Neue Unterrichtseinheit zu jüdischem und nicht-jüdischem Widerstand im Nationalsozialismus
Verschiedene Schulbuchanalysen des Leibniz-Institut für Bildugsmedien | Georg-Eckert-Institut haben hervorgebracht, dass Jüd*innen und andere durch Nationalsozialist*innen verfolgte Bevölkerungsgruppen vorrangig passiv dargestellt werden und ihre agency keine Rolle spielt. Sie erscheinen meistens nur als Opfer. Größere Widerstandsaktionen und einzelne Persönlichkeiten oder Bewegungen, die sich gegen die Nationalsozialist*innen gewehrt haben, werden allerdings bereits im Schulunterricht thematisiert.
Dies neue Unterrichtseinheit „Widerstand gegen das NS-Regime: Die Geschichte von Herschel Grynszpan und seiner polnisch-jüdischen Familie“ setzt sich mit der Geschichte eines jungen Mannes auseinander, der durch ein Attentat auf das Unrecht, das polnischen Jüd*innen im Nationalsozialismus widerfuhr aufmerksam machte. Dieses wurde durch Hitler und seine Gefolgsleute in ihrer Propaganda funktionalisiert. In insgesamt fünf Unterrichtsstunden befassen sich die Schüler*innen mit den geschichtlichen Hintergründen, wozu sowohl die sogenannte „Polenaktion“ von 1938 wie auch die Familiengeschichte von Herschel Grynszpan gehört. Darüber hinaus setzen sie sich mit der Frage auseinander, was genau Widerstand ist und was ihn legitimiert oder nicht. Zwei optionale Exkurse thematisieren polnische Widerstandsbewegungen.
Die Unterrichtseinheit ist im Rahmen des Projektes „Vielfaltsgeschichten aus der Ukraine, Polen und der Türkei: Lokalgeschichte als didaktischer Zugang für das historische Lernen“ entstanden, das von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wurde. Es gibt eine deutschsprachige Version, die im Geschichtsunterricht eingesetzt werden kann und in Kürze folgt eine polnischsprachige Version, die parallel dazu im herkunftssprachlichen Unterricht verwendet werden kann. Auch in der deutschen Version werden originalsprachliche Quellen und Texte auf Polnisch (zusätzlich zu ihren deutschen Übersetzungen) bereitgestellt, um Lehrkräften die Möglichkeit zu geben, die Mehrsprachigkeit von polnischsprachigen Schüler*innen wertschätzend in den Unterricht mit einzubinden.