Du sollst dir (k)ein Bild machen!

Umgang mit Bildern im Islam

Von: Naciye Kamcili-Yildiz

Sachinformation

Worum geht es?

Das Modul widmet sich der Frage, welche Aspekte bildnerischer Darstellungen in der islamischen Tradition warum problematisiert wurden. Koranische Vorstellungen vom Bildermachen sind eng mit Abkehr von der Götterverehrung vorislamischer Zeiten verbunden. Die Anbetung von Bildern des Propheten (oder gar Gottes) wurden daher zu jeder Zeit abgelehnt und Bilder von Gott sind ein völliges Tabu. Allerdings wurde der Prophet Muhammad in der Miniatur-Kunst, einer aus Persien stammenden Kunstrichtung abgebildet. Darstellungen des Propheten sind hier ab dem 13. Jahrhundert nachweisbar. In den kleinen Papierzeichnungen, die in Bilderalben gesammelt wurden oder als Buchillustrationen erstellt wurden, ist das Gesicht des Propheten allerdings häufig hinter einem Schleier verborgen oder durch eine Flamme symbolisiert. Bilder von Menschen und selbst vom Propheten existierten in der islamischen Geschichte also durchaus. Die dänischen und französischen Mohammedkarrikaturen wurden jedoch nicht nur als Darstellungen sondern vor allem als beleidigende Darstellungen des Propheten verstanden und dies löste weltweit unter Muslim*innen hetigen Widerspruch aus.

Das Modul bietet den S*S die Möglichkeit, sich mit einer aktuellen Problemstellung durch eine historische und theologische Herangehensweise auseinanderzusetzen. Ausgehend von der theologischen Vorstellung des Schöpfergottes, dessen Gestalt der menschliche Verstand nicht erfassen kann, und der Abkehr von der vorislamischen Götzenabetung geht es auf die Besonderheiten der islamischen Kunst ein. Während im Christentum Bilder eine zentrale Bedeutung bis in die religiöse Praxis hinein entfalten, entwickelten muslimische Künstler*innen Kalligrafien, Miniaturen und reiche, abstrakte Ornamentik.

 

Welche Materialien werden verwendet?

Die Hinführung zum Thema erfolgt durch eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Abbildungen Muhammads (Material 1), mithilfe derer die Darstellung des Propheten diskutiert und hinterfragt werden soll. Die S*S äußern erste Gedanken und Assoziationen im Rahmen eines stummen Impulses. Danach eröffnet die Lehrkraft ein erstes Unterrichtsgespräch und leitet zur Problemstellung über. Die S*S machen sich mit der Vielfalt an Kalligraphie und Ornamentik vertraut (Material 3). Daran anschließend sollen Texte (Materialien 2 und 4) den S*S die notwendigen Hintergrundinformationen darüber geben, wie im historischen Kontext und theologisch begründet die malerische Zeichnung des Propheten aus islamischer Sicht eingeschätzt wurde. Dabei werden unterschiedliche Meinungen der Gelehrten herausgearbeitet. Ein Schaubild und ein Arbeitsblatt sollen diese Einheit abschließen (Materialien 5 und 6).

In der letzten Einheit geht es dann um die Problematisierung der Muhammad-Karikaturen und die Bedeutung des Propheten für Muslim*innen in der Gegenwart. Ausgehend von einem kurzen Videobeitrag (Materialien 7 und 8) wird Mohammeds Vorbildfunktion für Muslim*innen im letzten Abschnitt dieses Unterrichtsmoduls erarbeitet. Dabei wird deutlich, dass es bei dem Karikaturenstreit nicht um die Darstellung des Propheten an sich, sondern um seine diffamierend empfundene Darstellung ging. Ein letzter Text soll helfen, die Bedeutung des Propheten Mohammed besser nachvollziehen zu können (Material 9). Ziel dieses Moduls ist die Vermittlung von Wissen über das Bilderverbot im Islam und die damit verbundene Bedeutung des Propheten Mohammed für den Islam und Muslim*innen.

 

Materialien:

Material 1:       Impuls – Abbildungen Muhammads

Material 2:       Zeitungsartikel – Persische Miniaturkunst

Material 3:      Bilder – Bildlich-sakrale Gestaltungen

Material 4:      Sachtext – Der Islam, Religion des Bilderverbots?

Material 5:      Schaubild – Der Islam, Religion des Bilderverbots?

Material 6:      Arbeitsblatt – Kirche und Bilder

Material 7:      Video – Draw the Prophet – Geliebter Prophet

Material 8:      Transkript zum Video – Geliebter Prophet

Material 9:      Sachtext – Bedeutung des Propheten Muhammad

 

Weiterführende Literatur

Gärtner, Claudia. Interreligiöses Lernen mit Bildern, Paderborn: Schöningh, 2015.

Lerch, Wolfgang Günther. „Gibt es ein Bilderverbot?“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.01.2015. Zuletzt geprüft am 18.03.2021, http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/auslegung-des-korans-gibt-es-ein-bilderverbot-im-islam-13357842.html.

Naef, Sylvia. Bilder und Bilderverbot im Islam, München: C.H.Beck Verlag, 2007.

Schröder, Bernd, Behr, Harry Harun und Krochmalnik, Daniel (Hg.). „Du sollst dir kein Bildnis machen …“, Bilderverbot und Bilddidaktik im jüdischen, christlichen und islamischen Religionsunterricht, Leipzig: Frank & Timme, 2013.

Wiegelmann, Lucas. „Der Mythos vom Mohammed-Darstellungsverbot“, in: Die Welt, 13.01.2015. Zuletzt geprüft am 18.03.2021, http://www.welt.de/kultur/article136302338/Der-Mythos-vom-Mohammed-Darstellungsverbot.html vom 13.01.2015.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.