Siehst du meinen Weg?

Fluchtgründe und Fluchtwege

Sachinformation

Worum geht es?

2016 waren mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Viele Monate verging kaum ein Tag, an dem in Deutschland in den Medien nicht von Krieg, Flucht, Auswanderung und Vertreibung berichtet wurde. Die mediale Diskussion wird von Debatten über die Sicherung der Grenzen, eine Kontrolle der Zuwanderung, Obergrenzen für die Aufnahme von Flüchtlingen bzw. Geflüchteten,[1] die Einführung von Kontingenten, die Veränderung der Asylgesetzgebung, die Rechtmäßigkeit von Abschiebungen und – oftmals damit in Verbindung gesetzt – die Bekämpfung der Terrorgefahr bestimmt. Fluchtgründe, Fluchtursachen und Fluchtwege und damit die individuellen Schicksale der Geflüchteten werden seltener thematisiert.

Grundlage einer fundierten Diskussion ist die richtige Verwendung von Begrifflichkeiten und die Kenntnis rechtlicher Hintergründe. Unter Flucht wird ein unfreiwilliger Ortswechsel aufgrund der Gefahr für das eigene Leben verstanden. Dabei muss die oder der Flüchtende nicht notwendigerweise ihr oder sein Heimatland verlassen. Viele Menschen, die als Binnenflüchtlinge bezeichnet werden, fliehen innerhalb eines Landes oder einer Region. Bei Migration handelt es sich dagegen i. d. R. um Menschen, die aufgrund wirtschaftlicher und/oder sozialer Faktoren ihren Heimatort verlassen, um sich in einem anderen Land dauerhaft oder vorübergehend niederzulassen. Häufig vermischen sich die Gründe, das Heimatland zu verlassen, was die Entscheidung über Aufnahme und Ablehnung und die rechtliche Beurteilung von Asylanträgen mitunter schwierig macht.

Wenn über Flucht und Zuwanderung in der Gesellschaft diskutiert wird, stehen oftmals nur die Ankunft der Aufnahmesuchenden sowie Möglichkeiten und Grenzen der Integration im Mittelpunkt. Seltener wird betrachtet, welche langen Wegstrecken und dabei auftretenden Gefahren die Flüchtenden auf sich nehmen. Diese Faktoren greift diese Unterrichtseinheit auf, indem sie auf die zentralen Fluchtrouten eingeht und fragt, warum Menschen die weiten Wege und Gefahren auf sich nehmen. Dieses Modul legte den Schwerpunkt auf Fluchtgründe und -ursachen wie (Bürger-)Krieg, politische, religiöse oder ethnische Verfolgung, Unterdrückung, Diskriminierung, Hunger und Armut sowie Naturkatastrophen und damit auf individuelle Schicksale. Häufig sind die aufnehmenden Länder sogar in irgendeine Weise, direkt oder indirekt, für die Probleme in den Heimatländern der Flüchtenden verantwortlich. Daraus resultiert die doppelte Verantwortung, Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen und die ankommenden Flüchtenden menschenwürdig zu behandeln. Aber auch ein weltbürgerschaftliches Bewusstsein bildet ein Verantwortlichkeitsgefühl aus, das sowohl dem Kampf gegen Fluchtursachen als auch humanitäre Unterstützung der Flüchtenden Bedeutung beimisst.

Welche Materialien werden verwendet?

Als Einstieg wird ein Plakat beziehungsweise eine Fotomontage zum Thema „Perspektiven auf Flucht“ verwendet, mit der sich die SuS auseinandersetzen (Material 1). Diese ersten Einblicke sorgen dafür, dass das Interesse der Lernenden geweckt wird. Daraufhin folgt ein Online-Spiel zur Annäherung an das Thema Fluchtursachen und Gefahren (Material 2 und 3). Ziel der Unterrichtsstunde ist ein Perspektivwechsel der Lernenden. Im Anschluss an diese Einheit werden Begriffsdefinitionen erarbeitet, die zur Festigung des Allgemeinwissens über dieses Thema dienen. Ein Zusammenhang mit der vorangegangenen Stunde mit Zuordnungen zum Online-Spiel wird hergestellt. Anschließend erarbeiten die SuS mit Hilfe einer Karte den Verlauf der am stärksten frequentierten Fluchtrouten Europas. Diese Sitzung wird mit einer kreativen Schreibaufgabe beendet (Material 5 und 6). In Form eines Brain-stormings erarbeiten die SuS verschiedene Fluchtgründe und führen eine Diskussion über die Umsetzbarkeit der Alternativen zu einer Flucht (Material 7 und 8).

Materialien:

Material 1: Arbeitsblatt 1 – „Siehst du meinen Weg“

Material 2: Internetseite – Onlinespiel „Auf und davon“ + Tabelle

Material 3: Arbeitsblatt 2 – Links zu Begriffsdefinitionen

Material 4: Arbeitsblatt 3 – Landkarte

Material 5: Sachtext – „Gefahren auf der Flucht“

Material 6: Arbeitsblatt 4 – „Fluchtgründe – Warum Menschen fliehen“ + Tabelle

Material 7: Übersicht – Fluchtgründe

 

Weiterführende Literatur

Nuscheler, Franz (2004): Internationale Migration. Flucht und Asyl (Grundwissen Politik). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Anne Frank Zentrum Berlin (Hrsg.) (2007): Mehrheit, Macht, Geschichte – 7 Biografien zwischen Verfolgung, Diskriminierung und Selbstbehauptung. Das Lesebuch. Verlag an der Ruhr.

 

Online-Links:

 

[1] Um einen sensiblen Sprachgebrauch anzuregen, wird heute häufig die Bezeichnung „Geflüchtete“ anstelle von „Flüchtlinge“ bevorzugt. Die Bezeichnung „Flüchtling“ wird teilweise als diskriminierend angesehen. So weist die Gesellschaft für deutsche Sprache darauf hin, dass die Verwendung des Ableitungssuffixes –ling für eine Person steht, für die ein Merkmal charakteristisch ist. Viele Worte, die mit diesem Suffix gebildet werden, sind negativ konnotiert, wie beispielsweise Eindringling oder Emporkömmling. Im Rahmen gesetzlicher Regelung, internationaler Konventionen (z.B. Genfer Flüchtlingskonvention) und im allgemeinen Sprachgebrauch herrscht allerdings weiterhin der Begriff „Flüchtlinge“ vor.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.