Ladino – eine Sprache verbindet

Das kulturelle Erbe der sephardischen Jüd*innen in der Türkei

Sprache: Deutsch
Von: Dr. Önder Cetin, Dr. Osman Kösen

Thema

Ladino ist die Sprache einer bedeutenden sephardischen Gemeinschaft, die Ende des 15. Jahrhunderts von der Iberischen Halbinsel vertrieben wurden und in das Osmanische Reich auswanderte. Diese Unterrichtseinheit thematisiert diese Sprache als Teil eines bestimmten Abschnittes der jüdischen Geschichte. Darüber hinaus zeigt sie auf, wie Sprache nicht nur eine Form des kulturellen Erbes, sondern auch das Mittel und das Produkt des interkulturellen Austauschs ist. Neben der Sprache werden auch Essen und Musik als Ausdrucksformen kultureller Verflechtungen thematisiert.

Die Unterrichtseinheit ist zweisprachig und sowohl für den Einsatz im Geschichtsunterricht, wie auch im Herkungssprachlichen Unterricht in Türkisch vorgesehen.

 

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Lehrplanbezug

Migration in der Geschichte; jüdisches Leben von der Antike bis zur Gegenwart; das Osmanische Reich; Türkei: Fremde Räume? Ehemalige Imperien und ihre gegenwärtigen Herausforderungen in historischer Perspektive.

Erwartete Kompetenzen

Die Unterrichtseinheit eignet sich zur Förderung verschiedener Kompetenzen:

Historische Fragekompetenz Im Rahmen der Kontextualisierung und Analyse historischer Quellen formulieren die Schüler*innen (S*S) sinnvolle historische Fragen und hinterfragen die Beziehung zwischen historischen Narrationen und Fakten aus der Vergangenheit und der Gegenwart.

Historische Methodenkompetenz – Sie analysieren historische Narrationen.

Historische Orientierungskompetenz – Sie verbinden die in historischen Narrationen gewon­nenen Erkenntnisse mit der Gegenwart und Fragen um migrantische Identitäten.

Historische Sachkompetenz – Sie erkennen Verbindungen zwischen Ereignissen in der Vergangen­heit, wie der Reconquista sowie der Geschichte des Osmanischen Reiches, die sie gewöhnlich im Geschichtsunterricht nicht kennenlernen. Zudem bekommen sie Einblicke in die osmanische Gesellschaft sowie in die aktuelle Situation der ethnisch-religiösen Minder­heiten in der Türkei.

Multiperspektivität – Die S*S beurteilen historische Situationen und Ereignisse aus unter­schied­lichen Perspektiven.

Kontroversität – Sie reflektieren historische Urteile und die Koexistenz unterschiedlicher Unrteile.

Integration-Exklusion – Die Unterrichtseinheit hilft den S*S dabei, historische Bedingungen heutiger Identitätskonstruktionen zu ergründen.

Didaktische Perspektive

Im Rahmen der Unterrichtseinheit befassen sich die S*S anhand des Beispiels der Sprache Ladino mit kultureller Vielfalt und Verflechtungen. Sie nähern sich dem Unterrichtsgegenstand über visuelle und auditive Ausdrucksformen an und werden so ange­regt, sich über verschie­dene Wahrnehmungs­formen (praktisch wie auch theoretisch) mit kultu­rel­len Begegnungen ausein­an­der­zusetzen. Auch die Arbeit mit Objekten spielt in der Unterrichtseinheit eine zentrale Rolle. Gegenstände wie ein osmanischer Kalender, eine Käsesorte oder Musikstücke dienen nicht nur als illustrative Beispiele, sondern als historische Quellen und Ausdruck kultureller Praktiken. Sie ermöglichen es den S*S, sich durch sinnliche Zugänge kulturelle Verflechtungen kennenzulernen. Auf diese Weise werden abstrakte Konzepte wie Identität, Erinnerung und Migration konkret erfahrbar und diskutierbar gemacht.

Die Mehrsprachigkeit der Unterrichtseinheit ermöglicht es nicht nur, Materialien daraus im herkunfts­sprachlichen Unterricht einzusetzen, sondern bietet für den Geschichtsunterricht die Möglichkeit, Mehrsprachigkeit als Ressource zu nutzen und die Mehrsprachigkeit von S*S als etwas Positives hervorzuheben. Zudem soll dazu angeregt werden, das Thema parallel, sowohl im Geschichts- oder Politikunterricht als auch im herkunftssprachlichen Unterricht zu behandeln. In der türkischen Version gibt es darüber hinaus auch ein zusätzliches Material für den herkunftssprachlichen Unterricht in Türkisch.

Die Unterrichtseinheit hat eine Sprache im Zentrum und es werden an verschiedenen Stellen Audio-Beispiele eingesetzt. Da es hierbei vorrangig nicht um den Inhalt, sondern den Klang von Musik und Sprache geht, können S*S mit eingeschränktem Hörvermögen an bestimmten kleineren Impuls-Übungen nicht teilhaben. Die Lehrkraft überlegt sich, wie sie damit umgehen soll und bespricht dies mit Kolleg*innen und ggf. Sozialarbeiter*innen an der Schule. Sie kann auch betreffende S*S im Voraus ansprechen und sich gemeinsam mit ihnen, ggf. unter Einbezug der Eltern, verständigen, wie sie damit am besten umgehen. Diese Übungen sind nur als Einstiege oder Einordnung vorgesehen, der Inhalt der Unterrichtseinheit ist auch ohne sie verständlich. Für Videos mit längere Textanteilen, bei denen der Inhalt relevant ist, stehen Transkripte bereit, sodass sie ihn sich durch Lesen erschließen können.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.