Ich … du … wir!

Rollenbilder und Rollenerwartungen in der Migrationsgesellschaft

Von: Christian Czyborra
Didaktisierung: Juliane Zickuhr

Sachinformation

Worum geht es?

Der Umgang mit Rollenbildern und Rollenerwartungen ist für viele Jugendliche eine große Herausforderung. Eine solche Auseinandersetzung berührt das eigene Selbstverständnis, aber auch das Verhältnis zu Gleichaltrigen, der Familie und der weiteren gesellschaftlichen Umwelt. Die Beschäftigung mit Rollenbildern ist eine Beschäftigung mit gesellschaftlicher Differenz und gesellschaftlichem Wandel. Diese Herausforderung betrifft Jugendliche unterschiedlicher Herkunft und Religionszugehörigkeit und ist daher ein zentrales Thema im Alltag von Migrationsgesellschaften.  

In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, sich aktuelle Studien über die Einstellungen von jungen Muslimen und Jugendlichen mit Migrationsbiographien zu vergegenwärtigen. Diese Studien wiederlegen eine vielfach geäußerte Einschätzung, nach der junge Migranten wesentlich durch tradierte Werte und Normen der Eltern und Großeltern geprägt seien. Dagegen betonen neuere Umfragen und Untersuchungen die Flexibilität und Kontextabhängigkeit von Rollenbildern und -erwartungen. Das Selbstverständnis von jungen Muslimen und Migranten wird danach ganz wesentlich auch durch die Bedingungen vor Ort, also in Deutschland, beeinflusst. Junge Muslime und Migranten sind insofern eben zunächst einmal Jugendliche und junge Erwachsene, die im deutschen Alltag sozialisiert wurden. 


Welche Materialien werden verwendet?

Die in diesem Unterrichtsmodul verwendeten Materialien bedienen sich der Kenntnisse und Erlebnisse von Jugendlichen. Sie thematisieren Geschlechterrollen, das Verhältnis zur Elterngeneration, Berufsperspektiven und Fragen von Partnerschaft und Sexualität.

In der Auseinandersetzung mit Fotos wird hier die Bedeutung von eigenen Bildern (und eventuell Vorurteilen) sichtbar, die unsere Wahrnehmung von anderen ohne Kenntnis der Person und ihrer Biographie vorbestimmen. (Material 1)

Ein Hintergrundtext über den Begriff des "neuen Mannes" liefert schließlich die notwendigen Informationen, um Rollenbilder und -erwartungen einzuordnen und zu kontextualisieren. (Material 6)

Durch die Auswahl einer Quelle, die von einer jungen deutschen Muslimin verfasst wurde und in der Erfahrungen und Erwartungen von muslimischen Frauen wiedergegeben werden, erhalten die SuS einen Einblick in die Lebenswelten von jungen Muslimen und vergleichen diese mit eigenen Orientierungen und Konflikten. (Material 7) Abschließend liefert ein Video über ein Projekt junger muslimischer Männer eine weitere Perspektive, in der unterschiedliche Rollenerwartungen und damit verbundene Konflikte vorgestellt werden. (Material 8) Muslimische Lebenswelten werden hier als Lebenswelten in Deutschland sichtbar, die sich nur bedingt auf religiöse Überzeugungen zurückführen lassen.  


Weiterführende Literatur

  • Dissens e.V. & Katharina Debus, Bernard Könnecke, Klaus Schwerma, Olaf Stuve, Geschlechterreflektierte Arbeit mit Jungen an der Schule: Texte zu Pädagogik und Fortbildung rund um Jungenarbeit, Geschlecht und Bildung, Berlin 2012. (online)
  • Mannsbilder, Aus Politik und Zeitgeschichte, 40/2012. (online)
  • Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage, Fatma ist emanzipiert, Michael ein Macho!? Geschlechterrollen im Wandel, Berlin 2011.
  • "Sinus-Studie: Lebenswelten von Migranten in Deutschland", Newsletter Migration & Bevölkerung 9/2007. (online)

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.