Deportation von der Krim
Das Schicksal der Krimtatar*innen
Sprache: Deutsch

Ablaufplan
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Stunde 1: Die Krim als Mutterland der Krimtatar*innen
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Lernziele
- Die Schüler*innen (S*S) verstehen die Geschichte der Krim-Halbinsel als Mutterland der Krimtatar*innen.
- Sie kennen die Konzepte von Indigenen und Minderheiten.
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Vorbereitung
- Die technischen Voraussetzungen für die Projektion des Videos (Material 2) und des Zitates (Material 5) sind sichergestellt.
- Die Lehrkraft bereitet das Quiz (Material 1) vor.
- Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien der Materialien 3 und 4 an.
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1 . Einstieg
Dauer 5 min- Die Lehrkraft beginnt die Unterrichtsstunde (ohne den S*S das Thema zu nennen) mit einem kleinen Quiz (Material 1).
- Die S*S sollen raten, um welchen Ort es geht.
- Im Anschluss an das Quiz erklärt die Lehrkraft das Thema der Unterrichtseinheit und gibt folgende Hintergrundinformationen weiter:
Die Krim, früher auch Taurius oder Gazaria genannt, ist eine Halbinsel an der nördlichen Küste des Schwarzen Meeres, umgeben von dem Asowschen Meer. Das Khanat der Krim* deckte nicht nur das Gebiet der Krim-Halbinsel ab, sondern auch Teile der Steppe der nördlichen Schwarzmeerregion und das Kuban-Gebiet.
Bis in die Frühe Neuzeit wurde die Krim als Taurische Halbinsel bezeichnet. Diese Stellte eine Grenze zwischen dem Meer und der Steppe dar. Die Griechen kolonisierten den südlichen Rand, wurden aber vom Römischen und Byzantischen Reich und deren Nachfolgestaaten eingenommen – die griechische Kultur blieb jedoch. Einige Städte wurden Handelskolonien der Genueser Kolonien, bis sie vom Osmanischen Reich erobert wurden.
Im 14. Jahrhundert wurde die Halbinsel Teil der Goldenen Horde** und das Khanat der Krim wurde zum Nachfolgestaat. Im 15. Jahrhundert fiel die Krim unter die Kontrolle des Osmanischen Reiches. Während dieser Zeit wurden durch Russland und Polen-Litauen kontrollierte Gebiete oft zum Ziel von Raubzügen. 1783 annektierte das Russische Kaiserreich die Krim, nach einem vorangegangenen Krieg mit der Türkei.
Im Jahr 1954 wurde die Krim von der sowjetischen Regierung der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik unterstellt.
2014 wurde die Halbinsel von russischen Kräften unter Zwang annektiert; die meisten Länder erkennen die Krim aber nach wie vor als ukrainisches Gebiet an.
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2 . Medienanalyse
Dauer 15 min- Die Lehrkraft spielt das Video in Material 2 ab und erklärt den S*S, dass sie später ein Transkript des Textes bekommen werden, nun aber erst einmal die ersten Eindrücke wichtig sind.
- Nachdem die Lehrkraft das Video gezeigt hat, bittet sie die S*S, ihre ersten Eindrücke zu teilen.
- Impulse:
> Worum geht es in dem Video?
> Was habt ihr gesehen?
> Welches Bild vermittelt es von der Krim? - Im Anschluss verteilt die Lehrkraft das Transkript (Material 3) zum Video und das Arbeitsblatt (Material 4), bittet die S*S acht Arbeitsgruppen zu bilden und sich dann gemeinsam einen Charakter auszuwählen, zu dem sie in der Gruppe arbeiten wollen. Die beiden Kinder sollten gemeinsam bearbeitet werden.
- Die Lehrkraft stellt sicher, dass die Gruppen etwa gleich groß sind und motiviert einzelne S*S – wenn nötig – die Gruppe zu wechseln. Jede Gruppe hat Zugang zu einem Computer, Laptop oder Tablet mit Internetzugang, um ihren Charakter noch einmal anzusehen.
- Die Gruppen bearbeiten den Auftrag vom Arbeitsblatt (Material 4).
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3 . Ergebnispräsentation
Dauer 15 min- Die Lehrkraft bittet die Gruppen ihre Ergebnisse zu präsentieren. Nach jeder Präsentation haben die anderen Gruppen die Möglichkeit, kurz zu kommentieren.
- Die Lehrkraft bitte die S*S, den Zweck des Videos zu kommentieren.
- Erwartungshorizont:
Das Video fördert die Wahrnehmung der Identität und Kultur der Tatar*innen. Sie sind eine Minderheit in ihrem Land und Minderheiten erfahren oft Unterdrückung. Um mit der Nation, in der sie leben interagieren zu können, müssen Minderheiten in der Regel die Sprachen des jeweiligen Nationalstaates sprechen. Spätere Generationen lernen so möglicherweise gar nicht mehr die Sprache der Minderheit. Daher werden Programmen zur Förderung der Identität, Kultur und Sprache von Minderheiten ins Leben gerufen.
Mit Hilfe der Diskussion kann die Lehrkraft feststellen, wie sehr die S*S das Video kontextualisieren und ob ihnen aufgefallen ist, dass es vom Außenministerium von Estland gefördert wurde. Oft werden Minderheiten in ihren eigenen Ländern marginalisiert und es gibt verschiedene Initiativen, die nicht nur Minderheiten im eigenen Land unterstützen, sondern ganz allgemein. Unterstützer*innen von Minderheiten können auch Fördermittel beantragen, um einzelne Initiativen zu realisieren. Das Herausgabedatum des Videos verweist darauf, dass es zweifelsohne mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch die Russen zusammenhängt. Es kann auch als Zeichen der Solidarität der estnischen Regierung für die Ukraine und/oder die Krimtatar*innen gewertet werden.
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4 . Ergebnissicherung
Dauer 10 min- Die Lehrkraft ruft in Erinnerung, dass zu Beginn des Videos der Menschenrechtsaktivist Sinaver Kadırov die Krimtatar*innen als indigene Bevölkerung der Krim bezeichnet. Die Lehrkraft fragt die S*S, ob jemand die Bedeutung dessen erklären möchte und zeigt die Definition (Material 5).
- Die Lehrkraft bittet die S*S Aspekte aufzuzählen, die die Krimtatar*innen als indigene Bevölkerung der Halbinsel klassifizieren.
- Nach dieser Einordnung informiert die Lehrkraft die S*S, dass es verschiedene Theorien bezüglich des Ursprungs der Krimtatar*innen gibt. Eine davon besagt, dass sie die Nachfahren verschiedene Völker, die auf der Halbinsel lebten, sind. Andere sagen, dass sie diese erobert haben. Die letzte Theorie würde die Idee, dass sie die indigene Bevölkerung der Krim sind nicht unterstützen. Allerdings betont die Definition von indigenen Gesellschaften auch, dass diese sich als anders als andere Gesellschaftsmitglieder, die nun in dem Gebiet leben, empfinden. Daher sind sie bestrebt, ihre ethnische Identität zu bewahren. Ganz egal welche der beiden Theorien auf die Krimtatar*innen zutrifft, sie sind eine Minderheit in der Ukraine und daher würden ihre Sprache, Kultur und Identität als Krimtatar*innen Gefahr laufen zu verschwinden, wenn sie nicht aktiv bewahrt werden würden (wenn notwendig auch mit der Hilfe von Fördermitteln usw. von internationalen Organisationen). Zudem sind Krimtatar*innen in der Ukraine offiziell als indigene Bevölkerung der Krim-Halbinsel anerkannt.
- Hinweis:
Die Lehrkraft stellt während der Diskussion sicher, dass die Absicht, die Kultur, Sprache und Identität zu bewahren immer von der entsprechenden Gruppe selbst kommen und nicht von außen von dieser erwartet werden sollte. Niemand sollte eine ethnische Gruppe dazu drängen, bestimmte Aspekte ihrer Kultur, bestimmte Bräuche etc. zu bewahren. Gemeinschaften und Gesellschaften verändern sich fortwährend, übernehmen bestimmte kulturelle Ausdrücke, Bräuche, Traditionen und trennen sich von anderen. Auch indigene Gemeinschaften, Angehörige von Minderheiten können einfach so leben wie alle anderen in dem Land und sollten nicht zwangsläufig von anderen Gesellschaftsmitgliedern unterschieden werden. Abstammung bestimmt nicht zwangsläufig wer wir sind. Wir können unsere Abstammung oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie aber auch als etwas sehr Wichtiges empfinden. Indigene Gemeinschaften können es ebenso als sehr bedeutsam wahrnehmen, dass ihre Vorfahren und ihre eigenen Familien bestimmte Traditionen usw. haben, die sich von anderen Gesellschaftsmitglieder unterschieden. Ein spezifischer Aspekt des Indigen-Seins ist, dass die Betreffenden selbst (oder zumindest ihre Vorfahren) oft Marginalisierung und Diskriminierung erfahren, was auch familiäre Traumata auslösen kann, die über sehr lange Zeiträume präsent sein und von Generation zu Generation weiterleben können.
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Stunde 2: Bewohner*innen der Krim
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Lernziele
- Die S*S vertiefen ihr Wissen über die Geschichte und Bewohner*innen der Krim.
- Sie gewinnen ein Verständnis für Freiheit und Unfreiheit.
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Vorbereitung
- Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopie von Material 6 und 7 an.
- Sie öffnet eine Navigationsapp oder -programm (z.B. Google Maps), sucht die Krim und verkleinert die Perspektive, sodass die Region um die Halbinsel herum einschließlich der Mittelmeerregion und Westasien sichtbar sind. Diese Ansicht projiziert die Lehrkraft ans Whiteboard oder eine weiße Wand, sodass jede*r Schüler*in sie sehen kann. Ist dies nicht möglich, kann sie die Ansicht ausdrucken und projizieren.
- Die technischen Voraussetzungen zur Projektion der Abbildung in Material 8 sind sichergestellt.
- Ggf. sieht sich die Lehrkraft die Definition des Begriffes „Deportation“ in Material 15 an, um auf Rückfragen der S*S vorbereitet zu sein. Es kommt allerdings erst in der 4. Stunde zum Einsatz.
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5 . Einführung
Dauer 5 min- Die Lehrkraft beginnt die Stunde mit folgenden Fragen:
> Wisst ihr, wer früher auf der Krim gelebt hat?
> Warum war die Krim immer für verschiedene Ethnien und Kulturen wichtig? - Die Lehrkraft zeigt die Abbildung der Krim in der Navigationsapp oder dem programm und bittet die S*S, noch einmal Überlegungen zur zweiten Frage anzustellen und diese zu äußern.
- Erwartungshorizont:
Wenn die S*S die Landkarte betrachten fällt ihnen ggf. die geografische günstige Lage der Krim als Verbindung zwischen Asien und Europa auf und strategisch wichtiger Ausgangspunkt für die Kontrolle des Schwarzen Meeres auf.
- Die Lehrkraft beginnt die Stunde mit folgenden Fragen:
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6 . Arbeitsphase I
Dauer 20 min- Die Lehrkraft verteilt Kopie des Sachtextes (Material 6) und bittet die S*S die Aufgaben dazu in Kleingruppen zu bearbeiten.
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7 . Ergebnispräsentation
Dauer 5 min- Die Lehrkraft bittet die S*S alle Bevölkerungsgruppen aufzuzählen, die im Laufe der Geschichte auf der Krim lebte, um so einen Eindruck von der multi-ethnischen Atmosphäre auf der Halbinsel zu bekommen.
- Die Lehrkraft betont, dass Krimtatar*innen – trotz Deportation und Diskriminierung – in der Lage waren, nationale Eliten zu entwickeln, die bereit sind, die Interessen ihres Volkes zu vertreten.
- Hinweis:
Sofern die S*S fragen, was der Begriff Deportation bedeutet, erklärt die Lehrkraft diesen auf Grundlage der Definition in Material 15. Dort wird er von Vertreibung abgegrenzt, daher ist es nicht sinnvoll, ihn mit Vertreibung zu übersetzen.
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8 . Arbeitsphase II
Dauer 10 min- Die Lehrkraft bittet die S*S sich als Paare zusammenzufinden und verteilt das Arbeitsblatt (Material 7).
- Freiwillige können ihre Ergebnisse anschließend mit der Klasse teilen.
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9 . Ergebnissicherung
Dauer 5 min- Die Lehrkraft projiziert das Symbol der Tatar*innen (Material 8) ans Whiteboard oder eine weiße Wand und bittet die S*S nacheinander jeweils einen Aspekt zu nennen, den sie über Tatar*innen gelernt haben.
- Im Anschluss erklärt die Lehrkraft die Bedeutung der krimtatarischen Flagge:
Der Dreizack – tarak-tamga – symbolisiert eine Waage, ein Zeichen für Gerechtigkeit. Blau ist die traditionelle Farbe der Turkbevölkerung, die einen wolkenlosen Himmel und damit Freiheit symbolisiert.
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Stunde 3: Deportation im Zweiten Weltkrieg
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Lernziele
- Die S*S verstehen, dass Tatar*innen und andere ethnische Gruppen von der Krim deportiert wurden und dieselben Gruppen in der Geschichte von unterschiedlichen Regimen diskriminiert wurden.
- Sie befassen sich mit historischen Quellen und lernen verschiedene Analysestrategien kennen.
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Vorbereitung
- Die technischen Voraussetzungen zum Projizieren von Material 9 sind sichergestellt.
- In dieser Unterrichtsstunde wird Gruppenarbeit durchgeführt, für die es drei verschiedene Ansätze gibt. Variante A ist am komplexesten und zielt auf die Analyse einer historischen Quelle (Material 11)ab. Hierbei handelt es sich um ein Dokument in kyrillischer Schrift, sodass die meisten S*S diesen Brief nicht lesen können und eine Möglichkeit finden müssen, um sich den Inhalt zu erschließen. Die Quelle kann aber auch ausschließlich von russisch-sprachigen S*S analysiert werden. Variante B ist ein Diagramm (Material 12) mit wenig kyrillischer Schrift. Somit ist die Aufgabe weniger komplex. Variante C ist eine Statistik auf Englisch (Material 13), sodass die Interpretation am einfachsten ist. Zur Vorbereitung auf die Stunde entscheidet die Lehrkraft, ob sie alle drei Varianten für verschiedene Gruppen verwenden möchte, zwei oder nur eine davon. Sie überlegt, wie sie die Gruppenfindungsphase gestalten möchte. Wenn es S*S gibt, die kyrillische Buchstaben lesen können, dann können diese eine besondere Rolle als Expert*innen zugewiesen bekommen, die andere S*S während der Gruppenarbeit beraten. Dies sollte unbedingt mit ihnen im Vorwege abgesprochen werden und nur freiwillig erfolgen. Sofern mehrere S*S den Inhalt verstehen können, besteht auch die Möglichkeit, dass diese auch eine gesonderte Gruppe bilden, die sich stärker auf die Hintergrundinformationen in russischer und ukrainischer Forschung konzentrieren.
- Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien des Sachtextes (Material 10) und der Materialien für die Gruppenarbeit (Material 11, 12 und 13) an.
- Arbeitsplätze mit der Möglichkeit für Internetrecherchen stehen für die Gruppenarbeit zur Verfügung.
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10 . Einführung
Dauer 5 min- Die Lehrkraft projiziert die Landkarte (Material 9) und kündigt an, dass es in dieser Stunde um etwas geht, das in dieser Landkarte zu sehen ist.
- Sie bittet die S*S zu erörtern, worum es in der Landkarte geht.
- Hinweis:
Die Lehrkraft bittet S*S, die kyrillische Buchstaben lesen können, ihre Kenntnisse zunächst für sich zu behalten und die anderen erst einmal überlegen zu lassen. Nach einer Weile kann die Lehrkraft sie dann bitten, bei der Interpretation behilflich zu sein. Dies kann ein Zeichen der Wertschätzung für die Sprachkenntnisse einzelner S*S sein.
Die Lehrkraft kann auch auf die Kamera-Funktion in Übersetzungsapps (wie Google Lense) hinweisen, die hier weiterhelfen kann. - Erwartungshorizont:
Die S*S lernen hier Strategien kennen, wie sie sich Quellen nähern können, die Sprachen und Schriften enthalten, die sie nicht kennen. Außerdem lernen sie ein Instrument kennen, das ihnen hier behilflich sein können.
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11 . Arbeitsphase
Dauer 25 min- Die S*S bilden Kleingruppen (4-5 Personen). Jede Gruppe benötigt einen Arbeitsplatz mit einem internetfähigen Endgerät.
- Die Lehrkraft weist den Gruppen entweder jeweils ein Material (Materialien 12-14) mit einer passenden Komplexität zu oder stellt die Materialien zunächst kurz vor und lässt die Gruppen selbst entscheiden.
- Sie verteilt den Sachtext (Material 10) und bittet die S*S diesen zunächst in Stillarbeit zu lesen.
- Während die S*S lesen verteilt die Lehrkraft die jeweiligen Materialien für die Gruppenarbeit: Variante A (Material 11) für die komplexere Gruppenarbeit und/oder Variante B (Material 12) für eine weniger komplexe Gruppenarbeit und/oder Variante C (Material 13) für die am wenigsten komplexe Gruppenarbeit. Sie bittet die S*S in ihren Gruppen die Quellen zu analysieren, nachdem alle den Sachtext gelesen haben.
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12 . Ergebnispräsentation
Dauer 15 min- Die Gruppen präsentieren die Ergebnisse ihrer Analysen und diskutieren diese. Die Lehrkraft ergänzt ggf. Details und fragt nach oder korrigiert, wenn die Gruppe eine falsche Richtung einschlagen.
- Zur Info:
In der Quelle in Material 11 steht folgendes:
Zu den Vorbereitungen für die Operation der Umsiedlung des Sonderkontingents aus dem Gebiet der Disktrikte Yevpatoria und Dzhakoy auf der Krim am 4. Juni1944
1. Die Vorbereitungen für die Operation in den Distrikten Yevpatoria und Dzhakoy sind fast abgeschlossen
Pläne und Berechnungen für die Operation wurden fertiggestellt.
2. Am 4. Juni 1944 wurde ein Sonderkontingent für die Umsiedlung aus den Distrikten Yevpatoria und Dzhankoy geplant und wie folgt berechnet:
Insgesamt 7.708 Personen, 2.425 Familien
Dies schließt folgende Nationalitäten ein:
a) Armenier 2.837 Personen
b) Bulgaren 2.740 Personen
c) Griechen 2.131 Personen
Aus dem Disktrikt Yevpatoria wird allein folgendes Kontingent erfasst:
2.054 Personen, 749 Familien
Dies schließt folgende Nationalitäten ein:
a) Armenier 610 Personen
b) Bulgaren 200 Personen
c) Griechen 1.244 Personen
In dem Diagramm in Material 12 wird gezeigt, welche Bevölkerungsgruppen deportiert wurden. Mit 83,5% die meisten waren Krimtatar*innen, 7% Griech*innen, 5% Bulgar*innen, 4% Armenier*innen und 0,5% Deutsche
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Stunde 4: Deportation im Zweiten Weltkrieg (Teil 2)
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Lernziele
- Die S*S verstehen verschiedene Verhaltensstrategie während des Krieges und der Besetzung.
- Sie verstehen, wie das Prinzip der kollektiven Verantwortlichkeit durch die sowjetischen Herrscher in Bezug auf die Krimtatar*innen implementiert wurde.
- Die S*S sind in der Lage, sich eine Meinung über die Ereignisse zu bilden und ihren eigenen Standpunkt zu beziehen.
- Sie sind für Genozid und Diskriminierung auf der Grundlage von Ethnizität sensibilisiert, sodass der Unterricht die Bildung von Empathie, Selbstreflektion und Mitgefühl fördert.
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Vorbereitung
- Die technischen Voraussetzungen für die Projektion des Videos (Material 14) sind sichergestellt.
- Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien der Materialien 15 und 16 an.
- Arbeitsplätze mit Internetzugang für die Gruppenarbeit stehen zur Verfügung.
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13 . Einführung
Dauer 15 min- Die Lehrkraft zeigt das Video (Material 14).
- Hinweis:
Während das Video läuft, beobachtet die Lehrkraft die Reaktion der S*S aufmerksam und unterbricht das Video ggf. unauffällig, wenn sie merkt, dass S*S empfindlich oder sehr emotional darauf reagieren. Es werde Szenen der gewaltsamen Deportation gezeigt, die ggf. auf einzelne S*S retraumatisierend wirken können.
Sofern einzelne S*S die Szene selbst kennen, bittet die Lehrkraft sie zunächst ihr Wissen für sich zu behalten. - Die Lehrkraft bittet die S*S, das Video zu kommentieren.
- Impulse:
> Was habt ihr in dem Video gesehen?
> Was habt ihr gefühlt, als ihr das Video gesehen habt?
> Was hat der Produzent des Videos möglicherweise mit den Szenen beabsichtigt? Welche Absicht hat das Video?
> Es wurde am 6. April 2014 veröffentlicht. Was bedeutet das?
> Wie authentisch würdet ihr das Video einschätzen? - Erwartungshorizont:
Die S*S werden die Hauptaussage des Videos zunächst auf emotionaler Ebene wahrnehmen. Um damit umgehen zu können, werden in der Diskussion verschiedene Perspektiven beleuchtet, sodass sie beginnen, sich dem Video in einer medienkritischen Art zu nähern und auch über den Produktions- und Veröffentlichungskontext zu reflektieren.
Im Zuge der Diskussion sollte deutlich werden, dass es sich bei dem Video nicht um eine historische Quelle handelt, sondern um nachgestellte Szenen. Es wurde kurz nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim-Halbinsel durch die Russen am 18. März 2014 veröffentlicht.
Am Ende der Unterrichtsstunde werden die S*S herausfinden, warum die Szenen so authentisch wirken, auch wenn sie nur nachgestellt sind.
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14 . Arbeitsphase
Dauer 15 min- Die S*S bilden Gruppen. Sie erhalten die Definition von Deportation (Material 15) und die Arbeitsblätter (Material 16). Jede Gruppe hat einen Arbeitsplatz mit Internetzugang.
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15 . Vertiefung
Dauer 15 min- Eine Gruppe präsentiert kurz die Ergebnisse und die anderen vergleichen ihre eigenen damit. Sie ergänzen dort, wo sie mehr Informationen haben und diskutieren abweichende Erkenntnisse.
- Die Lehrkraft präsentiert das Video in Material 17. Da es auf Englisch ist, teilt sie die deutsche Übersetzung des Transkripts (Material 18) zum Mitlesen aus.
- Im Anschluss bittet die Lehrkraft die S*S den Inhalt zusammenzufassen und zu kommentieren. Wenn die S*S keinen Bezug zu dem Video zu Beginn der Stunde (Material 15) herstellen, dann fragt die Lehrkraft, ob sie zwischen beiden eine Verbindung erkennen.
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Stunde 5: Widerstand während des Zweiten Weltkriegs
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Lernziele
- Sie S*S wissen etwas über krimtatarischen Widerstand während des Zweiten Weltkriegs.
- Sie kennen die Geschichten wichtiger krimtatarischer Persönlichkeiten und lernen was es bedeutete, Krimtatar*in während des Zweiten Weltkriegs zu sein.
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Vorbereitung
- Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien der Materialien 19, 20 und 21 für die Gruppenarbeit an.
- Sie bereitet eine Mindmap (entweder für das Whiteboard oder digital) vor und legt Materialien bereit, damit die S*S diese befüllen können. Auf der rechten Seite sollte etwas Platz für Frage freigelassen werden. Die Mindmap wird auch in der nächsten Stunde benötigt.
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16 . Einführung
Dauer 5 min- Die Lehrkraft fragt die S*S: „Welche Qualitäten benötigt eine Person, um anderen Menschen in schwierigen Zeiten zu helfen?“
- Erwartungshorizont:
Die S*S stellen in der Diskussion fest, dass man kein Krieger im Schlachtfeld sein muss, um anderen Menschen in schwierigen Zeiten zu helfen. Mut, Leidenschaft und die Fähigkeit mit widrigen Umständen zurückzukommen können sich unterschiedlich manifestieren.
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17 . Arbeitsphase
Dauer 20 min- Die Lehrkraft teilt die Klasse in Kleingruppen ein und verteilt die Arbeitsblätter (Materialien 19, 20 und 21). In großen Klassen können jeweils zwei Gruppen am gleiche Material arbeiten.
- Die Gruppen bearbeiten die Aufgaben und bereiten die Präsentation ihrer Ergebnisse vor.
- Währenddessen bereitet die Lehrkraft die Mindmap vor.
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18 . Ergebnispräsentation
Dauer 15 min- Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse. Ein*e Schüler*in aus jeder Gruppe ergänzt die Mindmap mit Aspekten, die sie in ihren Texte gefunden haben und von denen sie ausgehen, dass sie eine Bedeutung für die krimtatarische Identität haben.
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19 . Abschluss
Dauer 5 min- Die Lehrkraft bittet die S*S sich vorzustellen, dass sie eine*n Zeitzeug*in der Deportation treffen würden. Welche Fragen würden sie ihr*ihm stellen?
- Die Lehrkraft oder ein*e Schüler*in notiert die Frage auf der rechten Seite der Mindmap. Die Ergebnisse sollten für die nächste Stunde gesichert werden.
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Stunde 6: Der steinige Weg zurück nach Hause
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Lernziele
- Die S*S lernen verschiedene Einstellungen der kommunistischen Autoritäten Krimtatar*innen und anderen deportierten Ethnien gegenüber kennen.
- Sie verstehen die Geschichte der Rückkehr der Krimtatar*innen und die Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit.
- Die S*S reflektieren das Trauma der Krimtatar*innen innerhalb der ukrainischen Geschichte.
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Vorbereitung
- Die Lehrkraft fertigt ausreichende Kopien der Materialien 22 und 24 an.
- Die technischen Voraussetzungen zur Projektion des Bildes (Material 23) und des Videos (Material 25) sind sichergestellt.
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20 . Einführung
Dauer 20 min- Die Lehrkraft verteilt den Text über die Rückkehr der Krimtatar*innen in ihre Heimat (Material 22) und bittet die S*S, ihn laut vorzulesen. Jeweils ein*e Schüler*in liest einen Absatz.
- Die Lehrkraft fragt die S*S: „Warum wollten die politischen Machthaber nicht, dass die Krimtatar*innen zurückkehrten? Hatten sie vielleicht Angst?“
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21 . Diskussion
Dauer 15 min- Die Lehrkraft projiziert das Foto von der Demonstration in Simferopol (Material 23) an das Whiteboard oder eine weiße Wand.
- Die Lehrkraft bittet die S*S zu beschreiben, was sie sehen und in einem zweiten Schritt über die Bedeutung zu diskutieren.
- Wenn sich die Diskussion zu sehr auf die Büste in der Mitte konzentriert, lenkt die Lehrkraft die Aufmerksamkeit dezent auf die Flaggen.
- Erwartungshorizont:
Während der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim veranstalteten Krimtatar*innen Massendemonstrationen. Die S*S sollten erkennen, dass die Demonstrant*innen sowohl die krimtatarische als auch die ukrainische Flagge tragen. - Die Lehrkraft ruft noch einmal in Erinnerung, dass Russland die Ukraine 2014 völkerrechtswidrig angeeignet hat. Aus diesem Grund begann der jüngste Angriffskrieg für Ukrainer*innen auch nicht 2022, sondern bereits 2014.
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22 . Abschluss
Dauer 10 min- Die Lehrkraft informiert die S*S darüber, dass ironischerweise die zweite russischen Besetzung der Krim dabei geholfen hat, die erste und der damit verbundene Genozid starker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Aber der Krieg, der im Jahr 2014 begann, ist ein Angriff auf die gesamte Ukraine und die Krimtatar*innen haben ihr eigenes Trauma innerhalb dieses Settings, das auch Überlappungen mit dem Traum der Vergangenheit hat und auf jeden Fall eine zusätzliche Dimension für sie, als nationale Minderheit, mit sich bringt.
- Die Lehrkraft verteilt den Songtext von „1944“ (Material 24) und zeigt das Video (Material 25). Die S*S sehen sich zunächst das Video an und können die Übersetzung des Textes im Anschluss ansehen, wenn sie sich für Details interessieren.
- Die Lehrkraft informiert die Klasse, dass Jamala Krimtatarin ist. Ihr Lied gewann im Jahr 2016 den Eurovision Song Contest.
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Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.