, Dr. Dirk Sadowski

Thema

Zum Ausgang des 18. Jahrhunderts betonten Vertreter der jüdischen Aufklärung (Haskala) die Rolle der bisher vernachlässigten säkularen Bildung, insbesondere des Erwerbs der deutschen Sprache, bei der Erziehung jüdischer Kinder. Das Modul thematisiert diese Bemühungen um eine Reform der jüdischen Erziehung ebenso wie die Erwartungen, die der aufgeklärt-absolutistische Staat gegenüber den Juden in diesem Zusammenhang hegte. 

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Lehrplanbezug

Epoche der Aufklärung und Emanzipation, Bildung als Mittel der Akkulturation; Aufklärung und die Reaktionen der verfassten Religionsgemeinschaften

Erwartete Kompetenzen:
Wissen; Mehrperspektivität; Wahrnehmungs- und Analysekompetenz; Urteils- und Orientie-rungskompetenz:
Schulung der Wahrnehmungskompetenz, indem Veränderungen in der Zeit realisiert und die eigene Lebenswelt als historisch bedingt entdeckt wird; Fördern der Analysekompetenz für Quellen und Darstellungen; Entwickeln der Urteilskompetenz für Kontinuität und Verände-rungen in der Zeit durch ein Sachurteil über historische Entwicklung; Erwerb der Orientierungskompetenz im Umgang mit Geschichte mittels Wertvorstellungen historischer Akteure; Reflexion und eigene Wertmaßstäbe und Vorstellungen über Schule und Unterricht formulie-ren

Didaktische Perspektive

Im Zentrum des Moduls steht der Leitgedanke, dass Sprache und Bildung zentrale Parameter im Hinblick auf die soziale Teilhabe in der Gesellschaft sind – dieses gilt für den vorliegenden historischen exemplarischen Fall und die entsprechende Epoche ebenso wie für die Gegenwart (Gegenwartsbezug). Mendelssohn setzte sich für die Öffnung des jüdischen Kulturkreises für die Ideen der Aufklärung ein, forderte eine nicht allein von der Religion bestimmte Bildung der Juden, sondern deren Ausbildung auch in „weltlichen“ Fächern und verlangte eine besondere Pflege der deutschen Sprache. Die Umsetzung dieser Ideen war jedoch kein einseitiger Prozess, sondern rief Wechselwirkungen, die den innerjüdischen Bereich, ebenso wie das Verhältnis zwischen staatlichen Instanzen und Juden betrafen, hervor (Problemorientierung). Der Haskala ging es sowohl darum, die jüdische Gesellschaft an Sprache und Kultur der Umwelt heranzuführen, als auch um ein den Anforderungen der Aufklärung genügendes Religionsverständnis. Dieses Anliegen blieb jedoch nicht unwidersprochen. Mendelssohns Bibelübersetzung wurde von führenden Rabbinern der Zeit verdammt; Lesern der Bücher wurden Strafen angedroht (Multiperspektivität). Reform-Schulen wurden, neben Reformen-Synagogen, zu zentralen Orten der Verbürgerlichung. Der inhaltliche Fokus auf die Reform-Schulen und die Veränderungen des Unterrichts knüpft an die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler (SuS) an (Lebensweltbezug). Die verschiedenen didaktischen Prinzipien werden im Modul durch die Arbeit mit Text- und Bildquellen und daran angelegten Fragestellungen umgesetzt.

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