Kultur - sensibel

Unterstützung von Älteren mit Migrationsgeschichte

Von: Dr. Johanna Krawietz

Sachinformation

Worum geht es?

Unter der Frage, wie Menschen mit Migrationsgeschichte im Alter unterstützt und versorgt werden wollen bzw. sollen, wird häufig angenommen, dass ihre Bedürfnisse und Wünsche vor allem durch die Kultur ihres Herkunftslandes, z.B. durch Traditionalität, stärkere Familienorientierung und Religiosität geprägt seien. Um eine möglichst gute Versorgung dieser Personen sicherzustellen, müssten kultursensible Angebote gemacht werden. Die Versorgung älterer Menschen mit Migrationserfahrung erfordert daher ein Umdenken in den Angeboten und ggf. Strukturen der existierenden Altenpflege (siehe Handreichungen in der Literaturliste). Dieses Modul greift daher einige Aspekte auf, die in der aktuellen Debatte um kultursensible Pflege und die interkulturelle Öffnung der Altenpflege diskutiert werden.

Auch im privaten Alltag, in der Nachbarschaft, im Freundes- oder Bekanntenkreis kann es zu Situationen kommen, in denen Ältere unterschiedlicher Herkunft soziale Unterstützung benötigen. Beziehungen werden in diesem Zusammenhang zur Ressource für die Alltagsbewältigung.

Ältere Menschen mit Migrationsgeschichte bringen vielfältige Bedürfnisse und Wünsche mit, wie sie auch im Falle von Pflegebedürftigkeit versorgt werden möchten. Diese können – müssen jedoch nicht – durch ihre Herkunftskultur beeinflusst sein. Alltagsgewohnheiten in der „neuen Heimat“ unterscheiden sich möglicherweise von denen in der Herkunftskultur. Die Vielfalt älterer Menschen zeigt sich neben der möglichen Zugehörigkeit zu einer ethnischen und/oder religiösen Gemeinschaft auch in den verschiedenen Möglichkeiten, diese Zugehörigkeiten zu leben. Um die Selbstbestimmtheit älterer Menschen zu gewährleisten, ist es von Bedeutung zu reflektieren, dass Kultur nichts Starres ist, sondern einem regelmäßigen Wandel unterliegt.

Zudem beeinflussen auch andere Faktoren die Wünsche von Menschen mit Migrationsgeschichte, wie sie im Alter versorgt werden möchten: die eigene Sozialisation, das Milieu, dem man sich zugehörig fühlt, ökonomische Faktoren, aber auch Geschlechtervorstellungen, die generationalen Beziehungen in der eigenen Familie und vielen weitere Aspekte. Gruppenverallgemeinernde, vereinfachte kulturelle Zuschreibungen werden Menschen nicht gerecht. Das Modul sensibilisiert deshalb für einen individuellen und situationsabhängigen Umgang mit den Bedürfnissen älterer Menschen mit Migrationsgeschichte. Kulturelle Einflüsse unterschiedlichster Art müssen dabei nicht zwangsläufig problembehaftet sein.

 

Welche Materialien werden verwendet?

Für diese Unterrichtseinheit kommen zunächst drei verschiedene fiktive, jedoch realitätsnahe Handlungsbeispiele zum Einsatz, in denen die Unterstützung älterer Menschen thematisiert wird: die Begegnung mit einem Nachbarn (Material 1), eine Versorgungssituation in einem Pflegeheim (Material 2) und die Organisation einer Bestattung (Material 3). Alle Beispiele stellen dabei einen Bezug zur Lebenswelt der S*S her, Situationen die im Umfeld der S*S so stattfinden könnten.

Als weiteres Material kommt ein Leitfaden zur Durchführung eines Gespräches mit einer älteren Person zum Einsatz (Material 4). Der Leitfaden unterstützt die S*S darin, ihr Gespräch mit offen formulierten Fragen durchzuführen, die Erzählanreize schaffen.

Der Textausschnitt von Werner Schiffauer (Material 5) vermittelt vertiefende Überlegungen zum Verständnis von Kultur und regt dazu an, theoretische Argumentationen auf Beispiele zu transferieren. Um den S*S das Lesen des Textausschnitts zu erleichtern, kommt ein Arbeitsauftrag mit Fragen zum Text zum Einsatz. Ein Glossar kann für die Klärung von Begriffen hinzugezogen werden (Material 6).

 

Materialien

Material 1:       Arbeitsblatt – Fallbeispiel 1: Nachbarschaftlicher Ratschlag

Material 2:      Arbeitsblatt – Fallbeispiel 2: Im Pflegeheim

Material 3:       Arbeitsblatt – Fallbeispiel 3: Die Bestattung

Material 4:       Arbeitsblatt – Gesprächsleitfaden

Material 5:       Sachtext – Migration und kulturelle Differenz

Material 6:       Glossar – zum Sachtext

 

Weiterführende Literatur

BAGSO-Nachrichten „Ältere Migrantinnen und Migranten: Anders und doch ähnlich“, in: Zeitschrift für Aktive in Seniorenarbeit und Seniorenpolitik 22, 1 (2014), S. 8–26, http://itb-ev.de/images/-PDF-Dateien/Dokumentationen/Bagso_Nachrichten_Ausgabe_01-2014.pdf.

Baykara-Krumme, Helen (2013): „Migrationshintergrund“ und „Kultursensibilität“. Alte und neue Anforderungen an die soziale Arbeit im Gesundheitswesen. In: FORUM sozialarbeit + gesundheit 2: 6-10.

Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz. „Demenz und Migration“, https://www.demenz-und-migration.de/, zuletzt geprüft am 13.09.2021.

PHOENIX-Koeln e.V. „NASCH DOM - ein Projekt zur Verbesserung der Versorgung russischsprachiger Demenzkranker“, www.naschdom.de, zuletzt geprüft am 25.08.2021.

Rommelspacher, Birgit. „Pflege in einem multikulturellen Umfeld“, in: Interkulturelle Perspektiven für das Sozial- und Gesundheitswesen, Birgit Rommelspacher und Ingrid Kollak (Hg.), Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag, 2008, S. 197–216.

Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen und Die Beauftragte des Senats von Berlin für Integration und Migration. Interkulturelle Altenhilfe in Berlin: Empfehlungen für eine kultursensible Pflege älterer Migrantinnen und Migranten, Berlin, 2014, https://www.berlin.de/lb/intmig/_assets/veroeffentlichungen/interkulturelle-oeffnung/reihe/pdfs/interkulturelle_altenhilfe_bf.pdf.

Uzarewicz, Charlotte. Sensibilisierung für die Bedeutung von Kultur und Migration in der Altenpflege: Kurzbeschreibung, Bonn: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, 2002, http://www.die-bonn.de/esprid/dokumente/doc-2002/uzarewicz02_01.pdf.

 

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.