Facetten von Glaube und Zugehörigkeiten

Wer ist hier eigentlich Muslim?

Von: Dr. Ursula Günther

Ablaufplan

  1. Stunde 1: Was bedeutet muslimisch sein eigentlich?

    1. 1 . Einstieg ins Thema durch Brainstorming und ein Zitat

      Dauer 20 min
      • Ein Brainstorming zu den Fragen "Was verstehe ich eigentlich unter muslimisch sein?/ Was verstehe ich unter der Aussage, wenn sich jemand als Muslim bezeichnet? Welche Bedingungen müssen meiner Mei-nung nach erfüllt sein?" soll die SuS auf die Thematik einstimmen. Die Lehrkraft hält die Ergebnisse auf einer Mindmap fest.
      • Die Lehrkraft schließt das Brainstorming mit der Frage "Worüber gibt der Begriff Muslim/Muslimin, der sowohl eine Selbstbezeichnung als auch eine Fremdbezeichnung ist eigentlich Auskunft?" ab.
      • Anmerkung:
        > Je nach Äußerungen der SuS kann es sinnvoll sein, dass die Lehrkraft darauf hinweist, dass muslimisch weder Auskunft über Religiosität oder gar deren Grad gibt, geschweige denn über Formen religiöser Praxis oder die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Dogma.
      • Im Anschluss daran gibt sie einen weiteren Impuls zur Diskussion durch das Zitat des muslimischen Islamwissenschaftlers und kritischen Intellektuellen Mohammed Arkoun: Der Begriff Muslim bezeichnet sowohl praktizierende und nicht praktizierende Gläubige als auch zahlreiche Individuen, die sich "einer Kultur, Spiritualität bzw. einem islamischen Ethos verbunden fühlen, ohne dass ihr Denken sich innerhalb der dogmatischen Geschlossenheit einer bestimmten Orthodoxie bewegen muss" (Mohammed Arkoun, ,,Contemporary Critical Practices and the Qur'an". In Encyclopaedia of the Qur'an 1 (2002): 412-431, hier S. 419)
      • Impulse:
        > Was meint der Autor mit Orthodoxie?
        > Was könnte mit dogmatischer Geschlossenheit gemeint sein?
        > Wer kann sich - nach diesem Verständnis - alles als Muslim_in bezeichnen?
        > Ist ein solches weit gefasstes Verständnis Deiner Meinung nach eher hilfreich oder problematisch?
        > Kannst Du Dein Verständnis von muslimisch nach dem Brainstorming und dieser Diskussion neu formulieren?
      • Die Lehrkraft hält das von den SuS neu formulierte Verständnis beziehunsweise die Verständnisse mit einer anderen Farbe auf dem Mindmap fest - dafür hat sie im Vorfeld bereits entsprechend Platz vorgesehen.
      • Dann erläutert sie das weitere Vorgehen: Es soll in dieser Unterrichtseinheit darum gehen, den Begriff muslimisch anhand von Interviews mit muslimischen Jugendlichen in seiner Vielfalt aufzuzeigen.
    2. 2 . Textarbeit und Unterrichtsgespräch

      Dauer 25 min
      • Die SuS erhalten einen Ausschnitt aus dem Interview mit Faiz (Material 1) mit dazugehörenden Arbeitsauf-trag.
      • Anmerkung:
        > Sie gibt den Hinweis, dass "..." in den Interviews lange Sprechpausen markieren und "[...]" Textkür-zungen durch die Autorin des Moduls darstellen.
      • Die SuS tragen ihre Ergebnisse im Klassengespräch zusammen.
  2. Stunde 2: und 3: Auseinandersetzung mit weiteren Interviewausschnitten

    1. 3 . Erarbeitung an Beispielen

      Dauer 60 min
      • Die SuS bilden 5 Kleingruppen, die sich jeweils mit einem Interview (Materialien 2-5) beschäftigen. Nach der Lektüre tauschen sie sich zunächst über die ersten Eindrücke aus.
      • Anschließendbeantworten und diskutieren die SuS die Fragen bzw. Arbeitsaufträge, die teilweise identisch sind und zum Teil modulspezifisch entwickelt wurden. Die Ergebnisse sollen auf einem Plakat festgehalten werden, das auch eine kurze Beschreibung des jeweiligen Jugendlichen beinhalten soll.
    2. 4 . Rekapitulation der Ergebnisse

      Dauer 30 min
      • Die Gruppen stellen kurz die/den Interviewten mithilfe der bearbeiteten Fragen vor.
  3. Stunde 4: Auseinandersetzung mit dem Expertinnenterview und Abschlussgespräch

    1. 5 . Auseinandersetzung mit dem Expertinnenterview und Reflexion

      Dauer 45 min
      • Anhand einiger Ausschnitte aus einem Interview mit der Juristin Dr. Nadjma Yasseri (Material 6), Expertin des Max-Planck-Instituts, soll die Bedeutung des 11. Septembers als ein Wendepunkt in der Wahrnehmung und im Umgang mit allem, was mit Islam zu tun hat - und zwar sowohl für Muslim_innen als auch für Nicht-Muslim_innen - erarbeitet werden.
      • Die SuS beschäftigen sich in Kleingruppen mit dem Experteninterview. Nach der Lektüre tauschen sie sich zunächst über die ersten Eindrücke aus, dann beantworten und diskutieren sie die Fragen in der Gruppe.
      • Die SuS stellen zunächst die Ergebnisse der Diskussion in den Kleingruppen vor, die von der Lehrkraft auf einem weiteren Plakat festgehalten werden.
      • Das Auswertungsgespräch kann folgendermaßen eröffnet werden:
        > Wie können wir das Spektrum von Zugehörigkeiten nun beschreiben?
        > Welche Funktion hat der Islam jeweils?
        > Welche Bedeutung hat die Erfahrung von "islamischer Normalität" bzw. die Erfahrung der Gemeinschaft unter "Gleichen"? Wo und wie ist sie erfahrbar?
        > Welche Gestaltungsmöglichkeiten von Religiosität und Glaube wurden durch die Interviews deutlich?
        > Welche Rolle spielen kritische Einstellungen auf die religiöse Selbstverortung der Jugendlichen?
        > Welche Rolle können Zuschreibungen und Fremdwahrnehmungen für muslimisches Selbstverständnis spielen?
      • Zum Abschluss der Unterrichtseinheit gibt es ein Blitzlicht, das die Einstiegsfrage aufgreift: "Was hat sich an Deiner Wahrnehmung im Hinblick auf den Begriff "muslimisch"  verändert?"

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.