Kultur - sensibel

Unterstützung von Älteren mit Migrationsgeschichte

Von: Dr. Johanna Krawietz

Ablaufplan

  1. Stunde 1: Einführung kulturelle Fremdzuschreib-ungen

    1. Lernziele

      • Die Schülerinnen und Schüler (S*S) reflektieren eigene kulturelle Fremdzuschreibungen.
      • Die S*S werden für stereotype kulturelle Zuschreibungen sensibilisiert.
    2. Vorbereitung

      • Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien von den Materialien 1-4 an.
      • Für die Arbeit in Kleingruppen sind Plakate vorhanden.
      • Karten und Stifte stehen zur Verfügung.
    3. 1 . Einstieg in das Thema

      Dauer 15 min
      • Die S*S teilen sich in drei Kleingruppen auf.
      • Die Lehrkraft verteilt pro Gruppe ein Fallbeispiel mit den zugehörigen Fragen (Materialien 1-3).
      • Die S*S beantworten in ihren Gruppen die Fragen. Auf Plakaten halten die jeweiligen Kleingruppen Ihre Antworten fest.
    4. 2 . Auswertung und Problemeröffnung

      Dauer 15 min
      • Die Gruppen stellen reihum ihre Antworten vor.
      • Die Lehrkraft regt zu einer Diskussion an:
        • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es in euren Antworten?
        • Wie seid Ihr auf Eure Antworten gekommen?
      • Die Lehrkraft irritiert kulturelle Zuschreibungen und gibt bei Bedarf folgende Hinweise in der Diskussion:
        • Sie verweist darauf, dass formale Zugehörigkeiten zu einer Ethnie/Glaubens­richtung nicht mit einer intensiven Identifikation und aktiven Zugehörigkeit zu einer Community verbunden sein müssen (Fall Herr Stein).
        • Sie weist auf verschiedenste Gründe für Frau Celebis Verhalten jenseits von Vorstellungen, dass aus der Türkei stammende Frauen praktizierende Muslim*innen seien, wie z.B. dass sie das Essen an sich nicht mag, keinen Hunger hat, Beschwerden beim Schlucken hat, verängstigt ist, etc.
        • Sie weist auf unterschiedliche Religionen und Glaubensrichtungen und zudem unterschiedliche Bestattungsregeln hin, die in Bosnien-Herzegowina vertreten sind (Fall Eminas Oma). Die Gleichsetzung einer nationalen mit einer kulturell-religiösen Zugehörigkeit soll hier irritiert werden.
    5. 3 . Erste Ergebnissicherung

      Dauer 10 min
      • Die Lehrkraft regt zur Diskussion über das Verständnis von Kultur in den jeweiligen Beispielen an:
        • Welche Rolle spielt Kultur in den Fallbeispielen für die jeweiligen Personen?
        • Worin unterscheiden sich die Verständnisse von Kultur zwischen den zwei Personen?
        • Versucht aus den Beispielen abzuleiten, was unter Kultur verstanden werden kann.
      • Die Ideen werden auf Karten festgehalten und visualisiert.
      • Die Lehrkraft regt dazu an, den Blick auf unterschiedliche Verständnisse von Kultur zu werfen:
        • Sie verweist darauf, zwischen Fremd- und Selbstzuschreibungen zu unterscheiden.
        • Sie verweist auf die Vielfalt in der Ausübung von kulturellen Ritualen, religiösen Praktiken, usw.
        • Sie verweist darauf, andere Bedingungen als den Einfluss vereinfachender Vorstellungen der Herkunftskultur einzubeziehen.
    6. 4 . Vorstellung Hausaufgabe

      Dauer 5 min
      • Die Lehrkraft stellt folgende Hausaufgabe zur Vorbereitung auf die übernächste (3.) Stunde vor:
        • Findet Euch in 3-4er Gruppen zusammen.
        • Nehmt Kontakt über Verwandte oder Bekannte zu einer älteren Person auf, die Migrationserfahrungen in ihrem Leben gemacht hat.
        • Befragt diese Person, wie sie im Alter versorgt werden möchte, wenn sie der Pflege und Fürsorge anderer bedarf (siehe Arbeitsblatt 1 zur Unterstützung).
        • Notiert Euch die Antworten und verschriftlicht sie.
        • Stellt die Antworten in der übernächsten Stunde vor.
  2. Stunde 2: Was ist Kultur?

    1. Lernziele

      • Die S*S eignen sich anhand einer Textarbeit Argumentationen eines differenzierten Kulturbegriffs an.
      • Die S*S stellen eigene stereotype Vorstellungen von Kultur in Frage.
    2. Vorbereitung

      • Flipchart, Tafel oder Smartboard stehen zur Verfügung.
      • Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien von Material 5 an.
      • Sie informiert sich im Voraus mithilfe von Material 6 über unklare Fremdwörter.
    3. 5 . Textarbeit

      Dauer 45 min
      • Die S*S lesen gemeinsam mit der Lehrkraft den Textausschnitt von Werner Schiffauer (Material 5) in kleinen Abschnitten. Dabei halten sie abschnittsweise Antworten zu den Fragen im Arbeitsauftrag fest.
      • Die Lehrkraft erklärt dabei mögliche unklare Fremdwörter (Material 6).
      • Die Lehrkraft hält die Ergebnisse der S*S an der Tafel fest.
      • Die Lehrkraft verweist zum Schluss auf die Vorstellung der Gespräche (Hausaufgabe zur dritten Stunde). Die S*S sollen sich überlegen, was sie an den Antworten überrascht hat und was das mit dem heute behandelten Text zu „Kultur“ zu tun hat.
  3. Stunde 3: Transfer

    1. Lernziele

      • Die S*S sensibilisieren sich für unterschiedliche Vorstellungen von sozialer Unterstützung im Alter.
      • Die S*S transferieren abstrakte Überlegungen zur Kritik am Kulturverständnis auf eine konkrete Situation und reflektieren Selbst- und Fremdzuschreibungen.
      • Die S*S üben Ausschnitte aus dem Gespräch nach Wichtigkeit zu selektieren und für eine Präsentation vorzubereiten.
    2. 6 . Einstieg/Reflexion der Gespräche

      Dauer 5 min
      • Um die Ergebnisse aus den Gesprächen mit Älteren (Hausaufgabe) vorzustellen, regt die Lehrkraft zunächst dazu an darüber zu berichten, wie der Kontaktaufbau zu den Gesprächspartner*innen funktioniert hat:
        > Wie habt ihr eure Gesprächspartner*innengefunden?
        > Wie ist es euch ergangen mit dem bzw. der Gesprächspartner*in?
    3. 7 . Präsentation

      Dauer 20 min
      • Die S*S stellen mit ihrer Gruppe nacheinander ihre Antworten aus den Gesprächen vor.
    4. 8 . Reflexion

      Dauer 20 min
      • Moderiert von der Lehrkraft erörtern die S*S im Plenum Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Antworten aus den verschiedenen Gesprächen.
      • Impulse:
        Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede seht ihr in den Erzählungen Eurer Gesprächspartner*innen?
        Auf welche Prägungen könnten die Wünsche für Unterstützung im Alter zurückgeführt werden?
      • Die Lehrkraft erinnert an die Fallbeispiele der ersten Stunde und lässt die S*S über Alternativen reflektieren.
      • Impulse:
        Hätten sich die beteiligten Personen anders verhalten sollen/können?
        Was kann an kulturellen Zuschreibungen problematisch sein?
        Wie würdet ihr euch in einer der Situationen heute verhalten?
      • Hinweis:
        Die Lehrkraft kann auf mögliche Verhaltensweisen hinweisen, falls diese nicht genannt werden:
        durch Nachfragen Neugier und Interesse zeigen,
        Empathie/Einfühlungsvermögen zeigen,
        Informieren ohne Beurteilungen vorzunehmen,
        Vorurteile loslassen,
        ​​​​​​​> das eigene Handeln reflektieren um erneut anders reagieren zu können.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.