Die Macht der Sprache und Political Correctness
Umgang mit Sprache in rassistischen Verhältnissen
Sachinformation
Worum geht es?
In diesen Unterrichtsmaterial werden die S*S zunächst für die Viel- und Mehrdeutigkeit der Sprache sensibilisiert und darüber informiert, wie historisch gewachsene rassistische Machtverhältnisse sich in der heutigen Sprache abbilden. Durch selbstentworfene Rollenspiele wird vergegenwärtigt, wie Sprache durch Ausgrenzung vs. Partizipation, Abwertung vs. Anerkennung Realitäten schaffen kann. Als Input dienen Videos und Texte von überwiegend Autor*innen of Colour, die als Sprechende mit Rassismuserfahrung unterschiedliche Aspekte der sprachlichen Hegemonie kritisieren. Alltagsrassismus, Kolonialismus und sein Fortwirken bis heute, Definitionsmacht und verbale Gewalt werden hierbei thematisiert. Dieser Perspektivwechsel ist die Voraussetzung für die anschließende Diskussion des Konzeptes der Political Correctness als ein Recht auf Schutz einerseits und Dethematisierung und Kaschierung rassistischer Verhältnisse andererseits.
Ziel ist es, die kritische Analysefähigkeit der S*S in Bezug auf allgemeine Sprachverwendung zu schärfen sowie einen reflexiven Umgang mit dem eigenen Sprachgebrauch anzuregen. Um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen, sollte das Thema im weiteren Unterrichtsverlauf stets mitgedacht werden. Diese Unterrichtseinheit kann nur als ein Anstoß für einen (lebens-)langen Prozess verstanden werden. Das erste Ziel ist also eine Irritation der als Norm verstandenen Sprachverwendung zu erreichen. Es sollte eine Atmosphäre in der Klasse geschaffen werden, in der die Jugendlichen über ihre Irritationen offen sprechen können. Für solche Gespräche sollte nach Möglichkeit genug Zeit eingeplant werden. Gleichzeitig hat die Lehrkraft unbedingt dafür zu sorgen, dass das Sprechen stets auf eine respektvolle Weise allen Teilnehmenden gegenüber geschieht, ohne dass Rassismus und Diskriminierung sprachlich reproduziert werden.
Welche Materialien werden verwendet?
Wer spricht? In diesem Unterrichtskonzept sprechen überwiegend Autor*innen of Colour über rassistischen Gebrauch der deutschen Sprache. Ein szenisches Rollenspiel von Sidney Frenz (Material 3) beschäftigt sich mit der Frage „Woher kommen Sie?“ und ihrer Wirkung auf Schwarze Deutsche. In den Materialien 6 und 7 werden klare Positionen zu der Verwendung von verletzender Sprache offengelegt und die Auswirkungen abwertender Bezeichnungen thematisiert. Das Gedicht von Philipp Khabo Koepsell setzt sich mit der Funktion rassistischer Abwertung durch koloniale sprachliche Konstrukte über „Afrika“ auseinander (Material 10 und 11). In die hierbei kritisierten Begriffe wird eine Einführung geboten und ein Bezug zu diskursiven Äußerungen (in) der Gesellschaft hergestellt (Material 9). In höheren Klassen können rassismuskritische Nachschlagewerke und weitere Hintergrundtexte zur historischen und gegenwärtigen Bedeutung dieser Sprachkonstrukte (siehe weiterführende Literatur) hinzugezogen werden.
Zum Abschluss liefert ein Autorinnentext von Elina Marmer (Material 12) eine kurze Zusammenfassung zum Konzept Politische Korrektheit.
Materialien
Material 1: Sachtext – Handreichung für Lehrkräfte
Material 2: Poster – Vorlage Deutungsmöglichkeiten
Material 3: Video – “Shit some white Germans say to Black Germans“
Material 4: Arbeitsblatt – Sprache und ihre Deutungsmöglichkeiten
Material 5: Impuls – Ergänzungen zu Diskussion und Rollenspiel (nur für Lehrkräfte)
Material 6: Zitate – Stimmen zu verletzender Sprache
Material 7: Video – So haben junge Menschen das N-Wort zum ersten Mal gehört
Material 8: Arbeitsblatt – Diskriminierende Sprache
Material 9: Glossar – Sprache
Material 10: Transkript – „Rassismus“
Material 11: Video – Rassismus und die deutsche Spache
Material 12: Sachtext – Was ist Political Correctness?
Material 13: Arbeitsblatt – “Political Correctness”
Weiterführende Literatur
Ofuatey-Alazard, Nadja und Arndt, Susan (Hg.). Wie Rassismus aus Wörtern spricht: (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk, Münster: Unrast, 2011.
Nduka-Agwu, Adibeli und Hornscheidt, Antje. Rassismus auf gut Deutsch: Ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen, Frankfurt/M.: Brandes & Apsel, 2010.
Sow, Noah. Deutschland Schwarz Weiß: Der Alltägliche Rassismus. München: C. Bertelsmann, 2008.
Kilomba, Grada. „Das N-Wort“, in: Afrikanische Diaspora in Deutschland. Bundeszentrale für politische Bildung, 3.06 2009. Zuletzt geprüft am 24.08.2021, http://www.bpb.de/themen/B89NS4,0,Das_NWort.html.
Ogette, Tupoka. „Woher kommst du? Ich meine wirklich?“, in: MiGAZIN, 13.11.2014. Zuletzt geprüft am 24.08.2021, http://www.migazin.de/2014/11/13/woher-kommst-du-ich-meine-wirklich/.
AntiDiskriminierungsBüro (ADB) Köln/Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. (Hg.). „Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch: Handreichung für Journalist*innen“, www.oegg.de/index.php?de_ab-2008, zuletzt geprüft am 24.08.2021.
Autor*innenKollektiv. Rassismuskritischer Leitfaden zur Reflexion bestehender und Erstellung neuer didaktischer Lehr- und Lernmaterialien für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit zu Schwarzsein, Afrika und afrikanischer Diaspora. Elina Marmer und Projekt Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel (LEO) beim Amt für Weiterbildung und Kultur des Bezirksamtes Berlin Mitte (Hg.), 2015.
Marmer, Elina und Sow, Papa (Hg.). Wie Rassismus aus Schulbüchern spricht: Kritische Auseinandersetzung mit »Afrika«-Bildern und Schwarz-Weiß-¬Konstruktionen in der Schule – Ursachen, Auswirkungen und Handlungsansätze für die pädagogische Praxis, Weinheim und Basel: Beltz Juventa, 2015.
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